Neumünster (em) Die meisten von ihnen hatten noch nie ein Instrument in den Händen, aber schon nach einer Woche geben sie ihr erstes kleines Konzert. Sie kommen beispielsweise aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Iran, Aserbaidschan oder dem Jemen und sind alles jugendliche Flüchtlinge im Alter von 15 bis 18 Jahren, die ohne ihre Eltern ihr Heimatland verlassen haben und nun in Wohngruppen der Iuvo Neumünster untergebracht sind.
Unter der Leitung des Musikpädagogen Andreas Kangarlou brachten die Jugendlichen das Kiek in zum kochen. Minutenlanger Applaus war der Lohn einer Woche harter musikalischer Arbeit. „Das Miteinader und gegenseitige Helfen hat mich sehr beeindruckt. Mit Disziplin, Respekt vor den anderen und Zuhören, haben sie es geschafften sich zu einer Band zu finden und auf das Ergebnis können sie stolz sein, die Begeisterung des Publikums ist der Beweis.“ resümiert Andreas Kangarlou. Dafür waren nur fünf Nachmittage eingeplant, denn das Konzert war Teil des Projektes „TalentCAMPus: Sprache hat viele Ausdrucksformen“, welches zurzeit an der Volkshochschule Neumünster durchgeführt wird.
In diesem zweiwöchigen Projekt, das aus zwei Bausteinen besteht, sollen die jungen Menschen lernen sich besser in Alltagssituationen zu orientieren und ihre Bedürfnisse, Ängste und Nöte zu verbalisieren und auszudrücken. Dazu findet vormittags und der Leitung von Gabriele Zimnak, einer erfahrenen Dozentin, ein Deutsch-Förderunterricht statt. „Der Lernwille ist sehr hoch und es macht Spaß mit Ihnen zu arbeiten und die Fortschritte zu sehen, die sie machen.“, berichtet Gabriele Zimnak. Viele der Jugendlichen stehen beim Spracherwerb noch am Anfang und aus diesem Grunde ist der Nachmittag dafür vorgesehen andere Möglichkeiten des „sich Ausdrückens“ für sich zu entdecken. In diesem Fall ist der Zugang die Musik und das Konzert der Abschluss der ersten Woche. In der zweiten nun folgenden Woche werden vormittags die Deutschkenntnisse weiter verbessert. Nachmittag lernen die Jugendliche noch eine Form des künstlerischen Ausdrucks kennen. Gemeinsam mit Wilhelm Bühse von der Herbert Gerisch-Stiftung wird eine Plastik aus Beton gefertigt, die hinterher in der Stadt aufgestellt wird. Hierbei stehen die eigene Kreativität und der bildnerisch künstlerische Ausdruck im Mittelpunkt.
Durch die Erfahrung an einem künstlerischen Prozess mitzuwirken wird die Möglichkeit einer Auseinadersetzung mit sinnlichen Erfahrungen im Umgang mit sich, ihrer Umwelt und ihrer Biografie, ermöglicht. Eine weitere Form des „sich Ausdrückens“. Der talenCAMPus ist Teil des Förderprogramms „Kultur mach stark. Bündnisse für Bildung" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung das in den Herbstferien bei der Volkshochschule stattfindet.