Bad Bramstedt (em) Dr. Karin Thissen, Mitglied des Bundestages für die SPD des Wahlkreises Steinburg-Dithmarschen Süd, informierte sich im Gespräch mit der Geschäftsleitung des Klinikums Bad Bramstedt über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Klinikums und die aktuellen gesundheitspolitischen Auswirkungen.

Am 21. Juli 2016 empfingen Jens Ritter, Geschäftsführer des Klinikums Bad Bramstedt, Dr. med. Johannes von Bodman, Ärztlicher Direktor des Klinikums sowie Hans-Jürgen Kütbach, Bürgermeister der Stadt Bad Bramstedt und Gesellschaftervertreter, die Bundestagsabgeordnete Dr. Karin Thissen im Klinikum Bad Bramstedt. Der Anlass des Gesprächs war die Umsetzung der aktuellen gesundheitspolitischen Entscheidungen auf die wirtschaftliche Situation im Klinikum Bad Bramstedt mit einem Gesamtumsatz von ca. 70. Millionen Euro p.a. mit 1.100 Mitarbeitern. Des Weiteren standen auch personalpolitische Themen zur Klärung auf der Agenda.

Das Preissystem im Gesundheitswesen
Die Geschäftsleitung stellte Frau Dr. Thissen das Klinikum mit den Tochtergesellschaften und der konkreten Aufgabenstellung in der Krankenversorgung vor und erläuterte die Problematik des Abrechnungssystems mit diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG-System). Die Einführung des Preissystems im Gesundheitswesen führt nicht dazu, dass zwischen allen Bundesländern einheitliche Preise für gleiche operative Eingriffe existieren. Diese Preisdifferenz hat zum Nachteil, dass zum Beispiel im Klinikum eine aufwendige orthopädische Operation mit ca. 600 € weniger vergütet wird, als in anderen Bundesländern. Problematisch ist außerdem die Gesetzgebung, aus Sicht der Krankenhäuser, hinsichtlich der aufgenommenen und operierten Patienten, über die vereinbarte Anzahl hinaus. Die Klinik muss bei einer Fallzahlerhöhung Abschläge für die zusätzlich behandelten Patienten zahlen. Der Ärztliche Direktor, Dr. med. von Bodman, gab zu bedenken, dass der medizinische Fortschritt und die demographische Entwicklung automatisch eine Fallzahlerhöhung zur Folge hat und dies zukünftig weiter zu finanziellen Mehrbelastungen für Krankenhäuser führt, ohne auskömmliche Finanzierung durch die Krankenkassen.

Fehlende Investitionsfinanzierung in der Krankenhauslandschaft
Ein weiterer Schwerpunkt in dem Austausch mit Frau Dr. Thissen war die mangelnde Investitionsfinanzierung durch das Land. Das Klinikum benötigt eine Rendite von 3-5 Prozent zum Erhalt der Struktur, erhält aus Landesmitteln allerdings nur einen geringen Betrag um die Investitionen dauerhaft zu sichern. Die fehlende Investitionsrate muss aus Eigenmitteln oder über Banken fremdfinanziert werden. Für den Bereich der Rehabilitation im Klinikum Bad Bramstedt wird die Errichtung und Instandhaltung der Gebäude und Patientenzimmer gar nicht gefördert, sondern komplett durch den Krankenhausträger finanziert. Aus dieser Konstellation heraus, ergibt sich eine enorme Kostenbelastung, die nur durch positive Jahresergebnisse zu finanzieren ist. Bei den politischen Rahmenbedingungen wird dies für Krankenhäuser zunehmend schwerer realisierbar. „Ich kann sagen, dass mittlerweile jeder 9. Euro in die Unterhaltung der Immobilie und in die Infrastruktur des Klinikums einfließt. Bedauerlich ist, dass in der wirtschaftspolitischen Förderung des Landes Schleswig- Holstein für den wichtigen Gesundheitssektor „Rehabilitation“, keine Mittel zur Förderung vorgesehen sind. Wiederum sind die Rehabilitationseinrichtungen aber wichtige und große Arbeitgeber und erwirtschaften ihr Bruttoinlandsprodukt und stärken somit die Wirtschaft in Schleswig-Holstein.“, so der Geschäftsführer Jens Ritter.

Die Kurstadt und das Moor
Der dritte Schwerpunkt des Gedankenaustausches mit Frau Dr. Thissen und der Geschäftsleitung des Klinikums Bad Bramstedt beschäftigte sich mit dem Aufwand für die Bewirtschaftung und Gestaltung des Kurgebietes Bad Bramstedt sowie dem Erhalt des ortsgebundenen Heilmittels „Moor“. Das Klinikum verweist darauf, dass für den Betrieb und Bewirtschaftung des Kurgebietes und des Moorbades aus den vorhandenen Pflegesätzen, keine Mittel eingesetzt werden können. Die Einnahmen für die Anwendung des ortsgebundenen Heilmittels decken zurzeit nicht die laufenden Kosten. Obwohl das Klinikum durch dieses Angebot selbst erst die Voraussetzungen für die Erhebung kommunaler Abgaben schafft, wird es auch selbst durch die Kommune zur Zahlung herangezogen. Die Stadt darf darauf wiederum nicht verzichten. Die Abgabe belastet zusätzlich die Einrichtung. Frau Dr. Thissen zeigte sich über die Komplexität und die Zusammenhänge der zu lösenden wirtschaftlichen Herausforderungen beeindruckt und versprach einige Gedanken in politische Entscheidungsprozesse mit einzubringen.

Das Klinikum Bad Bramstedt
Die Klinikum Bad Bramstedt GmbH ist ein gemeinnütziger Konzern mit 3 Standorten in Schleswig-Holstein und Hamburg mit insgesamt 1.100 Mitarbeitern. Das Klinikum vereint zehn Fachkliniken unter einem Dach. Jährlich lassen sich über 13.000 Patienten im Klinikum behandeln davon etwa 7.000 im Rehabilitationsbereich und ca. 6.000 im Klinikbereich. Insgesamt umfasst das Klinikum 209 Krankenhaus- und 400 Rehabilitationsbetten. Der Behandlungsschwerpunkt liegt auf Erkrankungen des gesamten Stütz- und Bewegungsapparates und der operativen Versorgung von Gelenk-, Wirbelsäulen-, Handund Fußerkrankungen. Als eine sogenannte „combined unit“ vereint das Klinikum unterschiedliche, fachübergreifende Methoden und Therapieansätze zur Behandlung dieser Krankheiten unter einem Dach.

Damit ist das Klinikum Bad Bramstedt ein Kompetenzzentrum für die Behandlung von Gelenk-, Wirbelsäulen-, Muskel-, Nerven- und Gefäßerkrankungen. Das Klinikum Bad Bramstedt ist akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) und Mitglied des 6K-Klinikverbundes Schleswig-Holstein. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der modernen Medizin ergänzen sich im Klinikum optimal mit den langjährigen Erfahrungen im Bereich der Naturheilkräfte. Seit Jahrhunderten wird in Bad Bramstedt das Moor für die Behandlung rheumatischer Leiden angewendet. Eine Besonderheit des Klinikums ist das geräumige Moor- Rundbecken, in dem sich zeitgleich 8 Personen aufhalten und die positiven Wirkungen des Moores erfahren können. Das mit 14.000 Litern gefüllte Rundbecken ist in seiner Form einzigartig in Deutschland.