Neumünster (red) Mit ihrer bislang größten Ausstellung „Back to Earth“ widmet sich die Herbert- Gerisch-Stiftung der Keramik, einem ebenso traditionellen wie umstrittenen Material der bildenden Kunst.
Noch vor kurzem mehr auf Kunsthandwerk, die angewandten und Laienkünste beschränkt, erlebt es heute eine Renaissance im Bereich der freien Kunst. Zunehmend nutzen und gestalten Künstler wieder diesen elementaren Werkstoff. Vor allem Künstlern, deren Oeuvre weitestgehend andere Materialien auszeichnen, wird er zur Herausforderung. Tony Cragg, Leiko Ikemura, Mona Hatoum, Carsten Höller, Alicja Kwade, Thomas Schütte, Tobias Rehberger oder Ai Weiwei: Sie alle setzen Keramik sehr bewusst ein. Die Ausstellung, die vom 25. Mai bis 27. Oktober zu sehen ist, fragt: Warum? Mit über 130 Skulpturen, Installationen und Arbeiten von insgesamt 75 internationalen Künstlern nähert sich „Back to Earth“ diesem traditionellen Werkstoff aus unterschiedlichen Perspektiven.
Historisch, in dem die Ausstellung mit einem Rückblick auf die Klassische Moderne an Vorgänger wie Picasso, Miró oder Barlach erinnert. Inhaltlich, indem sie themenbezogene Bereiche eröffnet. Die Stationen der Ausstellung thematisieren unter anderem die Kapitel „Beseelte Materie“, „Spuren des Lebens“, „Explosives Geschirr“ und „Konstruktionen von Weiblichkeit“. Von David Zink Yi wird ein knapp sechs Meter langer Architeuthis (Riesenkalamar) aus Ton ausgestellt. Rob Birza spielt mit seinen dämonischen Skulpturen der Werkgruppe Cold Fusion Zone auf den Mythos der beseelten Materie an. Tobias Rehberger funktioniert Vasen zu Porträts von Freunden um, Liu Juanhua breitet einen zarten Laubhaufen aus hunderten von tönernen Blättern vor seinem Publikum aus.
Buntem, harmlos wirkendem Spielzeug aus Ton verleiht Mona Hatoum die Form von Handgranaten, während Jan Svenungsson mit seinen Backsteininstallationen an den Beginn der Industrialisierung erinnert. Zusätzlich zu den Ausstellungsräumen, der Villa Wachholtz und der Gerisch-Galerie nutzt die Gerisch- Stiftung für „Back to Earth“ das weitläufige Areal ihres Skulpturenparks und historischen Landhausgartens: Neu errichtete und extra von dem Berliner Ausstellungsarchitekten Roger Bundschuh für die Ausstellung konzipierte Glaspavillons sind über den ganzen Park verteilt und bieten den reizvollen Rahmen für die Präsentation einzelner Werkgruppen im Grünen. Es entsteht ein abwechslungsreicher und inhaltlich gegliederter Freiluftparcours, der um weitere Stationen wie das Pfauenhäuschen, die Remise sowie Teile des bis dahin privaten Wohnbereichs des Stifterpaares als Chambre damis der Kunst ergänzt wird.
Foto: Erschreckend oder erstaunlich? Nach Jahren des Experimentierens hat das Duo Bertozzi & Casoni eine Töpferei-Technik verfeinert, mit denen Werke von großer Anziehungskraft erzeugt werden