Henstedt-Ulzburg (rj) „Torsten Thormählen konnte nicht dazu beitragen, die Sachverhalte aufzuklären.“ FDP-Fraktionschef Klaus-Peter Eberhard hält das am Montagabend im Hauptausschuss ausgesprochene Dienstverbot für den Bürgermeister somit für „den richtigen Schritt“. In der Sitzung sollte dem unter Korruptionsverdacht stehenden Bürgermeister die Gelegenheit gegeben werden, sich zu den gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zu äußern.
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Kiel wiegen schwer: Thormählen und Klaus Lange, Leiter der Stabsstelle im Ellerauer Rathaus, werden beschuldigt, der Gemeinde Ellerau von 2007 bis 2011 einen Schaden von knapp 200.000 Euro zugefügt zu haben.
„Zu den meisten Fragen der Hauptausschussmitglieder wollte er sich gar nicht äußern“, so Eberhard. „Im Hinblick auf die staatsanwaltlichen Ermittlungen und das inzwischen gegen ihn eingeleitete Disziplinarverfahren war eine Suspendierung unumgänglich.“
Der Beschluss im Hauptausschuss war einstimmig. Trotzdem gilt für die FDP nach wie vor die Unschuldsvermutung. „Vor einer Vorverurteilung können wir nur warnen“, stellt der Liberale klar.
Was nun? Nach dem Dienstverbot für Thormählen steckt die Gemeinde in einer schwierigen Situation: Die Tagesarbeit und Repräsentationsaufgaben können zwar vom stellvertretenden Bürgermeister Wilhelm Dahmen (WHU) wahrgenommen werden, wichtige Projekte und Zukunftsaufgaben bleiben jedoch auf der Strecke. Eine hauptamtlich besetzte Bürgermeisterstelle wird es voraussichtlich für viele Monate nicht geben. „Die Fraktionen müssen in dieser Zeit stärker eingebunden werden und einen guten Informationsaustausch mit der Verwaltung pflegen“, äußert sich Karin Honerlah, WHU-Fraktionsvorsitzende. „Wir werden zum Fall Thormählen keine Anträge stellen.“
Auch für die neue Bürger-für-Bürger-Fraktion „bleibt nur, die gegebene Situation zur Kenntnis zu nehmen“, so deren stellvertretende Fraktionschefin Doris Dosdahl. „Unser Bestreben ist es, gut und vertrauensvoll mit dem stellvertretenden Bürgermeister zusammen zu arbeiten.“
SPD-Fraktionschef Horst Oswald will „zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme“ abgeben, die CDU über die Situation erst beraten.