Neumünster (em) „Der Benz wird ohne Murren zur Wartung geschickt, das Haus nicht!“ Björn Marucha, im Norden zuständig für die Firma Sika Building Trust, spricht eine deutliche Sprache. Viele Eigentümer gehen immer noch davon aus, dass Beton eine Ewigkeit lebt und verkennen die Gefahren durch Korrosion der Tragstähle und die zu geringe Betonüberdeckung der frühen Baujahre.

„Gerade die Rampen in Parkhäusern sind heutzutage die Achillesferse“, ergänzt er. Wichtig sei heute bei der Betoninstandsetzung eine schnelle Abhärtezeit der Beschichtung. „Stellen Sie sich vor, sie besitzen ein Parkhaus und müssen über Wochen und Monate ihre Mieter kündigen, weil die Renovierung so lange dauert, das sind dann erhebliche Verluste, gerade in den Innenstadtbereichen, wo der Parkraum sowieso knapp ist.“

Dem pflichtet Mitbewerber Dirk Bockgreitens von Fa. Disbon völlig bei. Leistungsfähige und attraktive Beschichtungssysteme für den grauen Beton bietet er auf dem 2. BWI-Forum in Schleswig-Holstein an. „Wir sind in diesem Jahr das erste Forum bundesweit zur Bauwerkinstandsetzung“, betont Hans-Georg Müller, Vorsitzender der Landesgütegemeinschaft Schleswig-Holstein e.V.

Das Fachsymposion fand im Hotel „Altes Stahlwerk“ in Neumünster statt. Hier trafen sich 60 Teilnehmer, um sich auf den aktuellen Stand der Technik bringen zu lassen und von Fachvorträgen zu profitieren. Die Teilnehmer kamen aus allen Bereichen, 27 ausführende Betriebe, 14 Planungsbüros und 13 Zulieferer waren vertreten.

Zunächst führte Dipl. Ing. Bernd Stark von der Fa. Oemig und Partner in die Welt des Brandschutzes bei Betonbauwerken ein. Spätestens seit den Ereignissen von 9/11 in New York, als für unbrennbar eingeschätzte Hochbauten durch den Angriff arabischer Terroristen wie Kartenhäuser zusammenbrachen, macht man sich Gedanken über die Haltbarkeit von Stahlbetonträgern bei Wärmebelastung. Klar war den meisten schon, dass wärmedämmende Bauteile in Form von Papierschnipseln leicht entflammbar und daher verboten seien. Hatte man in den Anfangszeiten der Stahlbetonbauweise noch einen Zentimeter Betonüberdeckung für ausreichend erachtet, kamen bei den jetzigen Berechnungen mindestens 7 cm heraus. „Was macht die Bewehrung in Beton, wenn sie mit 1200 Grad beaufschlagt wird?“ Die Antwort war: „Die Randeisen verlieren bis zu 80 % an Tragkraft, allein die Mitteleisen tragen nach 90 Minuten noch mit ca. 80%. Wenn ein Betonträger die Voraussetzungen für R90, also Feuerbeständigkeit nach 90 Minuten Beaufschlagung erfüllen soll, dann müssen die Eisen wenigstens 7 cm von Beton überdeckt sein.

Ob es nun wirklich noch das altbekannte Eisen als Bewehrung sein muss, oder sich doch nicht neue Werkstoffe anbieten, darüber machte sich Dr. Ing. Silvio Weiland von Tudalit e.V. Gedanken. Stahl wird bekanntermaßen ab 800 Grad und kirschroter Glühfarbe fließend, da wäre doch Glas und Carbon eine Alternative. Hohe Festigkeiten, Steifigkeit und Dauerhaftigkeit seien hier die Vorteile. Man könne zum Beispiel Glas und Carbonfasern in den Beton ungeordnet einmischen, die wären dann aber ungerichtet und würden nur zum Teil zur Zugkraftfestigkeit beitragen. Man könne aber auch Matten in Stabstruktur auftragen, das verspreche hohe Festigkeitseffekte. Insgesamt gesehen scheint das Thema Carbonbeton zukunftsweisend zu sein, geringeres Gewicht und keine Gefahr der Carbonisierung sprechen dafür.
Über den Hochwasserschutz am Beispiel de Sperrwerks Wedeler Au informierte Lars Schinköthe von der BBT GmbH die Zuhörer.

Nach der Mittagspause stellte Achitekt Thomas Ladehoff den Entwurfsprozess für das Hotel „Altes Stahlwerk“ unter Erhaltung des alten Stahlbetontragwerks dar. Mehr als offensichtlich waren hier die Abplatzungen an Stahlbetonträgern und -ständern für die Zuhörer beim Blick nach links oder rechts im Veranstaltungsraum.

Mit dem Thema: Wer ist eigentlich die „Generation Z?“ beschäftigte sich zum Schluss Marc Kostrzewa. Diese zwischen 1997 und 2012 geborenen Nachfolger profitieren vom Mangel an arbeitswilligen und befähigten Gleichaltrigen. Für sie ist um 17 Uhr Dienstschluss, sie treffen keine Kaufentscheidung, ohne sich mit Gleichgesinnten in den sozialen Netzwerken abgesprochen zu haben. Bei der Annahme von Beschäftigungsangeboten haben sie die freie Auswahl. Leider träumen viele Jugendliche von einer Zukunft als „WEB-Designer“ oder „Influencer“ ohne zu erkennen, dass eine handwerkliche Ausbildung mit Gesellen- oder Meisterabschluß heutzutage die Garantie für ein hohes Einkommen bedeutet.

Foto: Rund 60 Interessierte hatten sich zusammengefunden, um sich über neue Entwicklungen zur Betoninstandsetzung zwischen den Meeren zu informieren.