Bad Segeberg (red) Kennen Sie eigentlich noch die Margarinefabrik in der Stadt? Einen höchst interessanten Einblick in die Geschichte der Industrieanlage gewährt eine neue Ausstellung.

Auf dem Grundstück Bahnhofstraße, der Post gegenüber, auf dem heute der Supermarkt „Kaufland“ steht, war zwischen 1890 und 1970 mit vielen verschiedenen Industrieanlagen bebaut. Begonnen hatte es dort mit einer Brauerei, einer Aktiengesellschaft, die das wohlschmeckende Segeberger Bürgerbräu braute. Doch bereits nach zwei Jahren ging die Aktiengesellschaft in Konkurs. Die Segeberger Wirte übernahmen die Brauerei und führten sie bis 1917 weiter.

Dann kochte hier die Hamburger Bavaria-Brauerei Marmelade. Doch bereits 1923 kaufte der Hamburger Kaufmann Cuno Sievers die Fabrikanlagen und produzierte nun Margarine. 1928 übernahm der Oldesloer Unternehmer Friedrich Bölck die Fabrik und baute sie aus. 1933 übernahm die zum Unilever-Konzern gehörende Holsteinische Lebensmittelwerke AG die Margarinefabrik. Zum Ende des Krieges verlegte man die Kleinol-Werke aus Berlin hierher, um Haarpflegemittel, Färbemittel und Zahnpasta zu produzieren. Das Ende der Margarineproduktion kam schließlich im November 1948. Die Maschinenanlagen wurden abgebaut. 1950 zogen die Nugget-Werke aus Köln mit ein. Die Firma Valo aus Hamburg mietete Räume als Produktionsstätte für Rundfunk- und Fernsehröhren an. 1960 verlegte Kleinol seine Produktion nach Hamburg.

Nun wurde es immer ruhiger in den Fabrikhallen, als 1963 auch Nugget seine Fertigungen aufgab. Die Hallen wurden nur noch als Lagerstätten genutzt, in das prachtvolle Verwaltungsgebäude zog die Ortskrankenkasse. 1970 dann das Ende: Die Fabrikanlagen wurden abgebrochen, das Gelände an die Kaufhalle AG aus Köln verkauft, die im März 1971 einen Supermarkt an der Stelle eröffneten. Die Industriegeschichte wird vom 18. September bis 29. November im ersten Stock des Rathauses sichtbar. Daneben hält Peter Zastrow einen spannenden Vortrag am Donnerstag, 10. Oktober, um 19.30 Uhr im Bürgersaal mit Verkostung des „Bürgerbrau-Bieres“ und „Mönchsbrötchen“.

Foto: Aus der Industrieanlage wurde ein Supermarkt.