Neumünster (mp) Schon im Jahr 2009 wurde das von der Stadt Neumünster in Auftrag gegebene Tourismuskonzept im Finanz- und Wirtschafts-förderungsausschuss der Stadt einstimmig beschlossen und die Verwaltung beauftragt, einen Vorschlag für ein Tourismusmarketing zu entwickeln. Man übergab der Wirtschaftsagentur mit ihrem damals noch neuen Chef Guido Schwartze den Auftrag, ein Konzept zu entwickeln, dass das Ziel hat, die bisher geschaffenen touristischen und tourismusnahen Angebote im gesamten Stadtgebiet attraktiv aufzubereiten und professionell zu vermarkten. Gerade vor dem Hintergrund des im September 2012 eröffnenden Designer-Outlet-Center erschien diese Aufgabe als eine der zentralen Schlüsselaufgaben für die Vermarktung der Stadt Neumünster.

Drei Jahre später steht die Stadt nun vor einem Scherbenhaufen. Ein vom Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur vorgelegtes und schon mehrfach überarbeitetes Konzept konnte die touristischen Fachleute in der Stadt sowie die Politik nicht überzeugen. Grund genug für die Ratsversammlung und Oberbürgermeister Dr. Olaf Tauras, nun endgültig die Reißleine zu ziehen und der Wirtschaftsagentur den Arbeitsauftrag Tourismus zu entziehen.

Diese Klatsche für die Wirtschaftsagentur Neumünster und ihren Chef Guido Schwartze hatte sich schon länger angedeutet. Schon im März 2012 wurde das so lange von der Stadtverwaltung angekündigte Tourismusmarketingkonzept im Finanz- und Wirtschafts-förderungsausschuss und der Ratsversammlung mit Bauchschmerzen beraten. Grund: Zahlen und Konzeption des von dem Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Neumünster vorgelegten Entwurfs überzeugte nicht nur die Politik nicht, sondern auch die touristischen Akteure in der Stadt versagten der Stadtverwaltung teilweise ihre Gefolgschaft und Unterstützung. Die Vorlage wurde auf die Juni-Ratsversammlung vertagt. Doch die anschließende Gesprächsrunde zwischen touristischen Akteuren, der Politik sowie der Wirtschaftsagentur brachten auch keinen wirklichen Durchbruch. Gerade den Fachleuten in diesen Gesprächen war die Vorlage aus der Wirtschaftsagentur zu unprofessionell.

So blieb Oberbürgermeister Dr. Tauras nichts anderes übrig, als der Wirtschaftsagentur den Auftrag zu entziehen. In der Ratsversammlung legte er eine neue Vorlage vor, in der keine Rede mehr von der Wirtschaftsagentur als ausführendes Organ ist. Stattdessen soll nun erst einmal ein Touristiker beim Fachdienst Stadtplanung eingestellt werden, der gemeinsam mit der Stadtverwaltung und den Tourismusakteuren in der Stadt ein neues, tragfähiges Konzept erarbeiten soll. „Ich habe zu lange auf die Wirtschaftsagentur gesetzt“, erklärt Tauras in seiner Begründungsrede zur neuen Vorlage. „Jetzt müssen wir sehen, was wir mit dieser Alternative noch retten können.“ SPD, CDU, BfB und FDP stimmten der neuen Vorlage zu, fixierten aber mit dem 31. März 2013 einen Termin, an dem dann ein neues, vom eingestellten Fachmann ausgearbeitetes Konzept der Ratsversammlung vorgelegt werden soll. „Die Wirtschaftsagentur ist raus!“ so ein Ratsmitglied.

Foto: Auf der wirtschaftNORDGATE im April konnte Guido Schwartze noch lachen, spätestens nach der Bewertung seiner Leistungen durch die Ratsversammlung dürfte ihm dies wohl vergangen sein.