Neumünster (em) Etwa 220 minderjährige Flüchtlinge leben in Neumünster. Sie haben alleine ihre Heimat verlassen und sollen nun besondere Unterstützung erfahren. Ein breites Bündnis aus gesellschaftlichen Gruppen, Organisationen und Kirchen ruft dazu die Bürger der Stadt auf, die Jugendlichen bei ihrer Integration ehrenamtlich zu begleiten. Ein erster Schritt können demnach Freizeitangebote von Privatleuten für die meist 15 und 16 Jahre alten Jungen sein: Ausflüge, Sport oder Hilfe beim Deutschlernen. Dabei können sich beide Seiten erst einmal kennenlernen. Der nächste Schritt wäre eine Patenschaft über einen längeren Zeitraum, die den Jugendlichen helfen soll, sich in der deutschen Gesellschaft zurechtzufinden.
"Wir bieten an, die Paten dabei zu begleiten", kündigt Propst Stefan Block an. Er vertritt die evangelisch-lutherische Kirche in Neumünster im Bündnis für geflüchtete Jugendliche. Block denkt an "Selbsthilfegruppen", die sich des Zwischenmenschlichen annehmen. "Dafür konnte ich vier Pastoren als professionelle Supervisoren gewinnen", berichtet der Neumünsteraner Propst. Wer bereit ist noch mehr Verantwortung zu übernehmen, kann sich um eine Vormundschaft für einen jugendlichen Flüchtling bemühen, also vor dem Gesetz an die Stelle der Eltern treten. Was nicht bedeutet, dass der Jugendliche beim Vormund einzieht.
"Wir unterstützen Sie bei Interesse, mit Einführungsschulungen, Fortbildungen und mit einer erfahrenen Ansprechpartnerin", versichert Neumünsters Oberbürgermeister Olaf Tauras. Er lädt alle Bürger ein, mitzumachen und hat eine erste Anlaufstelle im Rathaus eingerichtet: Seine Mitarbeiterin Eilean Layden vermittelt zwischen ehrenamtlichen Helfern, Jugendhilfeorganisationen und minderjährigen Flüchtlingen.
Hier sieht auch Propst Stefan Block einen Ansatzpunkt für die Kirche in Neumünster. Er hat beobachtet, dass viele Menschen sich für Flüchtlinge engagieren möchten, aber ratlos sind, wo sie damit beginnen sollen. "Wir sind in den Kirchengemeinden gut vernetzt, wir können die Leute mobilisieren", findet Block. Ihm gehe es darum, dass die Kirche ihre Türen weit öffne für die Integration der Jugendlichen. Dabei sichert der Propst allen Ehrenamtlichen kompetente Unterstützung zu: "Mir ist wichtig, dass wir die Flüchtlinge nicht nur betreuen, sondern dass wir sie gut betreuen."
Bild: Ein breites Bündnis aus Gesellschaft und Kirche ruft zur Unterstützung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen auf. Mehr als 60 Repräsentanten haben diesem Appell bei einem Pressetermin im Neumünsteraner Rathaus Nachdruck verliehen.