Neumünster (em) Aufgrund einer schweren Sturmflut sind 800 Touristen von den ostfriesischen Inseln evakuiert worden, sitzen eine Nacht am Bahnhof Norddeich Mole fest, da auch die Bahn aufgrund des Sturmes nicht mehr fährt. Am nächsten Vormittag bricht der Deich und binnen wenigen Stunden müssen 30.000 Menschen evakuiert werden.
Eine Mammutaufgabe für die Feuerwehr, Polizei, THW und anderen Hilfsorganisationen. Zum Glück war dies nur ein Szenario. Der Führungsstab zur Katastrophenabwehr der Stadt Neumünster absolvierte jetzt an der Akademie für Krisenmanagemant, Notfallplanung und Zivilschutz in Ahrweiler eine Woche lang eine Übung mit dieser schwierigen Aufgabenstellung. Es wurde im wahrsten Sinne des Wortes eine heiße Übung: Aufgrund von 38 Grad Celsius Außentemperatur in Ahrweiler und eines Defekts der Klimaanlage herrschten im Stabsraum Temperaturen von deutlich über 40 Grad Celsius. Dennoch arbeiteten die Mitarbeiter des Führungsstabes von Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst, Verwaltung und Hilfsorganisationen stets hochkonzentriert. Zunächst galt es, die 800 Touristen zu transportieren.
Danach drohte der Deichbruch und zudem fiel in Teilen des Landkreises der Strom aus und aufgrund ausgefallener Pumpen lief ein Schöpfwerk über. Jetzt galt es umgehend und möglichst genau Fragen zu beantworten. Wieviel Personen müssen evakuiert werden? Müssen im Einzugsbereich Krankenhäuser und Seniorenheime evakuiert werden? Wie viele bettlägerige Patienten sind zu transportieren? Wo sollen die betroffenen Menschen untergebracht werden? Wie werden die Evakuierten und die mittlerweile 1.500 Einsatzkräfte versorgt? Wieviel Nahrungsmittel für die Menschen und Betriebsstoffe für die Einsatzfahrzeuge müssen beschafft werden? Wie viele auswärtige Einheiten müssen alarmiert werden? Wie kann ein Verkehrskollaps verhindert werden? Hierzu erstellten die Fachleute des Führungsstabes ein Kommunikationskonzept für die verschiedenen Einheiten, ein Verkehrskonzept, ein Logistikkonzept und ein Medienkonzept, um die Bevölkerung zu informieren.
„Das konzeptionelle Arbeiten hat bestens funktioniert ebenso wie die Abstimmung zwischen den verschiedenen Organisationen. Sicherlich ist hinsichtlich des Zeitfaktors noch das eine oder andere zu verbessern, aber genau dafür dienen diese Übungen, damit der Führungsstab und die Einheiten vor Ort noch besser werden“, zeigte sich der Stellvertretende Chef der Berufsfeuerwehr, Rainer Scheele, zufrieden. Er übernahm in Ahrweiler eine Woche die Leitung des Führungsstabes.
Foto: Holger Schaaf, Marc Kutyniok und der Leiter des Stabes Rainer Scheele (v.l.) arbeiteten trotz Hitze hochkonzentriert.