Bad Segeberg (em) Alkohol, Glücksspiel und Tabak: Mitmach-Parcours „KlarSicht Schleswig-Holstein“ klärt Schüler über Risiken auf.

Minderjährige trinken und rauchen heute weniger als noch vor ein paar Jahren. Das geht aus dem Drogen- und Suchtbericht 2011 der Bundesregierung hervor. Allerdings gibt es bedenkliche neue Trends wie das Shisha-Rauchen oder Koma-Saufen. Um Jugendliche vor Suchtgefahren zu schützen, wurde heute der Mitmach-Parcours „KlarSicht Schleswig-Holstein“ in der Dahlmannschule in Bad Segeberg eröffnet. „Mit unserem Angebot unter dem Motto ‚Klar sehen und den Durchblick haben‘ wollen wir gezielt junge Menschen erreichen und sie über die Wirkungen und Potenziale legaler Suchtmittel informieren“, erklärte Dr. Regina Kostrzewa von der Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein.

„In dieser Lebensphase müssen altersgerechte Präventionsangebote vorhanden sein“, sagt Dr. Regina Kostrzewa. Denn schon früh werden Jugendliche mit dem Rauchen konfrontiert, sie erfahren ihren ersten Alkoholrausch, werden auf Flatrate-Partys zum Binge-Drinking eingeladen oder im Internet vom Glücksspiel animiert. Hier setzt das Konzept „KlarSicht Schleswig-Holstein“ an. Der Mitmach-Parcours ermöglicht den Schülerinnen und Schülern an sieben verschiedenen Stationen auf interaktive Weise die gesundheitlichen Risiken von Alkohol, Tabak und Glücksspiel zu erleben.

Die vielleicht eindrucksvollste Erfahrung können die Jugendlichen mit Hilfe der „Rauschbrille“ machen. Der nüchterne Blick durch die Spezialbrille verdeutlicht, wie stark ein Vollrausch die Sinne trübt. Neu ist eine Glücksspiel-Station und das Thema „Shisha“, das Rauchen der Wasserpfeife, das zur Zeit bei Jugendlichen im Trend liegt und sogar gefährlicher als das Rauchen von Zigaretten ist. „Der Parcours gibt den Jugendlichen die Möglichkeit, sich aktiv und mit Spaß mit einem schwierigen Thema auseinandersetzen. Sie können fühlen, sehen und interaktiv mit dem Thema Sucht und seinen Folgen umgehen und ihr eigenes Verhalten reflektieren. Das ist der beste Schutz davor, selbst zur Flasche und Zigarette zu greifen oder sogar dem Glücksspiel zu verfallen“, erklärt Holger Vollmers von der AOK NordWest, die das Projekt auch in Kiel maßgeblich unterstützt und Partner der Initiative ist. Begleitet wird das KlarSicht-Angebot von ausgebildeten Präventionsfachkräften. „Die Jugendlichen erhalten gleich vor Ort wichtige Hinweise und Entscheidungshilfen für ein gesundheitsbewusstes Verhalten“, so Holger Vollmers.

Wie wichtig die Suchtprävention an Schulen ist, belegen auch die aktuellen Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Danach ist der Alkoholkonsum junger Menschen nach wie vor bedenklich. Problematisch ist vor allem der Anstieg der Gruppe der exzessiv trinkenden Jugendlichen. Das Koma-Saufen oder auch Binge-Drinking genannt, hat sich zu einem enormen Trend entwickelt. Auch die Gefahren des Rauchens sind nach wie vor ernst zu nehmen. Zugenommen hat das Rauchen von Shishas, den Wasserpfeifen, die als harmloser eingestuft werden. Aufgrund der Fruchtaromen halten manche Jugendliche sie sogar für gesund. Das Gegenteil ist aber der Fall. Durch den Nikotingehalt des Tabaks hat die Shisha ein ebenso hohes Abhängigkeitspotenzial wie Zigaretten. Außerdem entstehen durch das Schwelen bei niedrigen Temperaturen besonders viele Gifte.

Im Bereich des Glücksspiels entsteht aufgrund der rasanten Entwicklung der neuen Medien wie Internet und interaktives Fernsehen mit sogenannten Call-In-Gewinnspielen oder das Online-Pokern gerade für jüngere Konsumenten ein großes Gefahrenpotenzial. Aus vielen Beratungsgesprächen ist bekannt, dass die Betroffenen für die Anrufe bei Gewinnspielen mehrere tausend Euro ausgegeben und sich damit hoch verschuldeten. „Dadurch betrifft diese Sucht nicht nur den Abhängigen, sondern fast auch immer seine Familie“, so Simone Höppner von der Suchthilfe der EV. Stadtmission Kiel. „Gerade durch die neuen Glücksspielanbieter in Schleswig-Holstein und die erhöhte Mediendebatte zeigt sich bei den Jugendlichen eine Ausweitung des Interesses an Glücksspielen.“

Mit der landesweiten Aktion wollen die Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein, die Ambulante und Teilstationäre Suchthilfe Bad Segeberg, die AOK NordWest und das Ministerium für Bildung und Wissenschaft des Landes Schleswig-Holstein die Suchtprävention an den Schulen fördern. Mit dem „KlarSicht Schleswig-Holstein“-Parcours werden im Jahr 2012 landesweit etwa 10.000 Schülerinnen und Schüler präventiv angesprochen. „Diese große Zahl an Jugendlichen lässt sich nur durch die umfassende Kooperation erreichen“, sagte Dr. Regina Kostrzewa.

Auch das Kieler Bildungsministerium begrüßt die Aktion. Nach Ansicht des Ministeriums müssen Kinder und Jugendliche bereits frühzeitig über die Gefahren von Alkohol, Tabak und Glücksspiel aufgeklärt werden. Der „KlarSicht Schleswig-Holstein“-Parcours an den Schulen bietet dazu einen wichtigen Beitrag und passt hervorragend in das Konzept zur Gesundheitsförderung und Suchtvorbeugung.