Neumünster (red) „Zum Donnerwetter noch einmal, das muss doch jetzt mal weiter gehen!“ Die Faust landet mit solch einer Wucht auf dem Tisch, dass die Tassen klappern und sich die Menschen im Café umdrehen. Dabei hat Gerhildt Calies (65) nur demonstrieren wollen, wie das war, wenn Annemarie Grosch mal wieder der „heilige Zorn“ gepackt hat.
Hier, im Café Oldehus, hat sie oft gesessen mit ihrer Chefin und späteren Freundin. Auch Irmgard Gillert (75) war dabei, die 1979 als Referentin in der Familienbildungsstätte von Grosch eingestellt wurde. So wie heute, wenn sich die beiden Weggefährtinnen an eine große Neumünsteranerin erinnern. Grosch hat viel bewegt, vieles geprägt. Deshalb trägt der Sitz des Zentrums kirchlicher Dienste am Anscharforum ab sofort ihren Namen. Die wichtigsten Fakten über sie: geboren 1914 in Freiburg, Ausbildung in Berlin, gestorben 2005 in Neumünster. Pastorin, Kämpferin für Frauenrechte und -bildung, Erbauerin von Mutter-Kind-Kurheimen, Gründerin von Familienbildungsstätten, Förderin des Weltgebetstags, Leiterin des Frauenwerks der Landeskirche. Grosch hat Dinge durchgedrückt, die heute selbstverständlich, zu ihrer Zeit aber unvorstellbar waren. „Sie kämpfte, selbst wenn sie dabei jemanden umbügelte“, erinnert sich Calies, damals Referentin für Erwachsenenbildung, an ihre ehemalige Chefin. Noch Ende der Siebziger machte in der Synode der Spruch die Runde: „Annemarie Grosch ist der einzige Mann in der Landeskirche“.
Foto: Haben Annemarie Grosch als eine bemerkenswerte Persönlichkeit erlebt: Irmgard Gillert (links) und Gerhildt Calies.