Norderstedt (em) Bienen und Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten haben einen reich gedeckten Tisch und einen wertvollen Lebensraum in Norderstedt, denn die Wildblumenwiese im Norderstedter Stadtteil Friedrichsgabe, die 2019 angelegt worden ist, hat sich prächtig entwickelt.

Ein Blick auf die Wiese zeigt: Hier fühlen sich viele Insekten wohl. Bienen, Hummeln, Käfer, inzwischen seltener gewordene Schmetterlinge wie der Hauhechelbläuling und viele andere Kleinstlebewesen summen und surren auf der Wiese. Diese ist im Zuge des Ausbaus der „Oadby-and-Wigston-Straße“ und der damit verbundenen 18.000 Quadratmeter umfassenden Ausgleichsmaßnahmen (Strauchpflanzungen) als zusätzliches, 25.000 Quadratmeter großes Areal zur Förderung der Biodiversität entstanden. „Wir sind stolz, dass wir ein so tolles Projekt in einer Kooperation mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege auf die Füße gestellt haben und so einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität in Norderstedt leisten können“, sagt Kerstin Zacher, Fachbereichsleiterin Natur und Landschaft der Stadt Norderstedt.

Ihr Kollege, Landschaftsarchitekt Michael Sprenger vom Fachbereich Natur und Landschaft, hat das Projekt von Anfang an begleitet. Er ist ebenso wie Wiebke Schoenberg, Projektmanagerin beim Deutschen Verband für Landschaftspflege e.V, Artenagentur Schleswig-Holstein überaus zufrieden mit dem jetzigen Ergebnis. „Die Blumenwiese hat sich ganz hervorragend entwickelt, wirklich so, wie wir es uns gewünscht haben“, sagt Sprenger.

2018 hatte Sprenger mit Wiebke Schoenberg Kontakt aufgenommen, um zu beraten, wie die städtische Grünfläche im Norden der Stadt sinnvoll biologisch aufgewertet werden könne und welche Form von Saatgut sich für dieses Areal eigne. „Das Saatgut, das vom Land Schleswig-Holstein dann später bereitgestellt wurde, haben wir professionell einsäen lassen und im Frühjahr einmal gemäht. Die Wiese hat es sich seitdem wirklich gut entwickelt. Es summt und surrt überall“, konstatiert Sprenger.

Der Landschaftsarchitekt bezeichnet den Standort der Wildblumenwiese auch als sinnvoll gewählt. „Viele Autofahrende kommen hier vorbei und sehen, wie schön eine Wildblumenwiese aussehen kann, dass auch dies attraktive Natur ist. Das kann den einen oder anderen vielleicht dazu animieren, auch selbst etwas für mehr Biodiversität bei sich zu Hause zu tun“, sagt Michael Sprenger. Zudem werde ein historisches Kulturlandschaftsbild in der Stadt wiederhergestellt. Nur noch selten seien heutzutage Wildblumenwiesen als Saumzone und Strauchgehölze als Waldmantel am Rande von Waldflächen zu finden. Den Vorbeifahrenden böte sich also ein besonderes Landschaftsbild.

Kräuter wie zum Beispiel Flockenblume, Schafgarbe, Wilde Möhre, Wegwarte, Ferkelkraut, Wegerich, Margerite, Malve, Hornklee, Lichtnelke, Leimkraut, Wegwarte und Klatschmohn sowie Gräser wie Ruchgras, Kammgras und Rotschwingel bereichern die Wiese seit der Aufwertungsmaßnahme. „Viele der Pflanzen, die hier zu finden sind, werden oftmals als Unkraut bezeichnet, sie sind aber wichtige Nahrungsquellen für Insekten“, erklärt Wiebke Schoenberg. Gerade in Zeiten eines massiven Insektensterbens sei es umso wichtiger, nicht nur für Bienen und Hummeln, sondern auch für Erdwespen, Schmetterlinge und viele bedrohte Falter und Käferarten eine Oase zu schaffen und langfristig zu erhalten.

„Es ist von entscheidender Qualität, dass man nicht nur für ein Jahr blühende Nahrungsangebote für Insekten schafft. Die Insekten brauchen auch einen Raum für ihre Entwicklung und zum Wohnen, daher ist es wichtig, dauerhafte Angebote für Insekten zu schaffen“, sagt die Projektmanagerin. In Norderstedt sei daher eine spezielle Saummischung aus Wildpflanzensaatgut zum Einsatz gekommen, die langfristig Lebens- und Nahrungsräume für die Kleinstlebewesen sichert. „Norderstedt hat, das möchte ich herausheben, tatsächlich eine der größten Flächen mit diesen Saummischungen in Schleswig-Holstein angelegt. Das ist schon sehr außergewöhnlich, so viel Fläche zur Verfügung zu haben. Das bringt eine besondere Qualität mit sich“, urteilt die Projektmanagerin.

Foto: (von links) Michael Sprenger und Kerstin Zacher von der Stadt Norderstedt und Wiebke Schoenberg vom Deutschen Verband für Landschaftspflege e.V. bei der Wildblumenwiese an der Oadby-and-Wigston-Straße.