Norderstedt (em) Im Stadtteil Friedrichsgabe entsteht Norderstedts erstes Sandarium. An einem Grünzug nördlich der Straße Reiherhagen wird das Sandbeet zukünftig insbesondere den Insekten einen Lebensraum bieten, die im Boden nisten. Damit trägt das Sandarium zur Förderung der biologischen Vielfalt in Norderstedt bei.
Möglich geworden ist die Realisierung des Sandariums durch eine Zusammenarbeit der Stabsstelle Nachhaltiges Norderstedt, der städtischen Insektenbeauftragten sowie der Auszubildenden des Norderstedter Betriebsamtes. Das Sandarium dient vor allem dazu, auf die Vielfalt der Lebensräume hinzuweisen.
Als erster Schritt wurde mit dem Bodenaustausch begonnen. Hierfür wurde der Boden etwa 50 Zentimeter tief ausgehoben und die Fläche mit gesiebtem Sand (Körnung 0 - 5 Millimeter) aufgefüllt. Gesiebter Sand enthält im Unterschied zu gewaschenem Sand, wie er unter anderem auf Spielplätzen genutzt wird, einen natürlichen Lehmanteil. Dieser sorgt dafür, dass die von den Tieren im Boden angelegten Gänge nicht in sich zusammenfallen. Nur so können unterirdische Kammern erstellt werden, die zur Entwicklung der Eier zu Larven, Puppen und ausgewachsenen Wildbienen benötigt werden. Außerdem dienen sie zur Lagerung der Pollen- und Nektarvorräte.
Die Fläche wird zu einem späteren Zeitpunkt mit Totholz- und Steinstrukturen ergänzt, um sie für die Tiere noch attraktiver zu gestalten. Eine Informationstafel vor Ort wird das Geschehen im Boden bildlich darstellen und erläutern. So brauchen interessierte Norderstedterinnen und Norderstedter die Fläche nicht zu betreten und die Tiere bleiben ungestört. Fertiggestellt wird das Sandarium voraussichtlich im Frühjahr 2025.
So unspektakulär ein Sandarium von außen zunächst aussieht, so wichtig ist es: Hier leben beispielsweise 75 Prozent der etwa 580 heimischen Wildbienenarten, denn nur etwa ein Viertel der heimischen Wildbienen nisten in waagerechten Hohlräumen, wie sie beispielsweise in vielen käuflichen Nisthilfen („Insektenhotels“) zu finden sind. Offener Boden ist im Siedlungsbereich selten - sowohl auf öffentlichen, als auch auf privaten Grundstücken. Durch den hohen Nährstoffeintrag und den verbreiteten „Ordnungssinn“ verschwinden vegetationsfreie Flächen recht schnell. Daher finden Insekten, die für ihre Eiablage auf nährstoffarme, sandige Böden angewiesen sind, immer weniger geeignete Standorte für ihr Überleben.
Auch Menschen mit eigenem Garten können Lebensraum für Insekten schaffen: Bereits kleine Sandflächen, etwa 40 x 40 x 40 Zentimeter groß, werden von Wildbienen als Nisthilfe angenommen. Da die meisten Wildbienen erst im nächsten Jahr schlüpfen und viele Weibchen ihre Eier bevorzugt dort ablegen, wo sie selbst geschlüpft sind, sollten Sandarien langfristig angelegt werden.