Norderstedt (em) „In Ihrer Kita sind die Kleinen die Großen. Hier lernen sie Neues kennen, hier gewinnen sie Selbständigkeit.“ Mit diesen Worten eröffnete Kathrin Oehme, Stadtpräsidentin der Stadt Norderstedt, das 40jährige Jubiläum der wegweisenden Integrations-Kita „Das Bunte Haus“ in Norderstedt.

Das Jubiläum würdigten alle Mitarbeite der Kita, Kinder mit einem Jubiläumsgesang, die Geschäftsleitung des Trägers, das Diakonische Werk Hamburg-West/Südholstein, sowie Vertreter aus Kirche und Politik am 1. Oktober. „Es ist eine höchst anspruchsvolle Aufgabe, Kinder in dieser wichtigen Station auf dem Weg des Heranwachsens zu begleiten“, sagte Kathrin Oehme und wandte sich an die Leitung und das Team der Kita: “Die ersten Lebensjahre sind entscheidend für die Entwicklung von Kindern hier setzen Sie sich Tag für Tag ein. Für Ihre gute Arbeit möchte ich meinen Dank aussprechen.“ Die Kindertagesstätte „Das Bunte Haus Kita für Integration“ in Norderstedt wurde am Tag genau vor 40 Jahren, am 1. Oktober 1975, eröffnet. Entstanden in einer Elterninitiative im Jahr 1975, hat sich die Kita für Integration bis heute mit einem besonderen pädagogischen Ansatz für Kinder mit Beeinträchtigungen weiterentwickelt. Aus der damaligen Pionierarbeit in Norderstedt wurde in 40 Jahren eine moderne integrative Einrichtung, in der sich heute rund 90 Kinder im Elementarbereich tummeln sowie weitere 20 Krippenkinder in dem 2010 neu erbauten Krippenbereich. Die eindrucksvolle Geschichte integrativer Pädagogik in Norderstedt fasste Anette Reinders, Zweite Stadträtin der Stadt Norderstedt, zusammen: Der heutige Name, „Das Bunte Haus“, passe zu dem Satz, der zugleich Programm sei: „Es ist normal, verschieden zu sein.“

Die Integrations-Kita sei ein farbiges Haus „mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Kompetenzen von Kindern und Erwachsenen.“ Der wechselnde Name der Kita für Integration zeigt die heutige gesellschaftliche Entwicklung im Umgang mit Kindern ohne und mit Beeinträchtigungen. Der Name „Das Bunte Haus“ weist den Weg der heutigen Gesellschaft von der Exklusion über die Integration zur Inklusion. Zuvor hieß Das Bunte Haus „Tagesstätte für Integration“ und in den ersten Jahren „Tagesstätte für das behinderte Kind.“ Kinder mit Behinderungen wurden in den Anfangsjahren in heilpädagogischen Kleingruppen kompetent betreut und gefördert. Sie blieben unter sich, auch aus der Not heraus, dass es für sie nichts anderes gab. „Doch dann wurde vor 40 Jahren eine Kita für behinderte Kinder großzügig geplant“, erinnert sich Jutta Tiffert, stellvertretende Vorsitzende des Körperbehindertenvereins in Norderstedt: „mit Gruppen- und Nebenräumen, einer Turnhalle, Bewegungsbad und Räumen für Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie für 40 Kinder.“ Heute sind täglich mehr als doppelt so viele Kinder in der Kita. In späteren Zeiten der Integration wurden die heilpädagogischen Kleingruppen für Kinder ohne Beeinträchtigungen geöffnet. „Es entstanden Integrationsgruppen, in denen bis heute alle Kinder willkommen sind“, sagt Jonas Ordemann, seit zwei Jahren Leiter der Kita. „In allen Gruppen erhalten Kinder mit Behinderungen eine spezielle Förderung.“ Ein neuer Perspektivwechsel entsteht seit einigen Jahren mit dem Begriff Inklusion.

Nicht das Kind mit einer Beeinträchtigung soll als unnormal betrachtet werden, sondern die Umwelt so gestaltet sein, dass Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen gleichberechtigt am Leben teilhaben können. Zu den Gründungsinitiatoren gehört auch die Lebenshilfe Ortsvereinigung Norderstedt e. V. Dessen Vorsitzender Wolfgang Sacher zeigte sich beeindruckt von der hervorragenden Arbeit in der Integrations-Kita und blickte in die Zukunft: „Wenn wir die Worte Veränderung, Teilhabe, Inklusion nicht mehr brauchen, ist unser Ziel erreicht.“ Wie Inklusion in den Integrationsgruppen der Kita heute mit großem Erfolg gelingt, stellten die Mitarbeiter in einem ausführlichen Jubiläumsband vor. Leiter Ordemann: „Das Buch ist eine Quelle für Zeitgeschichte.“ Auch etliche Mitarbeiter, die schon die Anfänge der Kita mitgestaltet haben, erinnern sich in dem Buch. Diakoniepastorin Maren von der Heyde: „Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten seit langer Zeit hier im Team zusammen. Das ist ein gutes Zeichen für den Geist des Hauses.“