Norderstedt (em) Dass eine Schauspielerin im Altonaer Theater auftritt ist nicht besonders ungewöhnlich. Wenn es sich dabei um ein Ein-Frau-Stück handelt allerdings schon eher. Erst recht aber, wenn eine Amateur-Bühne eine professionelle Theaterproduktion einkauft, damit diese im Altonaer Theater gespielt werden kann.

Regelmäßig darf die BGSS Altona Ihre Stücke auch im Altonaer Theater bei Axel Schneider spielen. Diesmal war der Personalmangel allerdings sehr groß, so dass eine eigene Produktion nicht möglich war. Benita Brunnert ist ihnen allerdings seit Jahren bekannt, inszenierte sie doch zum Beispiel 2013 für die BGSS Altona die Komödie "Leev un Kamasutra". Auch die "Tränen der Heimat", mit denen die Schauspielerin seit nunmehr 10 Jahren auf der Bühne steht hatten einige von ihnen schon gesehen. Also kam es zu der Idee: "Wir kaufen dieses Gastspiel ein."

Daher ist Benita Brunnert am Sonntag, 14. März um 14.30 und um 18 Uhr im Altonaer Theater mit den "Tränen der Heimat" zu sehen. Karten gibt es bei Axel Grabbe unter Telefon: 040 - 45 80 19 Kartenpreis: 10-12 Euro

Zum Stück
Wir schreiben das Jahr 1943. Der Weltkrieg hat seinen Höhepunkt erreicht, die deutsche Armee sitzt in Russland fest, aber die Deutschen wollen es nicht wahrhaben. Um die Wehrkraft und das Durchhaltevermögen zu stärken, werden sogenannte Ferntrauungen durchgeführt, bei denen Soldaten an der Front mit ihren Bräuten daheim via Radiofunk verheiratet werden. Hilde ist so eine Braut. Aber etwas geht schief. Bereits zum dritten Mal kommt sie ins Studio, weil an den Tagen zuvor kein Funkkontakt hergestellt werden konnte. Und auch diesmal lässt Kurts Stimme aus dem Äther auf sich warten. Vielleicht ist er auch schon gefallen, jedenfalls ist die Braut die “blamierte”, die halbe Hochzeitsgesellschaft ist bereits abgereist.

Hilde nutzt die Wartezeit, um zu erzählen, wie sie Kurt kennengelernt hat, von seinen führertreuen Eltern, ihrer Herkunft und von ihrer schönen Schwester Gertie, die es in SS-Kreisen zu etwas gebracht hat. Gertie hat ihr auch eine Flasche Champagner geschenkt und je mehr sie davon trinkt, umso freier und ehrlicher wird ihre Erzählung. Am Ende steht trotz Trunkenheit eine Ernüchterung, welche die ganze Verlogenheit und Doppelmoral einer chauvinistischen Gesellschaft deutlich werden lässt. Im Vordergrund steht dabei das Schicksal einer jungen Frau, die letztlich weder als Täterin aktiv wird, noch ein ausgesprochenes Opfer darstellt, die jedoch durch das, was sie unterlässt, zu beidem wird.

Das Stück pendelt zwischen Tragödie und Komödie und nimmt bei aller Ernsthaftigkeit der Thematik durch die Komik der Situation und den Witz der Protagonistin dem Stoff die historische Schwere.