Kaltenkirchen. Der Kaltenkirchener Autor Gerhard Braas veröffentlicht sein neues Buch "Von Kaltenkirchen hinter Stacheldraht" Stolpersteine erinnern in Kaltenkirchen an die NS-Gewaltherrschaft. Seit dem 22. September ist das Buch im Buchhandel erhältlich und am 2. Oktober können Interessierte in der Buchhandlung Fiehland bei der öffentlichen Buchpräsentation direkt mit dem Autor ins Gespräch kommen und auch ihr persönliches Exemplar erwerben.
„Die Geschichte der Menschen zu erforschen und zu schreiben, wie es Gerhard Braas für die vier Personen in diesem Buch getan hat, heißt, sie aus der Masse gesichtsloser Opfer herauszunehmen, sie als Menschen kenntlich zu machen und sie wieder in die Geschichte des Ortes und des Landes einzufügen.“
(Aus dem Vorwort von Beate Meyer, assoziierte Wissenschaftlerin am Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg)
Im Mittelpunkt dieses Buches stehen Opfer der NS-Gewaltherrschaft. In Kaltenkirchen erinnern seit Februar 2025 vier Stolpersteine an den politisch organisierten Arbeiter Otto Gösch, den polnischen Juden Josef Gelbart, den engagierten Pädagogen Gustav Meyer und den Angehörigen der Roma-Minderheit Harald Mirosch.
Diese Miniatur-Gedenkorte schließen eine Lücke im historischen Gedächtnis der Stadt. Sie sind Teil des größten dezentralen Mahnmals der Welt mit seinen bisher fast 120.000 Stolpersteinen. Das Besondere an ihnen ist, dass sie statt der großen anonymen Gruppen von Verfolgten und Opfern der Gewaltherrschaft die einzelnen betroffenen Menschen in den Blick nehmen. Vor allem mahnen sie auch, den Anfängen zu wehren, wie der Künstler Gunter Demnig sein Projekt treffend erläuterte: „Das Grauen begann nicht erst in Auschwitz, Treblinka oder anderen Lagern, es begann in unseren Nachbarschaften, in unserem Haus, vor unserer Tür.“ Das gilt auch für Kaltenkirchen.
„Die Verlegung der Stolpersteine in Kaltenkirchen war ein wichtiges Zeichen: ein Zeichen des Erinnerns, des Respekts und des Aufbegehrens gegen das Vergessen. Als Stadt haben wir diese Initiative sehr bewusst unterstützt, denn Gedenken ist nicht allein Sache der Vergangenheit. Es ist eine Aufgabe, die uns heute und morgen angeht – gerade in Zeiten, in denen demokratische Werte unter Druck geraten und rassistische sowie antisemitische Tendenzen wieder offener zutage treten.“
(Stefan Bohlen, Bürgermeister der Stadt Kaltenkirchen)
Gerhard Braas beschreibt in seinem Buch die Verlegung der Stolpersteine in Kaltenkirchen und verknüpft sie mit den Lebensgeschichten und Leidenswegen der vier vom NS-Regime Verfolgten. Dafür konnte er eine Fülle von Quellen und Darstellungen sowie eine Vielzahl von zum Teil unveröffentlichten Fotografien und Bilddokumenten zusammentragen.
Schülerinnen und Schüler aus sieben Kaltenkirchener Schulen haben sich in ihrem Unterricht mit dem Thema befasst. Ihre Beiträge bereichern die fachlich gehaltene Darstellung und machen sie lebendig und anschaulich. Ein derartiges schulübergreifendes und zeitgleich durchgeführtes Projekt hat es in der Stadt Kaltenkirchen bisher nicht gegeben.
Die Kinder und Jugendlichen haben sich der Thematik in unterschiedlicher Weise genähert. Sie haben sich mit den Lebensläufen und Schicksalen der vier NS-Verfolgten intensiv befasst, dazu recherchiert und daraus über einhundert Texte, Illustrationen, Fotos, Plakate und künstlerische Gestaltungen erstellt – altersgerecht und angepasst an das jeweilige Lernniveau. Das Projekt ermöglichte den Schülerinnen und Schülern, einen direkten Bezug zu ihrem eigenen Lebensumfeld herzustellen und damit auch Betroffenheit auszulösen. Viele von ihnen haben einen Migrationshintergrund, manche auch Flucht- und Ausgrenzungserfahrungen.
Das Projekt erhielt auch durch Beiträge im NDR-Rundfunk und durch die Sendung „Schleswig-Holstein erinnert“ im Kanal „Kiel TV“ überregionale Aufmerksamkeit: oksh/sehen/mediathek.
Veranstaltungshinweis:
Öffentliche Buchpräsentation: „Von Kaltenkirchen hinter Stacheldraht“
Buchhandlung Fiehland
Holstenstraße 32, Kaltenkirchen
Donnerstag, 2. Oktober 2025 | 19 Uhr
