Neumünster (em) Mit Dorothea Buck (geb. 1917) präsentiert die Herbert Gerisch-Stiftung zusammen mit der Brücke Neumünster e.V. Skulpturen, Zeichnungen und Aquarelle einer außergewöhnlichen Künstlerin
. Ihr Werk zeigt sich vor allem von ihrem persönlichen Schicksal gezeichnet, mehreren Psychosen und einer Zwangssterilisation, die sie im Alter von 19 Jahren in Folge der „Erbgesundheitsgesetzgebung“ des NS-Staates erlitt. Ohne ihr Wissen, ohne Gespräch, allein unter den Bibelworten an den Wänden erfolgte der Eingriff 1936 in den von Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel. In der Auseinandersetzung mit ihrer seelischen Krise half ihr schließlich das Studium an der Landeskunstschule Hamburg unter anderem bei Edwin Scharff und Gustav Seitz.
Zusammen mit dokumentarischen Fotos der Künstlerin liegt der Schwerpunkt der Ausstellung in der immer wieder neu in den Blick genommenen Mutter-Kind-Thematik. Dorothea Bucks Arbeiten sind nachdrückliche Zeugnisse intensiven Ringens um ein neues Leben und um ihre Überzeugung, dass Traum und Psychose im Unbewussten dieselbe Quelle haben. Bis 1959 erlebte Dorothea Buck insgesamt fünf schizophrene Schübe, die von religiösen Erfahrungen geprägt waren. Auf sich aufmerksam machte die Künstlerin vor allem durch ihr Engagement und mutiges Eintreten für eine neue und humanere Psychiatrie. Dorothea Buck hielt zahlreiche Vorträge und verfasste ein Theaterstück über den Mord an psychisch Kranken und Behinderten in der NS-Zeit. In Hamburg initiierte sie Anfang der 90er Jahre die Einrichtung von Psychoseseminaren, 1992 gründete sie mit anderen Betroffenen den Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener. 1997 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz, 2008 das Große Verdienstkreuz. 1990 erschien unter dem Pseudonym Sophie Zerchin, einem Anagramm des Wortes Schizophrenie, ihre aufsehenerregende Biografie Auf der Spur des Morgensterns. Zahlreiche Berichte und Dokumentationen, u.a. von der Filmemacherin Alexandra Pohlmeier spiegeln das große Interesse der Öffentlichkeit wider, das ihr Werk und Wirken bis heute weckt.
Ausstellungseröffnung: Mittwoch, 2. Oktober, 19 Uhr
Ort: Gerisch-Stiftung, Erdgeschoss der Villa Wachholtz, Café Harry Maasz
Einführung:
Dr. Martin Henatsch, Künstlerischer Leiter Gerisch-Stiftung
Fritz Bremer, Pädagogischer Leiter Brücke Neumünster e.V.
Alexandra Pohlmeier, Regisseurin und Dokumentarfilmerin