Norderstedt (em) Selbst das reinste Gewissen erforscht sich neu, wenn plötzlich die geballte Staatsmacht vor einem steht. Dementsprechend war es den Kindern in Harksheide in der vergangenen Woche schon etwas mulmig zumute als sie hörten, dass sie besonderen Besuch zu erwarten hätten: 18 Polizistinnen und Polizisten hatten ihr Kommen angekündigt warum nur? Die Sorgen der Kinder erwiesen sich aber schnell als unbegründet, die Polizei ist eben doch vor allem Freund und Helfer und eine eventuelle Gegnerschaft entsteht, wie sich zeigen sollte, vor allem auf dem Sportplatz. Aber der Reihe nach.
Es ist kein Zufall, dass das Kinderdorf einen gepflegten und einladenden Eindruck macht, sondern Teil des Konzepts. „Der erste Eindruck zählt“, so Dorfleiter Jörg Kraft, „aber auch darüber hinaus sollen die Kinder jederzeit die Wertschätzung erkennen können, die man ihnen hier entgegen bringt.“ Denn was würde die beste Pädagogik nützen, wenn das Kinderdorf kein schöner Ort wäre, an dem man auch bleiben möchte?
Verantwortlich für Pflege und Instandhaltung ist in Harksheide seit über 20 Jahren Dorfmeister Klaus Koch, dem bei fast 7 Hektar Fläche und 20 Gebäuden „noch nicht einen Tag langweilig“ war, und der sich jetzt über willkommene Unterstützung freuen durfte. Schon öfter waren Mitarbeiter von Unternehmen zu gemeinnütziger Arbeit ins Kinderdorf gekommen, aber diesmal waren es die Ordnungshüter der Polizeiinspektion Hannover-West, die sich für zwei Tage angekündigt hatten und von Klaus Koch mit Freude und von den Kindern eben mit einer gewissen Beklemmung erwartet wurden.
Übernachtet wurde rustikal im Dorfhaus, die Verpflegung kam aus der dorfeigenen hauswirtschaftlichen Ausbildung, das Werkzeug stellte das Dorf, und dann ging´s los. In den zwei Tagen mähten die Polizisten etliche zehntausend Quadratmeter Rasen, reinigten und strichen einige hundert Meter Jägerzaun, reparierten Bänke und pflanzten über 200 neue Grünpflanzen im Eingangsbereich. Alles sehr aufwendige Arbeiten, zu denen der Dorfmeister sonst kaum kommt, und die deshalb ein echte Hilfe waren. Zur Belohnung durften die Polizisten am Abend für das ganze Dorf Grillen und am nächsten Nachmittag gegen die Fußballmannschaft des Dorfes antreten. Ein Spiel, welches sie nur mit Mühe und durch eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters 4:3 gewannen.
„Wir wollen Revanche“, war die erste Reaktion der Kinder, und möglicherweise wird es dazu kommen. Man versucht jetzt einen Gegenbesuch mit Rückspiel in Hannover im nächsten Jahr zu organisieren. „Das hat hier viel mehr Spaß gemacht, als wir gedacht haben“, so Sandra Rottmann von der Hannoveraner Polizei, „es wäre einfach zu schade, wenn das alles gewesen ist.“
Foto: Das offizielle Mannschaftsfoto.