Kaltenkirchen/Elmshorn (em) Das Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Esszimmer ist die Schulmensa der Leibniz Privatschule. Am vergangenen Donnerstag stand die zur Aula umfunktionierte Schulmensa im Zeichen des Vortrags von Ivar Buterfas-Frankenthal. Fast 300 Besucher hingen an den Lippen des heute 91-jährigen Holocaust-Überlebenden.

Stilecht fuhr Ivar Buterfas-Frankenthal zusammen mit seiner Frau Dagmar am Donnerstag um 9:00 Uhr mit seinem blauen Rolls-Royce-Cabrio vor. Schon beim Eintreten in die Schule fing er mit seinen Fragen zu der Schule und den Schülern an – Was ist denn das Besondere an Ihrer Institution und wieviel Schüler haben Sie denn? Der 91jährige zeigte sich beeindruckt von der Schule und der Internationalität und erzählte nebenbei, dass er am Montag zusammen mit dem FC St. Pauli die Meisterschaft im Rathaus gefeiert hatte.

Alle Schüler der 8-13. Klassen Elmshorn sowie Oberstufen-Schüler aus Kaltenkirchen waren anwesend. Während des gesamten Vortrags hätte man eine Stecknadel fallen hören können, so konzentriert lauschten die Schüler. Lebhaft, bildreich und eindrücklich schilderte Herr Buterfas seine Erlebnisse zu Zeiten der NS-Dikatur in Deutschland und scheute auch keinen Vergleich der Stimmung zu unserer heutigen Lage. Kaum zu glauben, dass er in seinem Leben nur die ersten 6 Wochen der 1.Klasse in einer Schule unterrichtet wurde.

Eindrücklich schilderte er die Situation, als er als Abc-Schütze vom Schulleiter vom Schulhof gejagt wurde und anschließend um sein Leben fürchten musste, weil „Mitschüler“ ihn jagten und „bei lebendigem Leib verbrennen wollten“. Ivar Buterfas und seiner Familie wurde 1942 die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt – der gleiche Herr, der ihm im Amt seinen Pass abgenommen hat, hat ihm nach dem Krieg im Jahr 1946 einen sog. „Fremdenpass“ ausgestellt und bei Eintritt ins Büro mit den Worten begrüßt: „Was? Sie haben überlebt? Sie sollten doch in Auschwitz vergast werden? Wegen Leuten wie Ihnen wurden unsere Städte bombardiert ...“

Buterfas musste bis ins Jahr 1961 warten bis er seine deutsche Staatsbürgerschaft zurückbekommen hat – Die Einbürgerungsurkunde wurde vom gleichen Herrn wie 1942 unterschrieben. „Wie haben Sie Deutschland wieder lieben gelernt?“, fragte eine Schülerin. Ivar Buterfas schaut seine Frau Dagmar an und gibt ihr einen Kuss: „Dank ihr!“

Michelle, Klasse 10c schreibt: “It was interesting and sad to hear the different perspectives of the Nazi times and what he and his family went through. My question was: “What do you think of people who still have that ideology after so many years? His very politely spoken answer: “Their brains aren’t fully developed.”

Leon Klasse 9 fragte: Haben Sie in der Zeit, als Sie sich versteckt haben, immer daran geglaubt, dass Sie überleben? – Es gab immer wieder Phasen, in denen einer aus unserer Familie die Hoffnung verloren hatte, aber zusammen haben wir uns immer wieder Hoffnung gemacht. Diese Hoffnung wurde unterstützt von den BBC-Radionachrichten, die wir dank einer Freundin unserer Mutter verfolgen konnten.“

Maj-Britt Haack berichtet von der Reaktion ihrer Tochter: „Wir möchten uns gerne für den gestrigen Vortrag des Herrn Buterfas-Frankenthal bedanken. Emilie, die sich sehr für Geschichte interessiert, fand es sehr beeindruckend und besonders, sie hat zu Hause lange berichtet. Was für eine tolle Möglichkeit und tolles Erlebnis für die Jugendlichen! Vielen Dank, dass Ihre Schule diese Veranstaltung organisiert hat.“

Foto: BU: Ivar Buterfas-Frankenthal mit seiner Frau Dagmar (r.) und Leibniz-Geschäftsführerin Dr. Tineke Boesten.