Neumünster (em) Mit der groß angelegten Schau "Träume und Albträume" des in Berlin lebenden Künstlers Piotr Nathan (geb. 1956) startet die Herbert Gerisch-Stiftung in ihr Ausstellungsjahr 2012. Ausgangspunkt für viele von Nathans Arbeiten bilden Holzschnitte des 18. und 19. Jahrhunderts. Für die Verbreitung idyllisierender Naturdarstellungen und Bildern von fernen, abenteuerversprechenden Ländern spielten solche Reproduktionsgrafiken eine wichtige Rolle.
Wie schon in vorangegangenen Gegenwartskunst-Ausstellungen der Gerisch-Stiftung knüpft damit auch "Träume und Albträume" an ihr ortspezifisches Profil an. Ihr historischer Park sowie die Jugendstil-Villa Wachholtz werfen aus unterschiedlichen Perspektiven Fragen nach der kulturellen Bedingtheit von Natur- und Idyllevorstellungen auf. Piotr Nathan verleiht dieser Programmatik jetzt eine ganz besondere und persönliche Note. Seine Ausstellung reichert er im Sinne einer Kunst- und Wunderkammer mit Möbeln der eigenen Atelierwohnung sowie Artefakten befreundeter Künstlerinnen an.
In dieser Atmosphäre erhalten seine größtenteils extra für die Ausstellung erstellten Malereien, Installationen, Zeichnungen und Filme, Dimensionen von Intimität und Verbundenheit. Der Künstler lädt den Betrachter zu einem betont privaten, teils sogar voyeuristischen Blick in die Welt seiner Träume und Albträume ein. In ihnen spiegeln sich persönliche ebenso wie bekannte Idylle-Vorstellungen wider: von den Abenteuerklischees und Bildern heroischer Naturerkundungen des 19. Jahrhunderts bis zu kommerzialisierten Sexualphantasien unserer Zeit; von der klassischen Körperharmonie antiker Skulptur bis zu den Abziehbildern makelloser Körper oder Landschaftsmodule heutiger Traumfabriken.
"Träume und Albträume" mit Piotr Nathan ist Teil einer Reihe, in der gezielt herausausragende in Schleswig-Holstein tätige Künstlerinnen und Künstler im Zusammenspiel mit externen Künstlern vorgestellt werden. Piotr Nathan, der auch als Professor an der Muthesius-Kunsthochschule Kiel lehrt, hat dieses Konzept auf mehrere Künstler ausgeweitet, die für sein eigenes Werk eine besondere Bedeutung haben. Er greift auf Arbeiten sowie Ideen von Künstlerinnen zurück, die in einem engen Zusammenhang zu seinem eigenen Werk stehen und auf die er mit seiner Ausstellung reagiert. So verwandelt sich die Ausstellung in einen Akt gegenseitiger künstlerischer Kommunikation.