Bad Bramstedt (em) Die Bramstedter Fleckensgilde von 1560 hat fast jedes Jahr an Pfingsten im Rahmen großer Feierlichkeiten an die Jahre des ausgehenden siebzehnten Jahrhunderts gedacht. Auch in 2023 freuen wir uns, diese Tradition fortführen zu können.

Schreiber Martin Wisy lädt die Bad BramstedterInnen ein: "Diese ‚Gill-Tied‘ beginnt traditionell bei uns mit einer ‚Schuh-Spende‘ - unser ‚Jüngster‘ bekommt ‚swatte Schoh‘ vom Bad Bramstedter Schuhhaus Wagner gespendet, damit er die für Pfingsten anstehenden ausdauernden Rundgänge auch ‚standesgemäß besohlt‘ erledigen kann. Dieses Jahr fand die Schuh-Spende am Montag dieser Woche (15.05.23) statt.

Der Historie der Fleckensgilde von 1560 liegt eine großartige soziale Tat zu Grunde:
Seinerzeit hatten die Bramstedter Bürger den vom dänischen König verpfändeten Flecken, getragen von dem Motto ‚einer für alle – alle für einen‘, unter der Einigung des damaligen Fleckensvorstehers Jürgen Fuhlendorf zurückgekauft. Der Kaufpreis war erheblich. So betrug der vom dänischen König erzielte Pfandbetrag 14.000 Taler. Dieser Betrag musste von 69 Hofschaften, die den Flecken Bad Bramstedt seinerzeit ausmachten, aufgebracht werden. Der Fleckensvorsteher Jürgen Fuhlendorf hatte die Gesamtheit der Haushalte davon überzeugt, dass jeder die Hälfte seines Vermögens verkauft und die andere Hälfte verpfändet. Wenn man bedenkt, dass seinerzeit ein Taler in etwa den Wert eines Schweins ausmachte, kann man von einem auf heute bezogenen Wert von um die 3 bis 4 Mio EUR ausgehen. - Man stelle sich nun vor, heutzutage, in unserer sozial ja so hochgelobten Zeit, käme jemand mit dem Ansinnen, jeder Haushalt möge zum Wohle der Gemeinschaft eine Summe von bummelig 50.000 EUR aufbringen!

Wie so oft, werden wir wieder an Pfingsten diese große soziale Tat in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Jenes Motto, ‚einer für alle – alle für einen‘, hat heute wie damals Bestand. Er war und ist der ‚Kitt‘, der den Zusammenhalt einer Gesellschaft ausmacht. Auch wir brauchen diesen ‚Kitt‘, nur dann werden wir als Gesellschaft die vor uns stehenden großen Herausforderungen meistern. Handeln wir nach diesem Motto, gehen mit Toleranz auf die Ideen und Wege der anderen Mitmenschen zu, werden wir als geeinte Gesellschaft Bestand haben.
Hier schließt sich der Kreis: Auch im ausgehenden siebzehnten Jahrhundert war dieser ‚Kitt‘ der Garant, um am Ende den Bürgern Bad Bramstedts die Freiheit zu erhalten.

Wir freuen uns, wenn am Abend des Pfingstdienstags um 20:30 möglichste viele Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste auf unserem Bleeck das Vermächtnis des Jürgen Fuhlendorf mit uns und einem Tanz um den Roland begehen werden."