Neumünster (em) „Jeder kann seinen Teil zu einer gerechten Welt beitragen - auch mit kleinem Einkommen“, davon ist Corinna Lehmann fest überzeugt. Wie das geht, möchte die Neumünsteranerin den Menschen vermitteln. Sie ist die neue Referentin der Ökumenischen Arbeitsstelle des Ev.-Luth. Kirchenkreises Altholstein und Nachfolgerin von Silke Leng.

Dabei hat sich die 36-Jährige ein Ziel gesteckt: „Wir müssen weg von Ideologien. Es geht nicht um Verbote oder Verzicht, sondern um freundliche Wissensvermittlung.“ Schon jungen Leute möchte sie verständlich machen, dass sie es in der Hand haben, wie die Wirtschaft funktioniert.

„Wenn ich hier vor Ort mein Geld ausgebe, dann stärke ich meine regionale Wirtschaft“, bringt es Lehmann auf den Punkt. Das gehe auch, wenn man üblicherweise beim Discounter einkaufe. Dafür setzt die Mitarbeiterin des Kirchenkreises Altholstein beispielsweise auf saisonale Lebensmittel oder sie hinterfragt, woher man seinen Strom bezieht.

Ahnung von wirtschaftlichen Zusammenhängen hat Lehmann von Grund auf. Sie hat „Business Economics“ studiert, mit einem Schwerpunkt auf Sozialökonomie. Sie hat untersucht, was Wohlstand bedeutet, ob und wie er mit dem Bruttosozialprodukt eines Landes einhergeht. So ist sie zur Schlussfolgerung gelangt: „Ich möchte, dass das Geld dem Menschen dient und nicht umgekehrt. Geld ist Mittel zum Zweck“.

An dieser Stelle kommt die zweite große Aufgabe als Referentin der Ökumenischen Arbeitsstelle ins Spiel. Lehmann ist zuständig für die Partnerschaften des Kirchenkreises und der Kirchengemeinden in Afrika und auf anderen Kontinenten. So pflegen beispielsweise Kirchengemeinden in Neumünster seit Jahren Verbindungen zu Christen in der Demokratische Republik Kongo. „Wenn Jugendliche aus Neumünster über Zoom mit Gleichaltrigen in Afrika sprechen und vielleicht live mitbekommen, wie deren Vater gerade auf das Feld geht und Kakao anbaut, dann sieht man hinterher die Schokolade hier mit anderen Augen“, meint die Mutter zweier Söhne. Sie hofft, dass junge Leute über die Partnerschaften Freunde in anderen Ländern finden. „Dann sind das nicht mehr die Leute dort drüben, sondern dann heißt das: Ich kenne den, ich weiß, was er oder sie erlebt.“ Der Glaube könne dabei eine Brücke sein. Gerade die Christen in Afrika sprächen von den Neumünsteranern gerne als Schwestern und Brüdern. „Und als Familie stehen wir füreinander ein und übernehmen Verantwortung füreinander.“ Für Lehmann schließt sich hier der Kreis: „Mein wirtschaftliches Handeln in Schleswig-Holstein hat Auswirkungen auf das Leben der Menschen anderswo. Und das gilt es sich, vor Augen zu führen.“

Erste Verbindungen nach Afrika hat Lehmann schon früh geknüpft. Mit 13 Jahren schloss sie sich einem Partnerschaftsprojekt der Evangelischen Jugend in Neumünster an. Mit 16 dann ihre erste Reise nach Afrika, ihren 18. Geburtstag feierte sie im Kongo. Später lernte sie bei einem Praktikum Indien näher kennen. Und nun begleitet Lehmann in ihrer neuen Funktion im Herbst eine Gruppe aus dem Kirchenkreis Altholstein nach Tansania. Für diesen Besuch beim Partnerkirchenkreis Ostkilimanjaro bereitet sie einiges vor. Denn auch das gehört zu ihrer Arbeit und ihrem Anspruch: „Ich möchte die Gruppen beraten und vernetzen. Die Partnerschaften sind hochaktuell und wichtiger denn je.“