Neumünster (em) Eine seit langer Zeit funktionierende und friedliche Veranstaltung wurde zum Tode verurteilt, weil sie der Politik nicht in den Kram passt. Die letzten Gespräche führten zu nichts: Ordnungsbehörden und Polizei sehen den Motorrad-Weihnachtsmarkt nicht gerne und würden ihn am liebsten verbieten. Mit dieser klaren Ansage begann ein Gespräch zwischen Behörden und Veranstalter, in dem es um den nächsten MWM gehen sollte. Die Absage kam bereits im Einleitungssatz.

Eindeutig wurde gesagt, dass man dem Veranstalter nur empfehlen kann, einen anderen Standort zu suchen. Es würde derzeit beraten, eine Genehmigung nicht zu erteilen, d. h. ein Verbot auszusprechen, zumindest würden erhebliche Auflagen zu erfüllen sein. Bereits 2009 gab es unverhältnismäßige Polizeikontrollen, 2010 wurde eine Absage erforderlich, 2011 dann ein neuer Versuch. Engagierte neue Aussteller, beste Stimmung, keine Probleme. Außerdass die Hallen ständig von uniformierter, bewaffneter Polizei durchkämmt.

Von Seiten der Polizei bestehen Sicherheitsbedenken obwohl auf dem MWM niemals Ausschreitungen zu verzeichnen waren. Das Risiko sei zu groß. Daher ginge es nicht ohne eine verstärkte Präsenz der Polizei, im Gespräch war die Rede von sechs Hundertschaften, also mindestens einer Verdoppelung der Polizeipräsenz und verschärften Kontrollen. Was soll das werden ein Polizeifest? Es wurde zwar seitens der Ordnungsbehörden erklärt, man sehe die friedliche Menge (der Besucher), aber es hätten Angehörige der einschlägigen bekannten „Rockergruppen“ versucht rein zu kommen. Wie man die bösen Jungs ohne Kutte überhaupt erkannt hat, das bleibt fraglich.

Fakt ist: Es wurde scharf kontrolliert, mehr als angekündigt war. Harmlose Gäste, auch Kinder, wurden durchsucht und überprüft, Gäste mussten ihre Kutten ablegen. Ausnahmslos auch solche mit nicht verbotenen Abzeichen! Seit wann wird durch die Polizeibehörden eine Kleiderordnung vorgeschrieben? Über die juristische Grundlage dieser Maßnahme wurde der Veranstalter nicht informiert. Dadurch drehten viele Besucher um und das schlug sich in den Besucherzahlen nieder. Der Veranstalter verzeichnet ein klares Minus, abgesehen von den Kosten, die dem Steuerzahler für diesen Polizei-Einsatz entstanden sein dürften.

Was das notwendig? Das Ordnungsamt erklärte, es würde jetzt ein Verbot geprüft, man müsse damit rechnen, dass noch kurzfristig z. B. eine Woche vor dem Markt ein Verbot erfolgen kann. Einfach so, „wenn die Situation es erfordert“, ohne Ansage, ohne Begründung. Wenn man so denkt, müsste man alle Straßen sperren, damit keine Unfälle passieren. Was hier geschieht, ist behördliche Willkür und Motorradfahrer-Feindlichkeit. Doch letztendlich bleibt es jedem Gast selbst überlassen Veranstaltungen dieser Art zu besuchen. Die Polizei sieht die Gefahr eventueller Ausschreitungen der örtlichen „Rockergruppen“ , obwohl es aus Sicht und 35 Jahren Erfahrung mit einer Vielfalt von Ausstellungen im Motorradbereich für den Veranstalter mehr als unwahrscheinlich erscheint, dass Aggressionen auf einem Motorradmarkt mit Security ausgetragen werden.

Außerdem wurden diese Gruppen bereits verboten. Wo liegt also bitte das Problem? Was hat dieses Verbot bewirkt nichts? Ein Sicherheitsdienst war immer vor Ort, aber daraus das Vorurteil herzuleiten, dass alle Motorradfahrer Schläger sind, ist an den Haaren herbei gezogen. Hier wird eine Entscheidung aus Angst getroffen nach dem Motto: Vermeidungstaktik, bevor es Ärger gibt. Denn die Vorgesetzten haben die Regel heraus gegeben: „Wir wollen sauber sein und das Image verbessern, wir wollen keine Schlagzeilen“ so wurde der OB zitiert. Bloß keinen Ärger! Die Motorradfahrer sind ein willkommener Sündenbock, obwohl es keinen konkreten Anlass gibt. Friedliche Aussteller, die mit Helmen und Handschuhen handeln, wurden gefilzt, selbst die Tüten mit Schoko-Weihnachtsmännern im Veranstalterbüro wurden täglich durchsucht.

Diese Maßnahme war unverhältnismäßig und nicht nachvollziehbar. Schade für die vielen netten Besucher und Aussteller des MWM, die gerne vor Weihnachten eine schöne Ausstellung besuchen und glänzende Fahrzeuge sehen wollen, all das soll offenbar nicht sein. In diesem Land darf man scheinbar nur funktionieren und Steuern zahlen, denn von irgendetwas müssen die Behörden und der Polizeiapparat schließlich bezahlt werden. Der Veranstalter wird prüfen, welche Alternativen oder anderen Standorte für eine neue Lösung zur Verfügung stehen und werden rechtzeitig Informationen dazu heraus geben.