Norderstedt (rj) 20.000 Besucher kamen laut Veranstalter zur ersten „Auto-Show Nord“ in den Stadtpark, um sich über 120 Neuwagen anzusehen. Viel Zuspruch, aber es gibt auch viel Kritik.

Die Stadtpark GmbH steckt in einem Zwiespalt: Auf der einen Seite soll die Anlage der Erholung, dem Sport und der Freizeitgestaltung dienen. Doch der Zuschuss seitens der Stadt reicht nicht, um alle Kosten zu decken. Hinzu kommt das größer werdende Interesse von Event-Veranstaltern, die wiederum viele Einnahmen erzielen. Die Ausrichter der Automesse haben bereits eine Fortsetzung für 2014 angekündigt.

Für Kritiker widerspricht ein derartiges Event, dazu noch mit einem im See schwimmenden Auto, nicht nur dem Sinn des Stadtparkes, sondern auch dem Umweltschutzanspruch der Stadt. Auch wenn nach Aussagen des Messeorganisators nur die Flächen an der Seepromenade genutzt werden sollten, wurden sowohl die Wege im Stadtpark als auch Grünflächen durch das Parken und Befahren während der Auf- und Abbauphase stark beansprucht. Zudem wurden Grünflächen als Ausstellungsfläche genutzt. Schon jetzt würden täglich viel zu viele Autos im Stadtpark herumfahren, die mit der Pflege des Parks nichts zu tun hätten.
Wir fragten bei den Parteien in der Stadtvertretung nach: Soll der Stadtpark weiter Standort für gewerbliche Messenutzung sein? Was wünschen sie sich für 2014?

CDU: Solche Events haben PerspektiveMeinung und Politik
Die Automesse ist bei den Bürgern auf reges Interesse und positive Resonanz gestoßen. Sie sorgte an beiden Tagen für großen Besucherandrang. Bei SPD und Grünen hingegen sorgte die erfolgreiche Ausstellung für scheinheilige Kritik: Das Stadtparkambiente eigne sich nicht für derartige Messen. Es seien Umwelt und Natur über Gebühr belastet worden. Belastet scheint eher das Gedächtnis einiger Akteure bei Rot-Grün, haben sie doch sowohl mitbeschlossen, die Verantwortung und Kompetenz, den Umfang und die Eignung solcher Maßnahmen zu beurteilen, einzig und allein in die Hände der Stadtpark GmbH zu legen und diese gleichzeitig beauftragt, Kostendeckung in Höhe von 100.000 Euro zu erwirtschaften. Die bisherigen Erfolge zeigen, dass dies eine gute Entscheidung war und daher auch für 2014 eine gute Perspektive zulässt. SPD und Grüne sollten sich von Ihren Vorstellungen einer „Hermann-Löns-Idylle“ verabschieden.

SPD: Unterhaltung nicht um jeden PreisMeinung und Politik
Die Entscheidung der Geschäftsführung der Stadtpark Norderstedt Gmbh zeugt von Kurzsichtigkeit. Der Stadtpark ist eine grüne Oase, der Erholungsraum für unsere Stadt und kein beliebiger Messestandort mit Seeblick. Die „grüne Seele“ dieses Geländes ist mit viel Aufwand während der Landesgartenschau entwickelt und gepflegt worden. Ehrenamtliche setzen sich für die Vermittlung von Umweltbildung an Kinder auf dem Gelände ein und im nächsten Moment dröhnen Diesel und VMotoren über die Grünflächen. Diese Entscheidung der Geschäftsführung darf sich 2014 nicht wiederholen. Unterhaltung ja, aber nicht um jeden Preis. Große Messeevents braucht im Stadtpark niemand. Erst recht keine Automesse, die ohnehin schon regelmäßig auf der Automeile in der Niendorfer Straße stattfindet. Den Rahmen für Veranstaltungen sollten vielmehr Konzerte, Kunsthandwerkermärkte und Sportwettkämpfe setzen.

