Norderstedt (la/mr) Reinhold Suhr, Gründer der Suhr Innenausstatter GmbH, ist nun stolzer Besitzer eines Bundesverdienstkreuzes am Bande. Verliehen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und überreicht vom schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther zu Ehren seines jahrzehntelangen Engagements für städtische Jugendlandheime.

Wo hat die Idee, ein Jugendlandheim zu errichten, ihren Ursprung?

Reinhold Suhr: Bereits in meiner Jugend fuhr ich gerne mit meinen Freunden in ein Zeltlager in Holm-Seppensen bei Buchholz. Dies wurde leider wegen des auslaufenden Pachtvertrages und der Regierung, die diese Art von Jugendlandheimen nicht weiter finanzierte, geschlossen. Als Übergangslösung diente dann ein heruntergekommener Bau in Hanerau-Hademarschen, in dem sich die Jugendlichen aber alles andere als wohlfühlten. Nach jahrelanger Suche stieß Carl Lange, damaliger Bürgermeister der Gemeinde Harksheide, 1959 auf ein reparaturbedürftiges Gebäude und ehemaliges Kinderheim in Lemkenhafen auf Fehmarn. Ohne lange zu überlegen, kaufte die Gemeinde das gute Stück. Damals ahnte ich nicht, dass dies mein Lebenswerk sein wird.

Wie ging es dann weiter? Wie viel Arbeit ist neben Ihrer Meisterausbildung zum Polsterer in dieses Herzensprojekt geflossen?

Reinhold Suhr: Erstmal mussten wir uns um Trinkwasser kümmern. Bis zur Brückenerweiterung 1963 wurde zweimal die Woche Trinkwasser vom Festland in 5.000-Liter-Behältern in das Heim geliefert. Im selben Jahr schlossen wir einen Vertrag mit dem Harksheider Jugendlandheim Verein und die Renovierungsarbeiten und Umbauten begannen. Im Frühjahr sowie im Herbst wurden Arbeitswochenenden veranstaltet, die immer sehr erlebnisreich waren und bis heute positiv in Erinnerung blieben. Später folgten dann Erweiterungen wie der Tagesraum-Anbau oder der Aufenthaltsraum „Pizza-Seeblick“. Bei all unseren Verwirklichungen wurden wir stets von der Stadt unterstützt.
Warum sind Jugendstätten wie das Jugendlandheim Lemkenhafen so wertvoll?

Reinhold Suhr: Durch einen Ort, an dem die Jugendlichen unter sich sein können, wachsen sie noch mehr zusammen und haben einen Raum für sich. Natürlich werden sie dort nicht komplett allein gelassen. Die Leiter der Jugendlandheime haben einen sehr guten Draht zu den Jugendlichen und verbessern somit den allgemeinen Kontakt zwischen jungen Menschen und Erwachsenen. Außerdem wird ihnen Raum geboten, in dem sie Spaß haben können, frei sind und direkten Kontakt mit anderen Jugendlichen pflegen. Institutionen wie diese sind gerade in der heutigen Zeit, in der viel über das Internet kommuniziert wird, von großer Bedeutung.

Was macht den Standort Lemkenhafen für ein Jugendlandheim so attraktiv?

Reinhold Suhr: Natürlich ist die direkte Lage am Wasser ein riesen Pluspunkt. Von dem Steg, an dem inzwischen sechs Tret- und zwei Heimboote liegen, können die Besucher aufgrund der niedrigen Wasserhöhe und der geschützten Lage ohne Bedenken baden gehen. Die Boote können kostenlos geliehen werden und werden oft dazu genutzt, die gegenüberliegende Insel „Warder“ zu besuchen, auf der zwei sehr idyllische Rasenflächen sind. An diesem Ort ist einfach alles möglich: Am Kamin entspannen, mit Freunden grillen, surfen lernen, die Natur auf dem Fahrrad genießen und einfach mal abschalten. Das Gesamtbild des Landheimes ist einfach einmalig und wunderschön.

Wie haben Sie die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande empfunden? Was ging Ihnen durch den Kopf als Sie die Nachricht erhielten?

Reinhold Suhr: Als ich die Post bekam, musste ich erst zweimal lesen bis ich realisiert habe, dass diese Nachricht wirklich an mich adressiert war. Es war eine riesen Überraschung und eine sehr emotionale Feier in Kiel. Aus ganz Schleswig-Holstein wurden vier Personen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und einer dieser wenigen Glücklichen zu sein, macht mich wirklich stolz. Ich hoffe, dass die Relevanz von Jugendlandheimen durch diese Ehrung nochmal deutlich geworden ist und wünsche mir, dass es noch mehr Menschen nach Lemkenhafen zieht.

Das Interview mit Reinhold Suhr und Jürgen Lange finden Interessierte unter: www.stadtmagazin-norderstedt.de/videos/729