Bad Segeberg (em) Der Segeberger Kalkberg beherbergt eine reiche Vielfalt an heimischen Fledermausarten. Allen voran steht die Segeberger Kalkberghöhle, in der jedes Jahr mehr als 30.000 Fledermäuse aus sieben verschiedenen Arten überwintern. Doch nicht nur die Höhle, auch der umliegende Kalkberg selbst dient als wichtiger Lebensraum und Kommunikationszentrale für diese faszinierenden Tiere.

Seit über 30 Jahren haben ForscherInnen und NaturschützerInnen mit Hilfe moderner Technologien wie Lichtschranken und Fledermausdetektoren wertvolles Wissen über das Verhalten und die Lebensweise der Fledermäuse gesammelt. Besonders im Spätsommer, von August bis in den beginnenden Winter hinein, ist die Aktivität der Fledermäuse am Kalkberg besonders ausgeprägt. Sie erkunden das gesamte Areal des Berges und nutzen dabei nicht nur die Höhle, sondern andere Bereiche im Berg wie die "Grotte". Es lagen zwar bisher zahlreiche Sichtbeobachtungen über mehrere Jahrzehnte vor, wo Fledermäuse sich besonders in der Erkundungsphase aufhalten und „schwärmen“, genaue Aussagen zur Überwinterung außerhalb der Höhle konnten jedoch bisher nicht getroffen werden.

Die "Grotte“, eine konkave Ausbuchtung in der Felswand, beherbergt typische Risse und Hohlräume im Gips- und Anhydritgestein, die von Fledermäusen gesucht und genutzt werden. In diesem Frühjahr wurde untersucht, ob die "Grotte" als Winterquartier für Fledermäuse dient. Die Untersuchung wurde durch den Fledermausverhaltensbiologen Karl Kugelschafter, dem NOCTALIS und Matthias Göttsche durchgeführt. Drängender Anlass für diese Untersuchung war ein Lagerfeuer im vergangenen Herbst, welches die Tiere möglicherweise gefährdet hatte. Eine Lichtschranke wurde daher am 28.01.2024 installiert, um den möglichen Ausflug der Fledermäuse aus der Grotte zu erfassen.

„Für uns sind neue Erkenntnisse zu den Fledermäusen immer sehr wichtig. Wir können diese an unsere interessierten BesucherInnen weitergeben. Projekte, wie die Untersuchung an der „Grotte“ am Kalkberg, mit Ortsbezug zum NOCTALIS, können hierbei besonders gut eingebunden werden. Der Kalkberg wird für Führungen interessanter, da mehr spannendes Wissen vorhanden ist. Wir hoffen zukünftig gemeinsam noch mehr unbekanntes Wissen herauszubekommen“, sagt Sabine Hagen.

Diese Lichtschranke wurde am 25. April 2024 wieder abgebaut. Die Analyse der Daten zeigt, dass mindestens 299 Individuen die “Grotte“ nach ihrem Winterschlaf verlassen haben. Diese Zahlen unterstreichen die Bedeutung der Grotte als wichtiges Überwinterungsquartier für Fledermäuse und zeigen, dass sie weiterhin erforscht und geschützt werden muss.

„Der Berg und die Kalkberghöhle bilden eine Einheit und die neuen Erkenntnisse zur „Grotte“ lassen vermuten, dass es noch weitere solche bisher unbekannten Überwinterungsplätze der Fledermäuse am Berg gibt. Besonders der alte Burgbrunnen und einige andere bekannte Kluftspalten am Fels stehen nun im Fokus weiterer Forschung. Mit Methoden, wie der Lichtschrankentechnik kann die Bedeutung dieser Standorte ermittelt werden.“ sagt Karl Kugelschafter

Die Abwanderung der Fledermäuse am Kalkberg ist beendet und es wurden über 32.000 Individuen registriert. „Ich hoffe, dass die neu gewonnen Erkenntnisse dazu beitragen den Schutz der Fledermäuse an diesem in Deutschland einmaligen Fledermausquartier ganzheitlicher betrachtet werden, denn der Kalkberg ist mehr als nur ein Fels in der Landschaft mit guter Aussicht oder eine Kulisse. Er ist Lebensraum für viele seltene Tierarten, besonders für Fledermausarten. Die Nutzung des Kalkbergs so zu gestalten, dass sowohl der Erholungswert und sein Einzigartigkeit hervorgehoben wird und trotzdem diese Nutzung im Einklang mit dem schützenswerten Lebensraum erfolgt, ist entscheidend für das Gelingen der aktuelle Planung der „Aufwertung des Kalkbergs“ durch die Stadt Bad Segeberg“, meint Matthias Göttsche.