Norderstedt (em) BBZ Norderstedt Evelyn Zupke, DDR-Regimekritikerin erinnert sich an die Zeit kurz vor dem Mauerfall, zu dem auch sie ihren Teil aktiv beigetragen hat.
Evelyn Zupke, 1962 in Binz auf Rügen geboren, hat sich trotz Repressalien von Kindheit an vom DDR-Regime nicht verbiegen lassen. Damit verbaute sie sich zwar die Möglichkeit, nach dem Abitur ein Studium aufnehmen zu können, doch ihre Geradlinigkeit wollte sie dafür nicht aufgeben. Statt zu studieren ging sie kellnern.
Der Wahlsonntag im Mai 1989 - die Vertreter der DDR Volkskammer wurden gewählt - sollte der letzte unter dem undemokratischen Regime sein und zu einem der politisch einschneidensten Erlebnisse im Leben der Evylin Zupke werden.
Kaum fassen konnten die Schülerinnen und Schüler der Klasse BGGE-14 des Beruflichen Gymnasiums was sie von der Zeitzeugin Frau Zupke bezüglich dieser Wahl erfuhren. „Wahl“ das hieß in der DDR den „Stimmzettel“ ohne anzukreuzen falten und in die Wahlurne stecken. Nein-Stimmen waren einfach nicht vorgesehen. Diese mussten wenn man sich traute - durch aufwändige und nach bestimmten Regeln vorgenommene Streichungen auf dem Wahlzettel erst hergestellt werden. Mit Inanspruchnahme einer Wahlkabine zogen „Wähler“ zudem sofort die Aufmerksamkeit der Staatsmacht auf sich.
Frau Zupke und andere organisierten anlässlich des wieder mal zugunsten der SED gefälschten Wahlergebnisses Demonstrationen auf dem Alexanderplatz am 7. eines jeden Monats. In der Gruppe der Aktivisten befanden sich auch wiederum Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Man gab sich nicht einmal viel Mühe, diese Zugehörigkeit zu verbergen. Zwei Monate später wird Frau Zupke von der Stasi brutal verhaftet.
Über diese bewegte Zeit, den Mut, den es kostete, trotz absehbarer Folgen sich gegen Unrecht aufzulehnen, berichtete Evelyn Zupke einer Klasse des Beruflichen Gymansiums des BBZ Norderstedt. Organisiert hatte diesen Vortrag Oberstudienrat Günter Dieckmann, der schon durch eine ganze Reihe von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen Geschichte am BBZ Norderstedt hautnah erlebbar werden lies. Selbst er ist immer wieder aufs Neue überrascht, wie sehr die Schülerinnen und Schüler sich für diese authentischen Berichte interessieren und mit den Zeitzeugen in regen Austausch treten. Nach neunzig Minuten wurde Frau Zupke nur ungern schon von ihren Zuhörerinnen und Zuhörern entlassen, da noch einige Fragen gestellt werden wollten.