Bad Segeberg (em) WZV-Tochterunternehmen tritt Tarifvertrag der privaten Entsorgungswirtschaft bei Der Wege-Zweckverband der Gemeinden des Kreises Segeberg (WZV) nimmt für seine 94 Mitgliedsgemeinden und den Kreis Segeberg vielfältige Aufgaben wahr. Damit dies auch unter wirtschaftlichen Aspekten im Interesse von Kunden und Eigentümern erfolgen kann, gründete der WZV bereits 2003 ein Tochterunternehmen, die WZV Entsorgung GmbH & Co. KG (WZV-E).

Über die 100%ige Tochter wollen die Gemeinden als Anteilseigner vor allem Auftraggeber aus der privaten Wirtschaft gewinnen, um Mitarbeiter und Fahrzeuge besser auslasten zu können und so auch die privaten Haushalte im Abfallbereich zu entlasten. „Um am Markt Kunden begeistern zu können, müssen wir eine ansprechende Leistung auch unter den gleichen Rahmenbedingungen wie der Wettbewerb erbringen. Deshalb orientiert sich die WZV-E an der privaten Wirtschaft und nicht am öffentlichen Dienst. “, macht Seedorfs Bürgermeister Gerd Lentföhr deutlich. Lentföhr ist Hauptausschussvorsitzender des WZV und zugleich Vorsitzender des Beirats der WZV-E.Er weist darauf hin, dass auch alle anderen schleswig-holsteinischen Flächenkreisesich bei der Erbringung von Entsorgungsdienstleistungen privater Töchter oder externer Dienstleisterbedienen.

Bestärkt sahen sich die WZV-Gremien in diesem Weg vor allem bei der Einführung der Papier-Tonne. Hier entschlossen sich die Eigentümerdie Sammelleistung für das Altpapier nicht am Markt einzukaufen, sondern eigene Mitarbeiter der WZV-E einzusetzen. Dies war der Grundstein für das enorme Wachstum bei den Beschäftigtenzahlen. Seit 2003 ist die Belegschaft im gesamten kommunalen Unternehmen von ca. 200 auf mehr als 300 Beschäftigte gestiegen.

„Um unsere Aufgaben auch zukünftig zu wirtschaftlich ausgewogenen Bedingungen und mit eigenen Kräften durchführen zu können, sind Strukturen und Entlohnungsgrundsätze eines modernen, kommunalen Dienstleistungsunternehmensunabdingbar.“, betont WZV-Verbandsvorsteher und WZV-E-Geschäftsführer Jens Kretschmer. Er bedauert, dass offenbar zahlreiche Mitarbeiter und vor allem die Gewerkschaft nicht mehr im Blick haben, wie eng die Sicherheit der Arbeitsplätze verbunden ist mit der Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens. Nur so sei zu erklären, dass die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V. (ver.di) aktuell Tarifverhandlungen mit der WZV-E führt, deren Ziel die Entlohnung aller Beschäftigten nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) ist.

Natürlich gelte es neben allen wirtschaftlichen Aspekten auch immer die Interessen der Mitarbeiter im Blick zu haben. Für Kretschmer steht allerdings vor allem die zukunftssichere Beschäftigung aller im Fokus, und dies sei nun einmal undenkbar unter den Vorzeichen des TVöD. „Rund 1,4 Millionen Euro würde das pro Jahr mehr kosten. Das ist für unsere Kunden nicht zumutbar. Uns würden so zahlreiche Aufträge wegbrechen und auch der private Haushalt als Abfallkunde hätte wohl kaum Verständnis für derlei Entgelterhöhungen. In der Konsequenz würde das Arbeitsplätzekosten.“

Daher hat die Gesellschafterversammlung der WZV-E beschlossen, Mitglied im BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V.(BDE) zu werden. Damit tritt die WZV-E automatisch dem Tarifvertrag bei, den der BDE mit ver.di abgeschlossen hat. An den Rahmenbedingungen dieses Tarifvertrags hat sich die WZV-E schon bisher orientiert, so dass sich kaum Veränderungen für das Unternehmen ergeben.

„Für die vielen langjährigen Mitarbeiter gibt es sogar Vorteile.“, stellt die Vorsitzende der WZV-Verbandsversammlung Dr. Beatrix Klüver fest. „Der Tarifvertrag sieht hier zum Beispiel ein paar Urlaubstage mehr vor, wenn man schon länger zum Unternehmen gehört. Es wäre schön, wenn mit dem Tarifvertrag als Kompromiss zwischen beiden Positionen die positive Grundstimmung in unseren WZV zurückkehrt. Dann können wir uns wieder gemeinsam den Herausforderungen der Zukunft stellen.“, macht die Tensfelder Bürgermeisterin ihre Hoffnung für den baldigen Betriebsfrieden deutlich. Die neue tarifliche Bindung wird in 2016 zu rund 200.000 Euro für Lohn- und Gehaltssteigerungen sowie um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeiten führen. Bei der WZV-E gilt nun für die etwa 175 Beschäftigten eine 38- statt der bisherigen 40-Stunden-Woche.

Für Jens Kretschmer hat die WZV-E mit der Mitgliedschaft im BDE einen wichtigen Schritt getan: “Zu den Herausforderungen an ein modernes, kommunales Unternehmen gehört es eben auch, sich dem Wettbewerb zu stellen. Im Interesse unserer Kunden und Eigentümer sind wir gehalten, Leistungen so wirtschaftlich wie möglich zu erbringen. Wir wollen dies weiter bevorzugt mit eigenen Mitarbeitern tun. Dafür müssen die Konditionen aber dem Vergleich standhalten können. Sonst sind wir gezwungen, die Leistungen extern einzukaufen. Um unter den aktuellen wirtschaftlichen und rechtlichen Vorzeichen am Markt bestehen zu können, arbeiten wir auch an einer Neuausrichtung unserer Organisationsstruktur. Unser Ziel ist es, ein rundum zukunftssicherer kommunaler Arbeitgeber zu bleiben.“