Quickborn (em) Esther Bejarano war schon über 80 Jahre alt als sie nach dem Tod ihres Ehemanns zusammen mit ihrer Tochter Edna und ihrem Sohn Joran 2009 mit der Kölner Rap-Band Microphone Mafia das erste gemeinsame Album aufnahm und veröffentlichte. Seitdem tritt sie mit der Band regelmäßig auf. Zu Beginn der 1980-er Jahre hatte sie zunächst mit ihren Kindern die Gruppe Coincidence gegründet, die mit Liedern aus dem Ghetto und jüdischen und antifaschistischen Liedern auftrat.
Wer ist Esther Bejarano?
Esther Bejarano ist eine Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, die als eine der letzten Augenzeugen in öffentlichen Lesungen und Konzerten oder in Schulen den Holocaust in der Zeit des Nationalsozialismus thematisiert und für die Demokratie eintritt.
Esther Bejarano wurde am 15.12.1924 in Saarlouis in eine musikalische jüdische Familie geboren, in der sie das Klavierspielen erlernte. Nach 2 Jahren im Zwangsarbeiterlager Neuendorf bei Fürstenwalde/Spree, wurde sie im April 1943 in das KZ Auschwitz deportiert, wo sie zunächst in einem Arbeitskommando Steine schleppen musste. Als auf Veranlassung der SS ein Mädchenorchester aufgestellt werden sollte, wurde sie angesprochen. Da kein Klavier vorhanden war, gab sie vor, auch Akkordeon spielen zu können, obwohl sie noch nie eines in der Hand gehabt hatte. Sie überzeugte beim Singen und Vorspielen und musste fortan am Tor Schlager und Märsche spielen, wenn die Arbeitskommandos ein- und ausrückten oder wenn die Menschen direkt von den ankommenden Zügen in die Gaskammern geleitet wurden. Sie überlebte als sie schwer an Typhus erkrankte, weil sie der ansonsten äußerst sadistisch agierende SS-Hauptscharführer Otto Moll in das christliche Krankenrevier verlegen ließ, wo es Medikamente gab. Nach sieben Monaten verließ sie Auschwitz, da sie sich bei einem Aufruf als Häftling mit arischem Blut gemeldet hatte, weil ihre Großmutter Christin war. Mit anderen Mischlingen kam sie ins KZ Ravensburg und fertigte nun Schalter für U-Boote in einer Fabrik von Siemens. Beim Anrücken der alliierten Truppen musste sie im April 1945 das KZ Ravensburg verlassen und sich auf einen mehrtägigen Todesmarsch begeben. Als sie mitbekam, dass die SS nicht mehr schießen durfte, flohen sie und sechs mit ihr befreundete Mädchen am 3. Mai 1945 nacheinander aus der Gruppe und versteckten sich in einem Wald zwischen Karow und Plau am See in Mecklenburg. Am 8. Mai trafen sie auf Amerikaner, die sie aufgrund ihrer eintätowierten Nummern als KZ-Häftlinge erkannten und sie herzlich aufnahmen. Mit ihnen und dazu gestoßenen Russen feierten sie in Lübz das Ende des Krieges, wobei sie wieder zum Akkordeon sang.
Im September 1945 wanderte sie nach Israel aus und lebte hier u.a. in Tel Aviv. Wegen des heißen Klimas, das sie nicht vertrug und weil ihr Mann nicht an den kriegerischen Auseinandersetzungen mit Palästina teilnehmen wollte, verließ die Familie 1960 das Land und zog zurück nach Deutschland. Sie lebt seitdem in Hamburg, wo sie zunächst eine Wäscherei betrieb.
Wann und wo?
Los geht es am Sonnabend, 7. November, um 18 Uhr im Artur-Grenz-Saal am Freibad 7 in Quickborn. Karten gibt es im Vorverkauf bei der Buchhandlung Theophil. Der Eintritt kostet 10 Euro für Erwachsene, für Jugendliche 5 Euro.