Neumünster (em) Annähernd 1000 Menschen haben am Freitag, 6. Oktober die erste Nacht der Kirchen in Neumünster besucht. Die Veranstalter zeigten sich sehr zufrieden. An neun Orten in der Stadt lockten sie mit Musik, Besinnung und kreativen Aktionen. Eine Neuauflage dieses ökumenischen Ereignisses im kommenden Jahr ist bereits angedacht

Zur Tür der Johanniskirche im Stadtteil Wittorf leuchten an diesem Abend Laternen den Weg. Drinnen tanzen vor dem Altar weiß gekleidete Frauen barfuß zur Popmusik - grazil, geradezu engelsgleich. Die Gruppe „Shapes in motion“ aus Bad Bramstedt hat diese Chore-ografie eigens für die Nacht der Kirchen zusammengestellt. Denn „Engel“ ist die große Über-schrift des Abends in der Johanneskirche. Die Fenster mit Engelmotiven sind angestrahlt und wirken gigantisch in dem abgedunkelten Kirchraum. Abwechselnd mit Tanz, Musik von Flöte und Orgel, lesen Frauen aus der Kirchengemeinde Geschichten von diesen ätheri-schen Wesen. Mehr als einhundert Besucher lassen diese besondere Stimmung auf sich wirken. Pastor Michael Marwedel hat mit so vielen Gästen gar nicht gerechnet, ist „absolut zufrieden“ und freut sich, welche Dynamik die Nacht der Kirchen im Vorbereitungsteam seiner Gemeinde entfaltet hat.

Auch Christian Korzenietz heißt die Gäste, die der kostenlose Shuttlebus in der Mühlenstra-ße im Stadtzentrum Neumünsters absetzt, freudig willkommen. Rund 85 Besucher zählt der ehrenamtliche Gemeindeleiter im Haus der Adventisten. Die Freikirche zeigt eine Ausstel-lung wie sich die Kommunikation vom Beginn der Menschheit bis heute verändert hat. Am einen Ende steht das Smartphone, am anderen die Keilschrift. Dazwischen eine Remington Reiseschreibmaschine aus dem Jahr 1920, Bibeln aus dem 17. und 18. Jahrhundert, Arte-fakte aus der Zeit Jesu. „Diese Öllampe fasziniert mich besonders“, sagt Korzenietz. „Ich stelle mir vor, dass die Nachbarn Jesu sie benutzt haben könnten.“ Zusammengetragen hat die Ausstellung Matthias Müller. Er ist Pastor und Medienbeauftragte der Freikirche der Sie-benten-Tags-Adventisten und hält an diesem Abend begleitend-erklärende Vorträge. Mitten in der Nacht wird er wieder alles abbauen, denn schon am kommenden Tag zeigt er die Ge-genstände in Hamburg, danach in Heide und weiteren Orten Norddeutschlands.Zu einem gemütlichen Essen kommen an diesem Abend rund 60 Leute in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde zusammen, Geflüchtete wie Alteingesessene. Es gibt Volks-musik und Tanz aus dem Iran, deutsche und jüdische Flötenmusik. „Echt ein schönes Event“, ist Pastorin Isabel Frey Ranck beseelt.

Draußen im Stadtteil Gadeland ist die Atmosphäre in der Erlöserkirche sehr intim. In einem Stuhlkreis haben an die 20 Menschen Platz genommen, sowohl Jugendliche als auch Senio-ren. Zwischen ihnen brennt eine Art Lagerfeuer: Holzscheite sind kunstvoll übereinander geschichtet, dazwischen flackern Kerzen. Kirchenmusiker René Jung sitzt auf den Stufen zum Altar, die Gitarre in der Hand. Gemeinsam singen alle Pfadfinderklassiker und eingängi-ge Melodien aus dem Gesangbuch.

Gegen 23 Uhr verlöschen die Lichter in den meisten Kirchen. Nur die Jugendlichen feiern noch um Mitternacht eine Andacht in der Versöhnungskirche Gartenstadt. Fast 400 Besu-cher zählte das Team über den Abend bei Theater, Poetry-Slam und weiteren Aktionen für junge Leute. Diakon und Mitorganisator Björn Hattenbach vom Jugendwerk Altholstein ist glücklich: „Tolles Team, Kontakte über die Gemeindegrenzen hinaus, funkeln in den Augen der Jugendlichen und auch die Erwachsenen haben sich sehr wohl gefühlt.“