Neumünster (red) Einen ganzen Umzugskarton voller ungeöffneter Briefe hat Ämterlotse Klaus-Dieter Didwidschus mal mit einer verzweifelten Neumünsteranerin gemeinsam sortiert. Ein Extremfall, aber der 57-jährige Pensionär verbringt regelmäßig seine Zeit damit, tütenweise Mahnungen und Behördenpost fremder Menschen zu ordnen.
Warum er das tut? „Ich finde es auch aus meiner christlichen Prägung heraus wichtig, für andere da zu sein.“ Seit fünf Jahren gibt es die ehrenamtlichen Ämterlotsen in Neumünster. Didwidschus ist von Anfang an dabei. Sechs weitere Männer und Frauen sowie Koordinator Uwe Dorendorf sind zweimal wöchentlich in ihrem Büro am Alten Kirchhof 2 für alle ansprechbar, die tatkräftige Unterstützung brauchen. Sie helfen dabei, Anträge auszufüllen, suchen die richtigen Ansprechpartner bei den Ämtern heraus und begleiten die Ratsuchenden zu den Terminen. „Wenn wir dabei sind, reißen sich beide Seiten mehr zusammen“, beschreibt Dorendorf die beschwichtigende Wirkung der Ämterlotsenbegleitung. „Viele unserer Ämterlotsen haben früher selber auf der anderen Seite des Schreibtisches in der Verwaltung gesessen, da ist Fachwissen vorhanden.“
Ämterlotsenpionier Didwidschus hat eine ganz spezielle „Kundengruppe“: Er wird regelmäßig in Alten- und Pflegeheime eingeladen, um bei Anträgen an Krankenkassen und Beamtenbeihilfe zu helfen. Als ehemaliger Personaloffizier der Bundeswehr kennt er sich auf diesen Feldern gut aus. „Die Fragen in den Formularen sind manchmal kaum zu verstehen“, so Didwidschus. Erst recht nicht für ausländische Mitbürger. Koordinator Dorendorf wünscht sich daher Ämterlotsen mit Türkisch- oder Russischkenntnissen.
Foto: Helfen beim Kampf mit den Papieren: Ämterlotsenkoordinator Uwe Dorendorf (links) und Klaus-Dieter Didwidschus.