Norderstedt (em) Mit Fassungslosigkeit reagieren BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE auf den Versuch der SPD, mit einem Antrag ein dringend benötigtes Wohnungsbauprojekt in Norderstedt-Mitte zu verhindern. Zusammen mit den Liberalen und der Garstedter Wählergemeinschaft „Wir in Norderstedt“ stimmten die Sozialdemokraten in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung & Verkehr am Donnerstag für den SPD-Antrag gegen Wohnungen. CDU, GRÜNE und LINKE setzten den Verwaltungsentwurf aber schließlich mit acht zu sechs Stimmen durch.
Konkret geht es um den „Bebauungsplan 314 Ulzburger Straße/Rüsternweg“ und damit um eine schon seit dem Bau Norderstedt-Mittes brach liegende Fläche entlang der Ulzburger Straße. Auf Druck der Kommunalpolitik legte die Verwaltung jetzt ein Mischkonzept vor, das bis zu 200 Wohneinheiten Geschosswohnungsbau (davon 30 Prozent Sozialwohnungen) und im Norden der Fläche „innenstadtaffine“ Bebauung vorsieht zum Beispiel Praxen und Büros für Betriebe aus dem Gesundheits- und Wellnessbereich. „Eine gelungene Planung, wenn auch mehr Wohnungsbau statt Gewerbe an dieser Stelle wünschenswert wäre“, wie GRÜNEN-Fraktionschef Detlev Grube hervorhebt. Und auch Norbert Pranzas, Ausschussmitglied der LINKEN, lobt: „Hier werden sinnvolle Betriebsansiedlungen mit dringend benötigtem Wohnungsbau kombiniert“.
Die SPD hingegen hat offenbar andere Sorgen, argumentiert weiter mit möglichen gewerblichen Investoren und spricht von „verscherbeln für Wohnungsbau“. Soll heißen: Lieber noch ein paar Jahre Leerstand, dann werde der große Investor für gewerbliche Nutzung schon kommen und die Fläche lukrativ entwickeln. Grube: „Zuerst dachten wir, der SPD ginge es um die mögliche Beeinträchtigung von Mieter/innen durch Straßen- und Bahnlärm. Als die Rede auf den großen, unbekannten Investor kam, waren wir für einen Moment sprachlos.“
Schon 2009 war aus einem Gutachten des Forschungsinstitutes GEWOS hervorgegangen, dass in Norderstedt gut 4.000 kleine, bezahlbare Wohnungen fehlen. Und bis 2018 fallen zwei Drittel aller hiesigen Sozialwohnungen vorzeitig aus der Mietpreisbindung. Auch deshalb ist das „Nein“ der Sozialdemokraten zum Wohnungsbau an der Ulzburger Straße mehr als unverständlich. „Uns fehlen tausende Wohnungen, die Mietpreise steigen ins Unermessliche und die SPD sorgt sich um Investoren“, schimpft Pranzas, „da ist bei einigen der Groschen noch nicht gefallen.“
Gemeinsam mit der Union werden GRÜNE und LINKE sich für Wohnungsbau an dieser Stelle stark machen. „Denn wo bitte schön“, fragt sich Grube, "lässt sich Wohnungsbau trefflicher realisieren, als so nah an U-Bahn, Bus und Einkaufsmöglichkeit?“.