Neumünster (em) "Geht doch!", so heißt der Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit, der im September durch Neumünster führt. Dort erwartet die Teilnehmer dann ein attraktives Programm, das offen ist für alle. Gleichzeitig können sich Menschen in Neumünster der Pilgergruppe anschließen. Ihr Ziel ist die Weltklimakonferenz in Paris. Diese bundesweite Aktion möchte auf die globale Dimension des Klimawandels hinweisen und den Schwachen eine Stimme verleihen.

Silke Leng freut sich schon auf die Pilgergruppe am Sonntag, 20. September: "Aber genauso auf Familien, Wandergruppen, Naturschutzfreunde, Tagesausflügler. Seien Sie in Neumünster mit dabei. Es lohnt sich", verspricht die Diakonin der Ökumenischen Arbeitsstelle des Kirchenkreises Altholstein. Sie hat gemeinsam mit Engagierten aus lutherischer, katholischer und Freikirche viele Aktionen für Pilger und Besucher organisiert.

Das beginnt schon mit dem Eintreffen der Pilgergruppe im Dosenmoor. Erst mal sich mit Kaffee und Kuchen stärken, dann haben die Teilnehmer die Qual der Wahl. Wer möchte, informiert sich in einem kurzen Vortrag über das Dosenmoor und über seine Bedeutung fürs Klima. Denn solch ein Hochmoor kann CO2 binden und damit unschädlich machen. Dieses Gas trägt maßgeblich zur globalen Erwärmung bei.

In die Stadt gelangen die Pilger natürlich zu Fuß. Es lockt aber auch eine Fahrt in Elektroautos, die von den Stadtwerken Neumünster gestellt werden. Mit PS im wahrsten Sinne des Wortes erreicht man in der Kutsche das Eduard-Müller-Haus im Zentrum. "Wir wollen es Pilgern und Besuchern nett machen, eine Art kleines klimagerechtes Gemeindefest", erläutert Silke Leng. Jugendliche aus der katholischen Gemeinde schwingen die Klappe ihres umgebauten Wohnwagens weit auf, laden ein, selbstgemachte und faire Süßigkeiten zu naschen. Sweet and Fair nennt sich dieses Projekt. Gemeinsam wollen sie Marmelade kochen, auch aus Früchten vom Wegesrand. Außerdem kann sich jeder seinen ökologischen Fußabdruck errechnen. Dabei geht es darum, aus verschiedenen Faktoren des persönlichen Lebensstils wie Wasserverbrauch oder Fleischkonsum, Rückschlüsse auf die Klimabelastung zu ziehen. Bei heißem Wetter sicher auch gefragt: Pilger haben freien Eintritt im Freibad.

"Ich bin froh, dass wir die Pilger in Neumünster empfangen dürfen", sagt Stefan Block, Propst des Kirchenkreises Altholstein. "Denn unsere Stadt und wir als Kirche strengen uns an für mehr Klimagerechtigkeit." Dabei verweist Block unter anderem auf die ökologisch bewirtschafteten Friedhöfe, die auf Artenreichtum achten und weitestgehend auf Spritzmittel verzichten. Auf die beispielhafte klimagerechte Sanierung von Gebäuden, wie das Anschargemeindehaus oder die Johanneskirche im Stadtteil Wittorf mit ihrer Solaranlage. Block stellt in Aussicht, dass der Kirchenkreis Altholstein verstärkt Anstrengungen für den Klimaschutz ergreifen wird, auch bei der Mobilität oder der nachhaltigen Beschaffung. "Denn gerade von unseren Partnerkirchen in Afrika erfahren wir hautnah, wie bedrohlich der Klimawandel etwa für unsere Geschwister in Tansania ist, die unter extremer Dürre leiden", erklärt sich Block solidarisch.

Auch der katholische Dechant Peter Wohs betont die Verantwortung für das Klima. In seinem Gemeindehaus werden die Pilger am Abend die Isomatten und Schlafsäcke ausrollen. Ehrenamtliche aus der katholischen Gemeinde St. Maria St. Vicelin bereiten eine Suppe zu, die lutherische Johanniskirchengemeinde steuert den Nachtisch bei.

"Wir haben vergessen, dass wir selbst Erde sind", gibt der katholische Geistliche zu bedenken. "Unser Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet. Wir atmen seine Luft. Wer dies begriffen hat, kann diese Pilgereise so wie wir nur unterstützen."

Auf jeder Etappe kommen die Teilnehmer an Orten vorbei, die unterschiedliche Auswirkungen auf das Klima haben. Rolf W. Böhm wird die Gruppe von Nortorf bis ins Dosenmoor führen. Der Ehrenamtliche möchte die Blicke der Pilger auf das alte Torfwerk zwischen Nortorf und Loop lenken, genauso wie auf die Windkraftanlagen in Krogaspe.

Das Wertstoffzentrum der Stadtwerke Neumünster ist ebenfalls ein Anlaufpunkt für die Pilger. "Mit Schulklassen dorthin wandern, eine Führung auf dem Gelände machen, auf Müllberge klettern, um das Bewusstsein zu schärfen", das schwebt Diakonin Leng für Montag, 21. September, vor, dem Tag an dem die Pilgergruppe weiterzieht. Nach einem ordentlichen Pilgerfrühstück mit Oberbürgermeister Olaf Tauras und behütet durch den Reisesegen von Propst Stefan Block und Dechant Peter Wohs schlagen die Teilnehmer den Weg gen Bad Bramstedt und Kaltenkirchen ein.

"Geht doch! Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit" ist eine Initiative von Landeskirchen, Diözesen, christlichen Entwicklungsdiensten, Missionswerken und Jugendverbänden. Sie startet in Deutschland am 13. September in Flensburg. Die knapp 1500 Kilometer lange Strecke nach Paris verläuft entlang traditioneller Pilgerwege. Die einzelnen Etappen betragen zwischen 20 und 25 Kilometer pro Tag. Auch Ruhe-, Aktions- und Workshoptage sind geplant. Ausführliche Informationen und Anmeldung unter www.klimapilgern.de.

Zur besseren Planung für die Aktionen in Neumünster wären Rückmeldungen von interessierten Besuchern bei Diakonin Silke Leng hilfreich, silke.leng@altholstein.de.

Foto: Sind schon startklar und könnten gleich lospilgern: Irene Marenge, Rolf W. Blöhm, Silke Leng, Stefan Block, Peter Wohs.