Neumünster (bo) Er überlässt nichts dem Zufall. Am Anfang des Abends verabredet der in Wien geborene und aufgewachsene Severin Groebner mit dem Publikum, wann sie bitte klatschen mögen. Und er hat einen sogenannten Sampler neben sich stehen, der nur dem Österreicher bekannte Ausdrücke und Redewendungen flugs ins Hochdeutsche übersetzt. Schnell lernen die rund 120 Gäste im Saal, wann der Wiener etwas fesch findet und Deutsche in der österreichischen Hauptstadt generell Piefke heißen egal ob einer oder wie nach dem Fall der Mauer ein „Piefke-Tsunamie“ daherkommt immer Singular, Piefkes gibt es nicht!

Mit reichem Minenspiel und opulenter Gestik erklärt uns der 44-jährige Kabarettist seine Welt, zu der auch die imaginäre Krise zählt, die immer dann zu ihm spricht, wenn sich nach Pizza, Chips und Musikvideos das Gewissen meldet. Wer aber denkt, dass sich bei dem zweistündigen Programm mit dem Namen „Servus Piefke“ um eine Aneinanderreihung der üblichen Vorurteile über uns Deutschen geht, der irrt gewaltig. Denn Severin Groebner lebt selbst in Frankfurt am Main und erlaubt sich in exzellenter Wortwahl einen kritischen Blick auf einige Verhaltensweise beider Länder. Damit es nicht langweilig wird, kriegt der kleine Nachbar gleich auch noch einen mit, denn beim Thema Sex unterstellt er den Eidgenossen, dass sich diese ausschließlich durch Volksentscheid vermehren würden.

Die Themenauswahl ist vielfältig und reicht von der Politik, über Besuche im Baumarkt bis zum Fußball. Über die FDP will er keine Witze machen, schließlich gehöre sich dieses bei Toten nicht, aber natürlich ist ihm ein Land suspekt, dass einen Pfarrer zum Präsidenten macht und die Kanzlerin „Mutti“ nennt. Zu Höchstform läuft Groebner auf, als er das Gegröle beim Fußball, in einer Disko auf Malle, beim Karneval und dem Oktoberfest gegenüberstellt, um dann traurig festzustellen, dass dem Wiener die Ekstase unbekannt sei, daher gebe es nur den Opernball. Nicht gut weg kommen die Österreicher auch beim Klassiker „Baumarkt“ - dem Tempel der deutschen Befindlichkeit, denn schließlich gebe es laut Werbespot „immer etwas zu tun“. Der Wiener hingegen kann diese Betriebsamkeit nicht nachvollziehen und tut daher lieber nichts.

Überraschend kommt er zu der Erkenntnis, dass die Deutschen gar nicht so ordentlich seien. Schließlich seien alle wichtigen Gerichte, Verwaltungen und Hauptsitze quer im Land verstreut, in Wien wären dagegen alle innerhalb von zehn Minuten zu erreichen. Auch auf den Autobahnen herrsche keineswegs Ordnung, schließlich reiche der Stau von Boostedt bis zum Bodensee!

Severin Groebner bietet in seinem 120-minütigen Programm äußerst kurzweilige Unterhaltung, was ihm das Boostedter Publikum mit viel Gelächter und Applaus dankt. Und wie es dem armen Herrn Kunze erging, der in Groebners Supermarkt das Beschwerdemanagement innehatte das erzählt er Ihnen am bestens selbst!