Norderstedt (em) Wer sein Leben lang gearbeitet hat, soll eine gerechte Rente erhalten. Damit dieser Satz trotz des demographischen Wandels auch in Zukunft selbstverständlich bleibt, gilt es, gemeinsam verlässliche Lösungen zu entwickeln. Zur Diskussion hierüber lud SPD-MdB Franz Thönnes im Namen der SPD-Bundestagsfraktion in der letzten Woche zur Abendveranstaltung „Zukunft Rente Wie gestalten wir unsere solidarische Alterssicherung weiterhin gerecht und verlässlich?“ ins AWO Servicehaus Norderstedt ein.

Als ausgewiesene Fachleute standen Dr. Ingrid Künzler, Geschäftsführerin der Deutschen Rentenversicherung Nord, Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DBG Bezirks Nord, sowie der Hamburger SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Matthias Bartke, Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestages, den Teilnehmern Rede und Antwort.

„In der Zukunft ist erfreulicherweise weiterhin mit einem Zuwachs bei der durchschnittlichen Lebenserwartung zu rechnen. So ist die Rentenbezugsdauer in den alten Ländern von 1980 bis 2015 bei den Männern von 11 Jahren auf 17,7 Jahre und bei den Frauen von 13,8 auf 21,1 Jahre angestiegen. Aber im Jahr 2050 werden wir voraussichtlich mit 36 Millionen Menschen 27 Prozent weniger im erwerbsfähigen Alter haben, die in die Rentenkasse einzahlen. Gleichzeitig kommen dann in der Zukunft auf 100 Erwerbsfähige 65 Personen im Rentenalter wogegen es im Jahr 2013 nur 34 waren. Damit sind die Rentenleistungen von immer weniger Beschäftigten für eine immer älter werdende Rentnergeneration zu erarbeiten“, beschrieb Franz Thönnes zwei der großen Herausforderungen. „Und die Erwartung nach einem erfüllten Arbeitsleben mit der Rente auch ein angemessenes Auskommen im Alter zu haben, bleibt natürlich“, so der Politiker.

„Ständig steigende Rentenversicherungsbeiträge können jedoch nicht die Antwort sein“, warnte der DGB-Nord-Vorsitzende Uwe Polkaehn. Es herrschte Einigkeit darüber, dass hohe Rentenversicherungsbeiträge zu steigenden Lohnzusatzkosten führen und damit das Entstehen neuer Arbeitsplätze gefährdet sein könnte. Auch wäre es gegenüber jüngeren Beitragszahlenden nicht gerecht, wenn diese stark wachsende Beiträge zahlen müssten. Gleichzeitig gelte es dafür zu sorgen, dass das Rentenniveau, also die Höhe der späteren Rente bei dem als Beispiel genommenen sogenannten Eckrentner, der 45 Jahre lang durchschnittlich verdient hat, von heute 48 % des aktuellen Durchschnittsverdienstes nicht noch weiter sinke, forderte der Gewerkschafter.

Dr. Matthias Bartke sicherte zu, dass die SPD das Rentenniveau stabilisieren wolle. Gleichzeitig seien aber auch mitgliederstarke Gewerkschaften, die sich für gute Löhne einsetzen können, ein hohes Beschäftigungsniveau sowie eine präventive Gesundheitspolitik notwendig.“ Deshalb habe die SPD auch den Mindestlohn und Regelungen zur Begrenzung des Missbrauchs von Leiharbeit und Werkverträgen in der Großen Koalition durchgesetzt.

Der Sozialpolitiker verwies auch auf die gerade beschlossene Flexirente, die einen gleitenden Übergang vom Arbeitsleben in die Rente nach den individuellen Lebensbedürfnissen für die Beschäftigten ermöglichen solle. Konnte man bisher nur wählen zwischen 1/3, 50 Prozent oder 2/3 Rente und einem Weiterarbeiten, so solle es nun ein stufenloses System geben, mit dem flexible Übergänge möglich sind. Damit sei eine entsprechende Weiterbeschäftigung bei gleichzeitigem Einstieg in den Rentenbezug möglich, was denen entgegenkomme, die nicht gleich von 100% Berufstätigkeit auf Null bei vollem Rentenbezug umsteigen wollen. Die Prinzipien „Prävention vor Reha“ und „Reha vor Rente“ sollen durch Gesundheitschecks und Maßnahmen zur Humanisierung der Arbeitswelt einen individuellen und an der Gesundheit der Arbeitnehmer ausgerichteten Renteneinstieg ermöglichen.

Im Hinblick auf das aktuelle Rentensystem warb Dr. Ingrid Künzler für die stabile deutsche Rentenversicherung. „Das seit 150 Jahren bestehende System verdient Vertrauen. Es hat Kriege, die Inflation sowie die Herausforderungen der Wiedervereinigung überstanden. Mit seiner Flexibilität habe es die damit verbundenen Herausforderungen bewältigt.“ Es sei auch für die Zukunft gut gerüstet, wenn darauf geachtet werde, seine Aufgaben nicht mit denen anderer Sozialversicherungssystem zu vermischen.

Thönnes verwies auf die Notwendigkeit gering verdienende Selbstständige in den Schutz der Rentenversicherung einzubeziehen, um sie im Alter davor zu bewahren zu Grundsicherungsbeziehern zu werden, deren Einkommen dann von Solidargemeinschaft der Steuerzahler erbracht werde. Auch müsse klar sein, dass zu geringe Löhne in der Erwerbsphase und unbeständige Erwerbsbiographien verbunden mit sehr geringen Rentenbeiträgen auch nur zu geringen Altersbezügen aus der Rentenkasse führten. Die SPD wolle hier entsprechend des Koalitionsvertrages, wonach die Rentenanwartschaften derjenigen, die langjährig in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert waren, Beiträge gezahlt haben (35 Jahre) und dennoch im Alter nur ein sehr geringes Alterseinkommen erreichen, höher bewertet werden. Diese Solidarrente komme vor allem Geringverdienern zugute und Menschen, die Angehörige gepflegt oder Kinder erzogen haben.

Foto: (v.l.n.r.): Uwe Polkaehn (Vorsitzender des DBG Bezirks Nord), Dr. Ingrid Künzler (Geschäftsführerin der Deutschen Rentenversicherung Nord), SPD-MdB Franz Thönnes sowie SPD-MdB Dr. Matthias Bartke