Bad Bramstedt. Mit großer Leidenschaft verbindet Ruth Jakobs, die neue Archivarin der Stadt Bad Bramstedt und des Amtes Bad Bramstedt-Land, die Geschichte der Region mit den Chancen der digitalen Zukunft. Nach einem halben Jahr im Amt zieht die Historikerin eine erste Bilanz – und gibt einen Ausblick, wie sie die Archive für Bürgerinnen und Bürger noch zugänglicher machen möchte.
„Ich bin sehr froh, zwei Archive mit solch guten Voraussetzungen zu betreuen“, erklärt Jakobs. „Mein Vorgänger Manfred Jacobsen hat mir Archive hinterlassen, wie man sie sich nur wünschen kann. Der Verpackungs- und Verzeichnungsgrad ist enorm hoch, es gibt fast keine Rückstände und jede Akte ist perfekt verschlagwortet.“ Besonders hebt sie zudem die von Jacobsen aufgebaute Fachbibliothek hervor.
Jakobs hat Alte und Neuere Geschichte sowie Medienwissenschaften in Düsseldorf studiert und anschließend mehrere Jahre zur Basler und Zürcher Lokalgeschichte am Institut für Jüdische Studien in Basel geforscht. Nach beruflichen Stationen in der Verwaltung, Beratung und Projektkoordination fand sie im Stadtarchiv Neumünster zurück in ihren Beruf, nun als Nachfolgerin von Manfred Jacobsen in Bad Bramstedt.
Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Weiterentwicklung der digitalen Nutzung. So wird derzeit die Archivsoftware auf den neuesten Stand gebracht und auch im Amtsarchiv eingeführt. Geplant sind zudem elektronische Nutzerarbeitsplätze an beiden Standorten, die Online-Verfügbarkeit des Bestandsverzeichnisses sowie die Digitalisierung wertvoller Unterlagen – darunter das Fleckensbuch Bramstedt, möglicherweise das älteste kommunale Protokollbuch Schleswig-Holsteins.
„Archive müssen leben. Es geht nicht nur darum, die Vergangenheit zu verwalten, sondern Dokumente nutzbar zu machen – für Verwaltung, Bürgerinnen und Bürger sowie für die Forschung“, betont Jakobs. Wichtig sei ihr auch die enge Vernetzung mit der wiederbelebten Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung, die sich regelmäßig im Schloss Bad Bramstedt trifft.
Besonderes Interesse hat Jakobs an der Provenienzforschung. „Dadurch können wir Geschichte förmlich aufbrechen und Zusammenhänge neu entdecken“, erklärt sie. So befindet sich im Stadtarchiv beispielsweise eine Zeichnung des Künstlers Oskar Alexander, gefertigt von Herbert Ritter von Krumhaar, einem späteren Vorsitzenden des Itzehoer Künstlerbundes. „Solche Funde werfen spannende Fragen auf – etwa nach frühen Formen des Gedenkens und regionalen Netzwerken vor 1945.“
Alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, die Archive zu besuchen.
- Das Stadtarchiv am Bleeck 16 ist dienstags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet.
- Das Amtsarchiv an der König-Christian-Straße 6 öffnet donnerstags von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr.
Individuelle Termine sind nach Absprache möglich. Kontakt:
- Stadtarchiv: Tel. 04192 199731, E-Mail: stadtarchiv@badbramstedt.de
- Amtsarchiv: Tel. 04192 2009531, E-Mail: archiv@amtbbl.de