Kaltenkirchen (em) Schon seit längerem integriert die KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen künstlerisch-kreative Elemente kultureller Bildung in ihre Bildungs- und Vermittlungsarbeit. Auch in diesem Jahr wurden auf der KZ-Gedenkstätte ein Grapic Novel-Workshop und vier Rap-, Poetry-Slam-Workshops erfolgreich durch-geführt.
Im Rahmen des nach 2020 erneut durchgeführten, zweitägigen Graphic Novel-/Comic-Workshops haben sechs Schülerinnen der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Kaltenkirchen vom 22.-23.09.2022 den Spagat zwischen kultureller Bildung und konkreter Geschichtsvermittlung gewagt. Zunächst haben sich die Teilnehmenden mit der Gedenkstättenpädagogin Ulrike Dörr Aspekte der Geschichte des KZ-Außenlagers Kaltenkirchen in Springhirsch erarbeitet. Hier standen kognitive Aneignungsprozesse, das Arbeiten mit historischen Text und Bildquellen sowie die Auseinandersetzung mit Biographien ehemaliger Häftlinge des KZ-Außenlagers im Mittelpunkt. Auf dieser Grundlage fertigten die Schülerinnen anschließend unter professioneller Anleitung der Illustratorin Julia Kärgel kleinere Comics bzw. Graphic Novels selbst an. So sind ganz individuelle Interpretationen der Geschichte(n) dieses historischen Ortes entstanden.
Bereits im Mai und im Juni diesen Jahres fanden auf der Gedenkstätte vier Rap-, Poetry-Slam Workshops statt. Unter der Leitung wechselnder gedenkstättenpädagogischer Mitarbeiterinnen und der Lübecker Wortwerkerin und kulturellen Bildnerin, HannaH Rau, wurde Schülerinnen des Gymnasiums Harksheide in Norderstedt und Schülerinnen der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Kaltenkirchen dieser pädagogisch-innovative Zugang erfolgreich nahegebracht. Die Implementierung von Elementen kultureller Bildung in diesem Fall die eigenständige Erarbeitung von Rap-Texten oder Gedichten in die pädagogische Vermittlung der Geschichte des historischen Ortes, ermöglicht eine besondere Verknüpfung der Lebenswelten der Jugendlichen mit der Geschichte des KZ-Außenlagers Kaltenkirchen. Auch in diesen Workshops setzten sich die Schülerinnen anhand von historischen Texten und Bildquellen zunächst mit der Geschichte des KZ-Außenlagers Kaltenkirchen auseinander. Der Ort und seine Historie wurden erkundet. Anschließend verarbeiteten die Jugendlichen ihre Eindrücke zu diesem Ort auf ganz vielfältige Art und Weise: Es wurden kritische Rap-Texte, poetische Bilder, wütende Pamphlete, nachdenkliche Aufrufe und weitere Kurztexte erschaffen. Dadurch entstanden viele ganz individuelle und kreative Auseinandersetzungen mit Geschichte(n), Erinnerung, Worten und Musik. So wurde der historische Ort in all seinen Facetten durch die Stimmen der Schüler*innen hör- und erlebbar gemacht.
Thomas Tschirner, Gedenkstättenpädagoge der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen, zog ein positives Fazit und freute sich über die sensibel erarbeiteten Bilder und Texte der Schülerinnen. „Das Engagement der Schülerinnen und die im Rahmen der Workshopformate erarbeiteten Bilder, Skizzen und Textformen sowie deren Vorstellung in der Gruppe zeigen die vielfältigen dialogischen und interaktiven Ansätze, die diese Bildungsformate bieten“, so Tschirner.
Die Bildungsformate der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen mit einem vorrangig kreativ-künstlerischen Schwerpunkt werden seit inzwischen drei Jahren sehr großzügig von der Stiftung der Sparkasse Südholstein gefördert.