Bad Segeberg (em) Weltweit leben etwa 33,3 Millionen Menschen mit HIV. Rund 1,9 Millionen kamen 2016 dazu. Noch lange haben nicht alle Zugang zu den lebensnotwendigen Medikamenten. Und noch immer erleben Betroffene Ausgrenzung und Stigmatisierung.
Am 1. Dezember findet deshalb jedes Jahr der Welt-Aids-Tag statt. Ziel ist es, dafür zu sensibilisieren, wie wichtig ein Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung ist. Auch der Kreis Segeberg möchte am kommenden Freitag, 1. Dezember, auf das Thema aufmerksam machen: Ärztin Gabriele Seidel vom Fachdienst Gesundheit informiert an diesem Tag von 10 bis 12 Uhr in der Kreisverwaltung in Bad Segeberg (Gang zwischen den Häusern A und B) rund um die Themen Aids, HIV, sexuell übertragbare Krankheiten und Verhütung.
„Man kann daran sterben, ja. Aber mit der entsprechenden Behandlung kann ein HIV-positiver Mensch heutzutage eine annährend normale Lebenserwartung haben“, sagt Gabriele Seidel. Zusammen mit ihren Kollegen bietet die Ärztin Bürgern des Kreises die Möglichkeit, sich anonym und kostenfrei auf das Virus testen zu lassen. „Die meisten kommen präventiv“, sagt Seidel. Das bedeutet, dass sie zum Beispiel einen neuen Partner haben und zur Sicherheit klären wollen, ob sie gesund sind. „Aber es gibt natürlich auch die, die ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten und mit einem Test Gewissheit erlangen wollen.“ Insgesamt hält sich die Zahl derer, die zum HIV-Test vorbeikommen, aber in Grenzen: Rund zwölf Personen sind es im vergangenen Jahr gewesen, im Schnitt also gerade einmal einer im Monat.
Eine namentliche Meldepflicht besteht nach dem Infektionsschutzgesetz nicht. Zur Wahrung der Anonymität und unter Berücksichtigung des Datenschutzes erfolgt eine nichtnamentliche Meldung an das Robert-Koch-Institut, wobei eine fallbezogene Verschlüsselung verwendet wird. Ende 2016 lebten in Deutschland etwa 88.400 Menschen mit HIV. „Unser Anteil daran dürfte gering ausfallen, wenn man berücksichtigt, dass die meisten Fälle in Ballungszentren, beispielsweise in Großstädten wie Hamburg oder Berlin, vorkommen.“ „Uns ist wichtig, dass die Bürger wissen, dass wir eine Anlaufstelle sind und sie zu uns kommen können für einen Test, aber auch für ein vertrauliches Beratungsgespräch“, sagt Seidel. Dies ist zu den üblichen Öffnungszeiten der Verwaltung oder nach vorheriger telefonischer Vereinbarung unter 04551 951-342 möglich.
Was ist HIV?
HIV bedeutet Humanes Immundefiziens-Virus
Das Virus kann zur Zerstörung des Abwehrsystems führen, wodurch es zum Ausbruch der Immunschwächekrankheit Aids kommt. Zudem ist der Körper anfälliger für sämtliche durch Bakterien, Pilze, Viren etc. verursachte Infektionskrankheiten, die lebensbedrohlich verlaufen können.
Es gibt Medikamente, die einen Ausbruch der Krankheit verhindern/verzögern. Eine Heilung der Immunschwäche ist bislang nicht möglich.
Wie stecke ich mich an/nicht an?
Kein Infektionsrisiko besteht bei:
(Zungen-)Küssen
Körper- und Hautkontakt wie Händeschütteln, Streicheln, Schmusen
Übertragung durch die Luft auch nicht durch Anhusten oder Niesen
Essen und Restaurants
Familien- und Gemeinschaftsleben auch nicht, wenn man eng zusammenlebt
Gemeinsamer Nutzung von Geschirr, Kleidung, Wäsche
Schwimmbad, Sauna, Toiletten, Waschräume können ohne Bedenken gemeinsam genutzt werden
Arzt, Zahnarzt, Krankenhaus: kein Risiko, wenn die üblichen Hygienevorschriften eingehalten werden
Friseur, Maniküre, Piercing, Tätowieren und Ohrlochstechen sind kein Risiko, wenn die bestehenden Hygieneregeln eingehalten werden
Insektenstichen
Infektionsrisiko besteht bei der Übertragung/Kontakt mit:
Blut, Plasma, Wundsekret, Flüssigkeit auf der Darmschleimhaut, Sperma, Vaginalsekret und Muttermilch infizierter Menschen
Vorbeugung und Schutzmaßnahmen:
Wissen und Einordnen bekannter Ansteckungswege:
Sexuelle Übertragung Schutz: Nutzung von Kondomen; effektive antiretrovirale Therapie (medikamentöse Behandlungsstrategie bei HIV-Patienten)
Drogenkonsum Schutz: Verwendung von Einmalbesteck
Mutter-Kind-Übertragung: Anbindung an ein Krankenhausteam mit spezieller Kenntnis in der Betreuung HIV-positiver Schwangerer
Foto: Gabrielle Seidel vom Gesundheitsamt