Quickborn (em) Am 18. Juni waren es 20 Jahre für Vasilis Anevlavis. 1993 eröffnete der „hübsche Grieche“, wie ihn viele nannten, in Norderstedt sein Restaurant Naxos. Zunächst in der Waldstraße, feierte das Team um Vasilis herum schon nach kurzer Zeit seine neuen Räumlichkeiten an der Ulzburger Straße. In angenehmer, natürlich griechischer Atmosphäre, genießen die Gäste des Hauses nun seit 20 Jahren die gute Küche. Viele Stammgäste sind heute gute Freunde des Inhabers und seiner Frau Ingrid.

Bereits zu seinem 5jährigen Jubiläum engagierte Vasilis Anevlavis den Quickborner Filmemacher Helge Heggblum („Only Ju“, „Shahrukh und Rani“, „Sonnenwasser“), um das Fest zu dokumentieren. Und 15 Jahre später rief seine Frau den jungen Filmproduzenten wieder an. Sie fragte zunächst nur, ob Heggblum eine weitere Dokumentation für das Restaurant anfertigen könne. Doch bei einer Vorbesprechung entstand eine tolle Idee, die nun umgesetzt werden soll. Eine kurze Dokumentation über die Insel soll die Zuschauer animieren, wieder nach Griechenland zu fahren. Vielleicht sogar nach Naxos. „Die Griechen stecken in einer sehr unschönen Situation.“ sagt Ingrid Anevlavis-Singenstrüh. „Als die finanzielle Misere über das Land hereinbrach, haben die Medien hier zu Lande schrecklich Bilder aus Athen gezeigt. Aufgebrachte Griechen, die auf der Straße Autos und Flaggen anzündeten, verunstaltete Bilder von unserer Bundeskanzlerin hochhielten oder verbrannten.

Ein scheinbarer Hass auf die Deutschen wurde vermittelt.“ Ingrid Anevlalis-Singenstrüh kennt die Griechen nun seit mehr als 20 Jahren. Sie weiß, dass das vermittelte Bild aus der Heimat ihres Mannes vollkommen falsch ist. „Und das Schlimmste, was den Menschen in Griechenland passieren konnte, war, dass die Touristen - und besonders die deutschen - weggeblieben sind.“ so Anevlavis weiter. „Die Griechen wissen, dass sie ihr Paket zu tragen haben. In den nächsten Jahren wird es sehr schwer für die meisten Menschen. Dessen sind sie sich bewusst.“ Vasilis Anevlavis hat eine große Familie auf der kykladischen Insel. Seine Tochter lebt ebenfalls dort, ist verheiratet, hat einen kleinen Sohn. Anevlavis hört viel über das Leben seiner Verwandten und Familienmitglieder und wie sie versuchen, die Situation gemeinsam zu meistern. Kurz entschlossen schickt er Helge Heggblum mit seiner Kamera nach Naxos. Er soll Bilder der Insel machen, die Menschen filmen. Die Bilder sollen in seinem Restaurant die Schönheit der Insel zeigen und vielleicht anregen, den nächsten Urlaub mal wieder in Griechenland zu verbringen. „Ausserdem ist es mal etwas anderes, wenn man in einem griechischen Restaurant sitzt und aktuelle, bewegte Bilder der Insel sieht“, sagt der erfolgreiche Gastronom.

„Naxos ist mehr, als nur eine Insel oder mein Restaurant. Es ist ein schönes Stück Griechenland.“ Heggblum betrat im März zum ersten mal das Eiland im Mittelmeer und war sofort begeistert. „Die Menschen haben mich total warmherzig empfangen.“ schildert er seine ersten Eindrücke. „Ich hatte schon ein leicht reserviertes Gefühl, als Deutscher nach Griechenland zu fahren. Und wenn Du gefragt wirst, woher Du kommst, zögerst Du. Doch die Reaktion auf „Deutschland“ hat mich absolut überrascht.“ Dem jungen Filmemacher wurde immer wieder gesagt, wie glücklich er sein könne, eine „Frau Merkel“ in seiner Heimat zu haben. „Wenn wir eine Frau Merkel gehabt hätten, wäre es nicht zu dieser Situation gekommen.“ haben ihm viele Menschen auf Naxos gesagt. Während seiner Dreharbeiten war Heggblum nicht in einem Hotel. Er schlief bei Freunden und fuhr zusammen mit Ingrid Anevlavis-Singenstrüh über die Insel. Heggblum erlebte die Griechen wie sie sind. In ihren Familien, in den Tavernen, bei Freunden. Ein unglaublich stolzes und vor allem freundliches Volk. „Ich würde sofort Urlaub in Griechenland machen. Wahrscheinlich sogar auf Naxos.“ so der Produzent.

