Neumünster (em) Die kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebe in Schleswig-Holstein werden zukünftig noch enger zusammenarbeiten. Infolge der neuen gesetzlichen Anforderungen an die Haushalte fallen immer mehr getrennt erfasste Bioabfälle an. Im Kreis Segeberg wird die Biotonne schon seit einigen Jahren sehr stark beworben und durch das BioPlus Tarifsystem gefördert.
Auch in Neumünster soll sich das Gebührensystem dieses Jahr ändern, so dass hier zukünftig ebenfalls höhere Mengen erwartet werden. Aufgrund dieser Entwicklung werden zusätzliche Behandlungskapazitäten für die Bioabfälle benötigt. Die Bio-Abfall-Verwertungsgesellschaft mbH (BAV) mit Sitz in Wittorferfeld ist für die Verwertung der Bioabfälle aus Neumünster, dem Kreis Segeberg und einem Teil des Kreises Plön zuständig. Die Kompostierungsanlage der BAV ist für 29.999 Gewichtstonnen pro Jahr genehmigt. Mit dieser Menge kommt man schon heute nicht mehr aus. Daher hat die BAV die Behandlung von zwei Mal 5.000 Gewichtstonnen/Jahr Bioabfall europaweit ausgeschrieben.
Letztendlich, und unter Anwendung auch klimaschutzbezogener Kriterien haben sich im Wettbewerb die Entsorgungsbetriebe Lübeck (EBL) und die Tochter der Abfallwirtschaftsgesellschaft Rendsburg-Eckernförde (AWR), AWR BioEnergie GmbH, durchgesetzt. Damit wird die abfallwirtschaftliche Kooperation der Kreise und Städte, die seit vielen Jahren bereits für den Restabfall besteht, um eine weitere bedeutsame Abfallfraktion erweitert. Beide Entsorgungsverträge haben eine befristete Laufzeit bis Ende 2020. Verlängerungen sind maximal bis Ende 2025 möglich. Bis dahin müssen sich die Gesellschafter der BAV darüber klar werden, ob eine eigene Bioabfallvergärungsanlage gebaut werden soll. Pläne und Genehmigung einer solchen Anlage im Wertstoffzentrum in Wittorferfeld liegen bereits vor. Wie die Geschäftsführer der BAV, Dr. Norbert Bruhn-Lobin (SWN) und Torsten Höppner (WZV), erläuterten, wären jedoch mit dem Bau und Betrieb erhebliche Kosten verbunden, so dass von der Realisierung einvernehmlich zunächst Abstand genommen wurde, so lange noch freie Behandlungskapazitäten, wie etwa in Rendsburg und Lübeck verfügbar sind und die Bioabfallkompostierungsanlage im SWN-Wertstoffzentrum ihren Dienst tut und die immissionsschutzrechtlichen Anforderungen erfüllt.
Bereits am 1. März hat die AWR BioEnergie GmbH begonnen, die 5.000 Tonnen Bioabfall/Jahr aus dem Wertstoffzentrum Neumünster zu übernehmen, wobei dazu bisherige Leertouren zur Abholung des Restabfalls gefüllt werden konnten. Weitere 5.000 Tonnen Bioabfall/Jahr gehen seitdem direkt aus den Sammelfahrzeugen des WZV zur Vergärungsanlage der Entsorgungsbetriebe Lübeck. Die offizielle Vertragsunterzeichnung fand am heutigen Freitag in feierlicher Runde im Wertstoffzentrum in Neumünster statt. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats der BAV, WZV-Verbandsvorsteher Jens Kretschmer, bezeichnet den Bioabfall in seiner Begrüßungsrede als „shooting star“ der Abfallwirtschaft und freute sich, dass die interkommunale Zusammenarbeit an dieser Stelle den Kreislaufwirtschaftsgedanken und die Energiewende in idealer Weise verbindet.
Hintergrundinformationen BAV Die Bio-Abfall-Verwertungsgesellschaft mbH (BAV) wurde 2010 gegründet und hat ihren Sitz im SWN-Wertstoffzentrum in Neumünster-Wittorferfeld. Die SWN Entsorgung GmbH und der WZV (Wege-Zweckverband der Gemeinden des Kreises Segeberg) halten jeweils 50 Prozent der Gesellschafteranteile. Bioabfallvergärungsanlagen Die sogenannte Bioabfall-Verordnung schreibt vor, wie der erfasste Biomüll behandelt werden muss. Bioabfallvergärungsanlagen produzieren aus dem Bioabfall durch Vergärung unter Luftabschluss zunächst Biogas/Methangas, welches zur Strom- und Wärmeproduktion klimaschonend genutzt werden kann. Anschließend wird der Gärrest kompostiert (sogenannte Kaskadennutzung). Bei Temperaturen von mindestens 65 Grad Celsius wird dabei der Kompost hygienisiert. Er ist anschließend frei von Keimen, Sporen und Saaten und ist als Dünger und Bodenverbesser in der Landwirtschaft und im Garten hoch geschätzt und stark nachgefragt. Die Qualität des erzeugten Komposts wird kontinuierlich im Rahmen der Gütesicherung durch Dritte überwacht. Die BAV ist Mitglied in der Bundesgütegemeinschaft Kompost.