Meinung und PolitikBündnis 90/Die Grünen: Stadtpark nur für naturnahe Erholung
In seiner ursprünglichen Idee ist der Stadtpark für die Landesgartenschau 2011 mit Blumen und Natur für die Menschen entstanden. Aus betriebswirtschaftlichem Kalkül wird es nun zunehmend zu einem gewerblich genutzten Messegelände zum Nutzen privater Unternehmen, wie in den Konzepten der Veranstalter immer wieder ausdrücklich zu lesen ist. Auf die Spitze getrieben wurde das nun mit der gerade stattgefunden „Automeile“ auf 300 Metern mit über 100 Autos an der Strandpromenade und einem mitten im See. Das stellt ganz klar einen Nutzungskonflikt zum ursprünglichen Konzept des Stadtparks dar. Wir wünschen uns, wenn schon Geld aus der Stadtkasse in den Stadtpark gesteckt wird, dass dieser auch primär zur naturnahen Erholung für alle da ist, für Kinder und Familien, mit Kultur, Bauernhof, Klassen im Garten und Umweltbildung genutzt werden und nicht zur Messenutzung.

WiN: Platz am Eingang mehr nutzenMeinung und Politik
Dürfen in unserem Stadtpark weiterhin Messen und Veranstaltungen stattfinden? Die Bürgerinnen und Bürger müssen es entscheiden. Sofern Veranstaltungen sehr gut besucht werden, sind sie akzeptiert und haben ihre Berechtigung.
Es darf die Natur nicht beschädigt werden und jede Bürgerin und jeder Bürger muss weiterhin die Möglichkeit zur anderweitigen Nutzung haben.
Lassen Sie uns doch zum Beispiel den See aussparen und nur den Eingangsbereich nutzen, denn dieser Platz wäre ausreichend.
Ein breites Spektrum von Schleswig- Holstein Musik Festival, Norderstedter Lichtshow und Messen bis zu Ausstellungen ist wünschenswert, sofern sie nicht jedes Wochenende stattfinden. Norderstedt hat einen neuen Mittelpunkt endlich!

FDP: Genug Raum für Erholung und KommerzMeinung und Politik
Die Automesse im Stadtpark führt zu einem ähnlichen Sturm im Wasserglas wie die Forderung der FDP, das Freibad und die Wasserskianlage im Stadtpark anzusiedeln. Die Kritiker kommen aus dem gleichen Lager und wollen heute nicht mehr hören, dass sie wichtige Attraktionen im Stadtpark am liebsten verhindert hätten. Für uns Liberale ist der Stadtpark nicht nur das grüne Klassenzimmer, in dem man Natur erlebt, sondern auch ein Treffpunkt, in dem man Leben erlebt. Gewerbliche Messen, wie die Automesse, gehören dazu wie Feuerwerk, künstlerische Darbietungen und Theateraufführungen. Wichtig ist dabei das Nebeneinander der verschiedenen Erlebnisformen. Der Stadtpark ist groß genug, um Erholung und Kommerz zu beherbergen. Die Stadtpark GmbH hat die Aufgabe, den Stadtpark wirtschaftlich zu betreiben. Dazu braucht man mehr als die 380.000 Euro der Stadt. Gewerbliche Anbieter tragen zur Finanzierung bei.

Die Linke: Park wird leider zum RummelplatzMeinung und Politik
Dass der Stadtpark zum Rummelplatz verkommt und statt Ruheraum eher Erlebniswelt wird, das zeigt doch schon die personelle Ausstattung der stadteigenen Betreiber GmbH. Ein Gärtner, der Rest kümmert sich um Remmidemmi, wie Maren Plaschnick es einmal genannt hat. Dazu gehören dann eben auch kommerzielle Veranstaltungen. Da kommt es eben nicht auf die Inhalte, sondern auf den Profit an. Das alles vor dem Hintergrund, dass die Parkpflege trotz des Einsatzes diverser rüstiger und parkbegeisterter Norderstedter eben deutlich mehr kostet, als die offiziellen 300.000 Euro Zuwendung aus dem Norderstedter Haushalt. Es ist nur folgerichtig, mit dem Park auch Geld verdienen zu wollen, wenn das schon nicht mit der hochgelobten Wasserskianlage oder dem hochsubventionierten Strandbad funktioniert. Vielleicht sollten wir auch Parkgebühren erheben, an Parkplätzen scheint es ja zu mangeln.