„Die Insel bietet unglaublich viel. Schöne Strände, Kultur, eine einzigartige Natur und vieles mehr.“ Inspiriert durch die ersten Eindrücke entstand mit dem Norderstedter Gstronom die Idee, eine kurze Dokumentation über die Insel Naxos zu produzieren. Diese soll dann auf DVD im Restaurant den Gästen zum Kauf angeboten werden. Doch Vasilis Anevlavis und seiner Frau geht es nicht darum, Werbung für die Insel zu machen. Die beiden möchten den durch die Berichterstattungen entstandenen Graben zwischen Deutschland und Griechenland wieder schließen, die Bednken nehmen. Zumindest ein kleines Stück. „Die Menschen in Deutschland müssen wissen, dass sie willkommen sind in der Heimat meines Mannes“ sagt Ingrid Anevlavis. Und auf der Jubiläumsfeier am 22. Juni ruft sie in einer kurzen Dankesrede alle Gäste dazu auf „Fahren Sie nach Griechenland!“ Es geht um Völkerverständigung. Die Medien haben durch ihre Berichterstattung und die gezeigten Bilder ein unschönes Bild von Griechenland in die Köpfe der Deutschen gebracht. Und dieses Bild möchten Vasilis und Ingrid wieder zurecht rücken. In Helge Heggblum fanden die beiden sofort einen Menschen, der dieses Vorhaben gerne unterstützt.

Im Zuge seiner Tätigkeit als Filmproduzent ist er schon in vielen Ländern dieser Erde gewesen (Brasilien, Australien, Frankreich, Italien, Norwegen, USA, Malediven). Überall hat er liebe und freundliche Menschen kennengelernt und weiss nur zu gut, wie schnell die Gesellschaft „hier“ durch Bilder beeinflusst, ja sogar manipuliert werden kann. „Bilder, wie die von den Protesten in Athen, mit brennenden Autos und Bildern unserer Bundeskanzlerin lassen sich schlicht weg besser verkaufen, als Bilder von Menschen, die sich in ihrem Schicksal ergeben und trotzdem freundlich sind.“ sagt Heggblum, der auch Material für TV-Sender produziert. „Leider stossen negative Nachrichten bei uns auf größeres Interesse als die Positiven.“ Ingrid Anevlavis hat bereits an viele Zeitungen und Ministerien geschrieben. Mit Nachdruck hat sie darum gebeten, dass man das Bild über die angeblich den Deutschen gegenüber negativ eingestellten Griechen richtig stellen muss. Leider blieb dies bis jetzt erfolglos. Mit der kurzen Dokumentation über die Insel Naxos wollen sie und ihr Mann nun ihren Teil dazu beitragen, dieses falsche Bild ein wenig zu korrigieren.

Bereits heute können die Besucher im Restaurant Naxos in Norderstedt auf einem TV die ersten Bilder der Insel vom März bei einem leckeren Essen genießen. Heggblum zeigt in einem ersten Zusammenschnitt die schönen „Ecken“ der Insel, Tempel, Statuen, schöne Dörfer, die Hauptstadt, den Strand. „Wir hatten im März leider Pech mit dem Wetter. Windstärke 10 machte das Filmen auf Naxos zu einem echten Abenteuer. Dass dabei trotzdem so gutes Material entstanden ist, ist auch ein großes Glück gewesen.“ Für die Dokumentation wird Heggblum ein weiteres Mal auf die Insel fliegen. Dann im Sommer und bei hoffentlich strahlendem Sonnenschein. Die DVD soll bis November fertig sein und wird neben schönen Aufnahmen der Insel vor allem eines zeigen: freundliche, fröhliche Griechen, die die Menschen - und vor allem die Deutschen - willkommen heißen.