Bad Segeberg (em) Rinder, Schweine, Pferde, Hunde: Ein Leben ohne Tiere kennt er nicht. Als Landwirtssohn in Groß Kummerfeld aufgewachsen, gehören Vierbeiner seit er denken kann einfach dazu. Und so verwundert es nicht, dass sich der heute 63- Jährige für einen Beruf entschieden hat, bei dem das liebe Vieh die zentrale Rolle spielt.

Dabei wollte Dr. Kurt Warlies eigentlich erst Lehrer werden. „Aber ich habe schnell erkannt, dass das doch nicht so mein Metier ist.“ Seit September 1989 ist der Tierarzt bei der Kreisverwaltung beschäftigt gewesen, knapp 21 Jahre davon als Chef des Veterinäramtes. Am vergangenen Freitag hatte er seinen letzten Arbeitstag vor dem Ruhestand. Mit Warlies endet eine Ära in der Kreisverwaltung. Landwirten und Tierhaltern ist sein Name seit vielen Jahren ein Begriff. BSE, Geflügel- und Schweinepest: Egal wie die Tierseuche auch heißt er kennt sie alle. Gemeinsam mit 50 Mitarbeitern wachte Warlies über die Gesundheit von 200.000 Schweinen, 75.000 Rindern, einer Million Stück Geflügel, 8.000 Pferden sowie 5.000 Schafen und Ziegen in 3.000 Betrieben. Dabei drehte sich alles um die Bereiche Tierseuchen, Tierschutz, Lebensmittelüberwachung und Fleischhygiene.

In Hannover studiert, in Nordrhein-Westfalen und Bayern als Tierarzt praktiziert, hat es Warlies Ende der 1980er Jahre zurück in seine Heimat verschlagen. Im Sommerurlaub 1988 rief er beim Kreis an, um unverbindlich zu fragen, ob irgendwo in Schleswig-Holstein derzeit Amtsveterinäre gesucht würden. Und wie der Zufall es wollte, sollte ein Jahr später beim Kreis Segeberg tatsächlich eine Stelle für ihn frei werden. Wenn Warlies auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblickt, fällt ihm eines auf: Die Arbeitsschwerpunkte haben sich verlagert. Anfangs habe die Tierseuchenbekämpfung im Mittelpunkt gestanden, dann sei die Lebensmittelüberwachung stärker in den Fokus gerückt „und jetzt bekommen wir neue Tierseuchen, die wir bisher nicht kannten“. Angst macht das Warlies nicht, aber diese Entwicklung müsse beobachtet werden und „wir müssen uns auf diese Herausforderung einstellen“: Etwa darauf, dass sich eingeschleppte tropische Krankheiten nicht mehr nur von Tier zu Tier oder Tier zu Mensch direkt übertragen, sondern die Krankheitserreger auch über blutsaugende Zwischenwirte wie Insekten verbreitet werden können.

Aber auch technisch hat sich einiges gewandelt: 1989 gab es noch keine Computer in der Verwaltung. Auf Karteikarten waren Infos zu finden und Sperrbezirke wurden auf Karten händisch mit dem Zirkel markiert. Heute läuft vieles über EDVFachanwendungen und das Internet. Der Arbeitsplatz werde immer weiter perfektioniert. „Da geht natürlich alles deutlich schneller, aber leider leidet manchmal auch die Qualität, weil man gezwungen ist, alles in höchstmöglicher Geschwindigkeit zu erledigen“, bedauert Warlies. Ein Bericht müsse beispielsweise innerhalb von 24 Stunden beim Ministerium vorliegen „man muss funktionieren; da bleibt keine Zeit zum Durchatmen“. Das Durchatmen ist es auch, dass dem Tiermediziner hier und da etwas zu kurz kam. Er liebte seinen Job, hat immer gerne beim Kreis gearbeitet und sich mit allen Fachbereichen identifiziert. Warlies spricht von einer kurzweiligen, interessanten und ausfüllenden Aufgabe. „Aber manchmal war die Arbeit auch sehr an die Substanz gehend.“

Sich selbst bezeichnet der Vater zweier erwachsener Kinder als ruhig, ausgleichend, zuverlässig „und gelegentlich bin ich vielleicht etwas zu gutmütig“. Seine Frau Birgit sagt manchmal, dass er etwas zu wortkarg sei. Worte sind allerdings auch völlig überflüssig, wenn Warlies einer seiner Lieblingsbeschäftigungen nachgeht: dem Laufen in der Natur. Bei der Jagd, einer weiteren Leidenschaft des Tierarztes, ist Münsterländer- Dame Trudi immer mit von der Partie und ohne Krimi geht er nie ins Bett. „Egal welcher Autor, aber ich brauche jeden Abend ein Buch.“ Seinem „bereits sehr erfahrenen Nachfolger“ Markus Overhoff gibt Warlies den Ratschlag mit, nichts zu überstürzen, sich langsam einzuarbeiten und dann Schwerpunkte zu setzen. Der Scheidende selbst geht wie oft üblich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Bevor es im Herbst nach Paris und Limburg auf Reisen geht, möchte Warlies gemeinsam mit seiner Frau nun erst einmal den Sommer und die neugewonnene freie Zeit in der Heimat genießen.

Foto: Dr. Kurt Warlies streift mit Münsterländer-Dame Trudi und der Weimaraner Langhaarhündin Stella, die vor einigen Wochen im betagten Hundealter verstorben ist, durch die Natur. Fotos: privat