Neumünster (em) Kommen. Handeln. Profitieren. so lautete der Slogan des Business Talks, zu dem die Agentur für Arbeit Neumünster am Mittwoch, 23. November, Unternehmen und Multiplikatoren aus Verwaltung und Wirtschaft in das Volkshaus Tungendorf eingeladen hat.

Gekommen sind rund 55 Gäste. Gehandelt haben alle Beteiligten. Die Rückmeldungen bestätigen: Es haben auch alle profitiert. Helge Broll, Niederlassungsleiter der AOK Nordwest in Neumünster: „Die gestrige gelungene Veranstaltung hat mich sehr beeindruckt. Das Referat von Frau Dr. Tschekan traf dabei den „Nerv“ eines der grundlegenden Probleme in unserer Bildungslandschaft.“ „Unsere Jugendlichen sind kompetent! Wie gehen wir mit ihren Potenzialen um und nutzen diese für die Ausbildung?“ Diese Fragestellung begleitete den Business Talk. Immer wieder hört man, Jugendliche brächten nicht genug Kompetenzen für eine Ausbildung mit. Immer wieder erlebt man aber auch Beispiele von vermeintlich schwachen Bewerbern, die erfolgreich und motiviert eine Ausbildung absolvieren.

Werden die vorhandenen Potenziale zu wenig gefördert? Wie kann man sich vor dem Hintergrund von demografischem Wandel und Fachkräfteengpässen neu orientieren und mehr Jugendlichen Chancen geben? Dr. Kerstin Tschekan, Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH), hob in ihrem Vortrag die herausgehobene Rolle der schulischen Ausbildung für die Entwicklung der Ausbildungsreife von Schülern hervor. So ist es notwendig, dass sich das Bildungsverständnis für Schule verändert: Weg davon, Bildung als das Vorhandensein einer Summe von Kenntnissen zu verstehen, also weg vom sturen Auswendiglernen. In der Schule müssen Kompetenzen vermittelt werden, das heißt die Fähigkeit, Gelerntes auf neue Situationen übertragen zu können. Im kompetenzorientierten Unterricht schließt sich darum an die Wissensvermittlung die Anwendung der erworbenen Kenntnisse auf neue Probleme an. So wird lösungsorientiertes Denken gefördert, das in der Ausbildung und beruflichen Praxis nötig ist.

Für diese neue Ausrichtung bedarf es einer veränderten Bildungsstruktur und eines Mitwirkens aller Beteiligten, nämlich der Bildungspolitik, der Lehrkräfte, der Eltern und der Unternehmen. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde von allen Beteiligten die Bedeutung der Kompetenzen für Schule und Ausbildung betont. So plädierte Lars Thullesen, Handwerksmeister aus Neumünster und frisch gewählter „Mensch des Jahres“ als Initiator des Nachhilfeprojektes „Grundstein“, dafür, junge Menschen nicht ausschließlich nach Zeugnisnoten, sondern vor allem auch nach ihrem Engagement und zusätzlichen Aktivitäten zu beurteilen. Er berichtete anschaulich vom Auswahlverfahren in seinem Betrieb, das die Kompetenzen der Bewerber erfassen soll. Jutta Sobczak, Kreisfachberaterin für Berufsorientierung und Lehrerin für Englisch und Sport an der Helene-Lange-Schule in Neumünster, konnte Fortschritte in der Unterrichtslandschaft anführen und nannte als Beispiele Projekte zur Stärkung schwächerer Schüler sowie die verbindliche Einführung einer Unterrichtsstunde in der Woche zur Berufsorientierung.

Carsten Ludwig, Leiter der Agentur für Arbeit Neumünster und Gastgeber, verdeutlichte den Beitrag, den die Berufsberatung der Agentur für Arbeit hier für Schüler, Schulen und Unternehmen leistet. Berufsberater stehen den Schülern im Berufswahlprozess begleitend zur Verfügung. Mit einer Kompetenzanalyse helfen sie, Stärken und Schwächen zu erkennen und mit beruflichen Zielen abzugleichen. Dort fließen zum Beispiel Umgangsformen, Kommunikationsfähigkeit, Durchhaltevermögen, Zuverlässigkeit und intellektuelle Fähigkeiten ein. In Zusammenarbeit mit der Ausbildungsvermittlung des Arbeitgeberservice können Schüler und Unternehmen in Kontakt gebracht werden, die gut zueinander passen. Dr. Tschekan freute sich über so viel Engagement und regte zu einem regionalen Bildungskreis an, der alle Beteiligten an einen Tisch holt und Energien damit bündelt. Ein reger Gedankenaustausch der Gäste mit den Vortragenden und untereinander zeigte, dass der Business Talk in der Tat ein für alle interessantes Thema aufgriff und Grundlage für neue Kontakte oder eine Vertiefung von Kontakten war.

„Mit dem Business Talk haben wir unsere Gäste über neue Ansätze informiert und zu einer Netzwerkbildung beigetragen. Das Thema Ausbildung geht uns alle an. Ich freue mich über die positive Resonanz“, resümiert Ludwig. Auflockerung erfuhr der Business Talk durch den Einsatz zweier Schauspieler eines Improvisationstheaters, die es verstanden, themenbezogen unterhaltsam den Nachmittag zu eröffnen und zu den jeweiligen Tagesordnungspunkten überzuleiten. Das Publikum ließ sich bereitwillig darauf ein, den Schauspielern durch eigene Zurufe den Stoff für immer neue Improvisationen zu liefern.