Norderstedt (em) Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen länderübergreifend agierende litauische Diebesbande. Im Rahmen eines am 21. Oktober durchgeführten Festnahme- und Durchsuchungseinsatzes konnten Kräfte der Bundes- und Landespolizei sowie der litauischen Polizeibehörden die Mitglieder einer litauischen Diebes- und Hehlerbande an mehreren Örtlichkeiten in Deutschland und Litauen verhaften.
Dem Einsatz waren nahezu zweijährige Ermittlungen unter der Federführung der Staatsanwaltschaft Kiel vorausgegangen. Gegen die Beschuldigten besteht unter anderem der Verdacht des schweren Bandendiebstahls sowie der gewerbsmäßigen Hehlerei. Die eingesetzten Beamten vollstreckten unter anderem in Norderstedt, Bremen, Bochum und Stuttgart mehrere Haftbefehle und Durchsuchungsbeschlüsse, die durch das Amtsgericht Kiel auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kiel erlassen worden waren.
Weiterhin konnten Polizei- und Justizbehörden in Litauen zeitgleich Durchsuchungsbeschlüsse und EU-Haftbefehle vollstrecken. Insgesamt wurden hierbei in beiden Staaten acht Beschuldigte festgenommen und 25 Objekte nach Beweismitteln durchsucht. Zwei Beschuldigte konnten bereits in der Nacht in Bochum nach der Begehung von Diebstahlsdelikten auf frischer Tat gestellt werden. Bei ihnen wurden unter anderem zwei entwendete Kraftfahrzeuge sowie mehrere entwendete Fahrräder sichergestellt. Bei den Durchsuchungsmaßnahmen wurden weiterhin zahlreiche Navigationsgeräte, Diebeswerkzeuge sowie zwei Langwaffen aufgefunden.
Die Ermittlungen wurden durch die Kriminalpolizei Norderstedt initiiert, nachdem die dortigen Beamten bei der Verfolgung einer Vielzahl von Diebstahlsdelikten und Wohnungseinbrüchen Erkenntnisse über eine straff organisiert und arbeitsteilige vorgehende Tätergruppierung gewonnen hatten. Im weiteren Verlauf der Ermittlungen wurde festgestellt, dass mehrere Bandenmitglieder ihren Aktionsradius in den Großraum Bremen verlagerten hatten, um dort hochwertige Kraftfahrzeugteile aus auf der Schiene transportierten Neufahrzeugen auszubauen und zu entwenden. Wegen dieser Straftaten führte bereits die Bundespolizei Hamburg entsprechende Ermittlungen. Mit dem Ziel, die begangenen Straftaten nachzuweisen, die Arbeitsweise und Organisationsstruktur der Täter aufzudecken und durch die Zerschlagung der Bande schließlich weitere Taten zu unterbinden, bildeten Beamte der Kriminalpolizei Norderstedt und der Hamburger Bundespolizei eine gemeinsame Ermittlungsgruppe unter Leitung der Staatsanwaltschaft Kiel. Nach der auf diese Weise erfolgten Intensivierung der Ermittlungen werden inzwischen der mehr als 20- köpfigen Bande etwa 600 Einzelstraftaten mit einem ermittelten Schaden von circa 1,5 Mio. Euro vorgeworfen.
Unter anderem sollen die Beschuldigten Schmuck, Bargeld, Navigationsgeräte, Kompletträder, Lenkräder mit Airbag sowie Komplettfahrzeuge gestohlen haben. Die Ermittler deckten zudem die strikte Arbeitsteilung der Bande bei der Tatbegehung auf. So sollen einige der beschuldigten Bandenmitglieder für die unmittelbare Ausführung der jeweiligen Diebstahlshandlungen und die anschließende Verbringung des erlangten Stehlguts in versteckte Depots zuständig gewesen sein. Andere Beschuldigte sollen die Abholung dieser Wertgegenstände und die Verbringung nach Litauen, wo die weitere Verwertung erfolgte sein soll, übernommen haben. Als wesentlicher Drahtzieher der Taten soll nach derzeitigem Ermittlungsstand ein 36-jähriger litauischer Staatsangehöriger fungiert haben, der bereits mehrfach sowohl in Deutschland als auch in Litauen wegen schwerer Diebstahlstraftaten in Erscheinung getreten ist. Dieser Beschuldigte, der heute in Litauen verhaftet werden konnte, soll offenbar nicht nur die in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg agierenden Erlangungstäter, sondern auch die Absatz- und Vertriebswege der entwendeten Tatobjekte koordiniert haben.
Aufgrund der Tatbezüge nach Litauen erfolgte eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den dortigen Strafverfolgungsbehörden. Insbesondere schlossen die Staatsanwaltschaft Kiel und die zuständige Staatsanwaltschaft in Litauen einen Vertrag über die Einrichtung eines sog. „Joint Investigation Teams“ ab, der nach europäischem Recht eine erhebliche Vereinfachung der gegenseitigen Rechtshilfe zur Folge hat. Darüber hinaus ermöglichte die Vereinbarung die begleitende Teilnahme von deutschen Ermittlern an den in Litauen durchgeführten Ermittlungsmaßnahmen. Insgesamt waren 170 deutsche und 30 litauische Polizeibeamte sowie 4 Staatsanwälte in beiden Staaten am Einsatz beteiligt.
Originaltext: Polizeidirektion Bad Segeberg