Neumünster. Wer aufmerksam durch die Stadt geht, hat sie vielleicht schon entdeckt: kleine, helle Sandhaufen in den Pflasterfugen auf dem Rathausvorplatz und vor den Arkaden. Hier haben Wildbienen und Sandwespen ihre Nester gebaut. Die Tiere graben senkrechte Röhren in den Fugen zwischen den Pflastersteinen und legen dort ihre Eier ab, teilt die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Neumünster mit.

Diese Tiere unterscheiden sich stark von Honigbienen oder staatenbildenden Wespen, bei denen nur die Königinnen Eier legen. Es handelt sich bei den Insekten auf dem Rathausvorplatz um einzeln lebende Arten. Bei günstigen Bedingungen können sich allerdings auch größere Gruppen von Tieren einfinden. Im Laufe des Jahres nisten hier mehrere Arten neben- und nacheinander.

Wildbienen sind für den Naturhaushalt von großer Bedeutung, weil sie die Bestäubung diverser Pflanzenarten übernehmen. Darunter sind auch viele Kulturpflanzen, so dass auch wir Menschen von dieser Bestäubungsleistung profitieren. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurden sie unter besonderen gesetzlichen Schutz gestellt.

Seit einigen Jahren sind Insekten und gerade auch Wildbienen stärker im Fokus der Öffentlichkeit. Um dem Rückgang dieser vielen interessanten und nützlichen Arten entgegenzuwirken, werden vielerorts Blühwiesen und Blühstreifen angelegt. Auch in privaten Gärten kommen vermehrt Pflanzen zum Einsatz, die Nahrung für heimische Wildbienen darstellen.

Neben Pollen und Nektar brauchen Wildbienen natürlich auch Nistplätze. Für einige Arten sind sogenannte „Insektenhotels“ hilfreich, die man selbst bauen oder auch im Handel erwerben kann. Von diesen Nisthilfen profitieren Arten, die ihre Eier z. B. in hohlen Stängeln oder in Hohlräumen in Holz ablegen. Viele Wildbienenarten nisten allerdings im Boden und benötigen dafür Sandflächen oder auch Fugen zwischen Pflastersteinen.

Für die Entwicklung der neuen Bienengeneration in den Pflasterfugen ist es entscheidend, dass die Fugen nicht verfüllt oder durch Gegenstände abgedeckt werden. Das Laufen auf diesen Flächen oder auch gelegentliches Fegen beeinträchtigt die Tiere nicht.

Foto: Die Hosenbiene (Dasypoda hirtipes) legt jetzt im Juni ihre Eier in Pflasterfugen ab © Arne Drews, Landesamt für Umwelt