Bad Bramstedt (em) Drei Jahre Planung und sechs Monate Bauzeit haben sich gelohnt: 73 Hektar des Grotmoors im Kreis Segeberg sind wieder nass. Gemeinsam haben die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten aus dem Moor einen echten Klimaschützer gemacht.

Im August 2022 rückten die großen Spezial-Bagger an und haben das ehemals entwässerte Gebiet bis zum Februar umgebaut. Das Ziel ist, Regenwasser wieder im Moor zu halten, statt es wie bisher abzuleiten. Denn das Wichtigste im Moor ist Wasser.

Zuerst musste also die Entwässerung gestoppt werden. Dafür wurden viele Kilometer Drainagerohre aus dem Boden geholt sowie die Entwässerungsgräben auf 85 Metern verfüllt und mit 31 Grabenstauen, 15 Stauschwellen und drei Holzspundwänden aufgestaut. Die Bagger haben fast sechs Kilometer Torf-Wall rund um das Gelände aufgeschüttet und modelliert, darin wurden acht Überläufe eingebaut, um den Wasserstand regulieren zu können. Die Maßnahmen wurden in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Heidmoor so geplant und umgesetzt, dass die Wege rund um das Gelände gesichert und anliegende Flächen nicht beeinträchtigt werden.

Drei moderne Funk-Logger wurden im wiedervernässten Moor eingebaut. Sie messen laufend den Wasserstand und senden ihn über das Mobilfunknetz an eine Datenbank. So behalten die Moor-Expert*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein im Blick, ob die Vernässungsmaßnahmen wie geplant funktionieren und können bei Bedarf nachjustieren.
Ein kleiner Teil im westlichen Waldstück wird im Spätsommer noch fertiggestellt. Denn ab März müssen die Arbeiten ruhen, damit Vögel nicht beim Brüten und Rasten oder Amphibien beim Laichen gestört werden.

73 Hektar Moor für den Klimaschutz und die Artenvielfalt

Schon jetzt steht das Wasser wieder auf der Fläche. Weil der Torfboden wieder nass ist, gibt dieser jedes Jahr mehr als 700 Tonnen CO2 weniger an die Atmosphäre ab. Optimal für die Klimaschutz-Wirkung ist ein Wasserstand ungefähr bis zur Bodenkante, in regenreichen Monaten etwas darüber, im Sommer etwas unterhalb.

Gut für unser Klima und auch gut für stark angepasste Tier- und Pflanzenarten. Typische Moor-Bewohner wie Moorfrosch, Kreuzotter oder auch der Rothirsch finden hier wieder einen selten gewordenen Lebensraum. Ebenso Pflanzen wie das Weiße Schnabelried, das Wollgras oder der fleischfressende Sonnentau können sich ansiedeln. Und wenn die Torfmoose, die echten Klimahelden im Moor, zurückkommen, wächst auch das Hochmoor wieder und speichert aktiv noch mehr CO2 aus der Atmosphäre. Die Chancen stehen gut, denn die Moor-Expert*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten haben noch Torfmoos-Bestände in Senken rund um das renaturierte Gebiet gefunden, die sich jetzt wieder auf das frisch vernässte Moor ausbreiten können.

Eine Zusammenarbeit als Modell für weitere Moor-Projekte
Diese Moor-Vernässung ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Als partnerschaftliches Projekt haben zwei große Akteure im Biologischen Klimaschutz ihr Wissen und ihre Flächen zusammengebracht, um das seit 200 Jahren trockengelegte Grotmoor wieder in ein intaktes Moor zu verwandeln. Unterstützt wird das Moorschutzprojekt von der Gemeinde Heidmoor.
Nur durch solche Partnerschaften ist die Generationenaufgabe, die Moore wieder nass zu bekommen, zu schaffen. Schleswig-Holstein ist eine der moorreichsten Gegenden in Deutschland, eine riesige Chance und zugleich eine große Verantwortung. Heute sind ca. 90 % der Moorböden entwässert und geben laufend Treibhausgase ab. Aus trockengelegten, degradierten Moorflächen wieder Klimaschützer und Lebensräume zu machen, ist die Aufgabe der Moorvernässer*innen in Schleswig-Holstein.

Sandra Redmann, Vorstandsmitglied der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein:
„Schleswig-Holstein hat sich zum Hotspot für den Biologischen Klimaschutz entwickelt. Hier sind die kompetenten Leute, hier werden innovative Instrumente wie die Klimapunkte erfunden und hier werden Partnerschaften geschmiedet, um den Klimaschutz im Moor voranzutreiben. Im Grotmoor haben die Stiftung Naturschutz und die Landesforsten ihr Wissen und ihre Flächen zusammengebracht mit dem Erfolg, dass jetzt 700 Tonnen CO2 im Jahr weniger in die Atmosphäre gelangen. Eine zukunftsweisende Kooperation, von der wir in den kommenden Jahren viele weitere brauchen, denn nur gemeinsam bekommen wir Schleswig-Holsteins Moore wieder nass.“

Janis Ahrens, Projektleiter im Grotmoor, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein:
„Jedes Moor ist anders, solch eine große Vernässungsmaßnahme hält auch immer Überraschungen wie Sandlinsen, unbekannte Drainagen oder die Witterung während der Bauzeit bereit. Wir haben aus zahlreichen Moorvernässungen überall im Land die Erfahrung, um so ein Projekt zum Erfolg zu bringen. Durch die Niederschläge der letzten Wochen steht schon jetzt das Wasser in den Poldern und ich freue mich darauf, wenn die Vegetation zurückkommt, die Torfmoose die Wasserstellen erobern. Ich danke unseren Partner*innen bei den Landesforsten und der Gemeinde für die gute Zusammenarbeit.“

Ulrik Steffen, Naturschutzexperte bei den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten:
„Die Umsetzung der geplanten Maßnahmen zur Wiedervernässung sind erfreulich gut gelaufen. Ich bin gespannt, wie sich der Wasserstand und die Vegetation entwickeln werden, nachdem nun die Voraussetzungen für die Revitalisierung des Moores geschaffen wurden.“

Bartholomäus-Hagen Kufner, Förster der Försterei Hasselbusch:
„Als zuständiger Revierförster freue ich mich sehr, dass ich die Wiedervernässung im Grotmoor begleiten durfte, da die Maßnahme sowohl ein bedeutsames Projekt für die Försterei Hasselbusch ist, aber auch einen wichtigen aktiven Beitrag zum Klimaschutz darstellt.“