Bad Segeberg (em) Nachdem die Zahlen der Bewerber und der Ausbildungsstellen zuvor angestiegen waren, sind sie in diesem Jahr wieder etwas rückläufig. Noch verzeichnet die Arbeitsagentur insgesamt mehr Bewerber als Stellen.
Mit gutem Schulzeugnis ist die Ausbildungsplatzsuche meistens erfolgreich.
„Immer mehr Schüler gehen auf weiterführende Schulen und machen das Abitur. Sie fehlen zunehmend als Bewerber für die betriebliche Ausbildung. Auch wenn die Azubisuche schwieriger wird, danke ich für die weiterhin hohe Ausbildungsbereitschaft der Betriebe unserer Region.
Immer mehr Ausbildungsbetriebe engagieren sich auf Berufsmessen, bieten Praktika an oder kooperieren mit Schulen. Dieses Engagement ist der richtige Weg!“, sagte Thomas Kenntemich, Leiter der Agentur für Arbeit Elmshorn.
„Die Arbeitsagentur und das Jobcenter, der Kreis Segeberg und die Schulen kooperieren eng mit dem Ziel, dass möglichst jeder Jugendliche die Schule mit einer beruflichen Perspektive verlässt. Dieses gute Netzwerk wollen wir weiter ausbauen. Außerdem unterstützen wir die vielen lokalen Aktivitäten und Netzwerke.“
Die Zahl der insgesamt gemeldeten Bewerber und der Stellen ist zum Vorjahr etwas rückläufig und liegt damit wieder näher am Niveau von 2013.
Bei der Berufsberatung im Kreis Segeberg haben sich im vergangenen Beratungsjahr (Oktober 2014 bis September 2015) 1.628 Jugendliche als Ausbildungsbewerber/innen gemeldet.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind dies 20 oder 1,2 Prozent weniger.
Die Ausbildungsbetriebe im Kreis gaben im gleichen Zeitraum 1.393 Ausbildungsstellen zur Besetzung auf. Dies sind 35 oder 2,5 Prozent weniger als im vorherigen Beratungsjahr.
Besonders günstig bleibt die Situation für Ausbildungsplatzsuchende in der Stadt Norderstedt, auch wenn die Zahl der Ausbildungsstellenmeldungen zuletzt etwas zurückging. Hier kamen statistisch gesehen - auf jeden Bewerber 1,5 Ausbildungsstellen. Insgesamt 346 Ausbildungsbewerber/innen meldeten sich in der Stadt bei der Berufsberatung (+20 zum Vorjahr). Die Norderstedter Ausbildungsbetriebe gaben 506 Ausbildungsplätze zur Besetzung auf (-77 zum Vorjahr). Ende September waren noch 16 Ausbildungsstellen unbesetzt und 20 Jugendliche ohne eine Ausbildung oder eine berufliche Alternative.
Die überwiegende Zahl der Jugendlichen, die sich als Bewerber/in bei der Berufsberatung meldeten, hatte einen Realschul- (39,9 Prozent) oder einen Hauptschulabschluss (35,3 Prozent). Einen Fachhochschulabschluss oder Abitur besaßen 21,2 Prozent der Ausbildungssuchenden.
Auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz meldeten sich 696 junge Frauen. Ihr Anteil lag damit bei 42,8 Prozent. Frauen streben öfter eine schulische Ausbildung oder ein Studium an. Sie melden sich dann häufig bei der Berufsberatung zu einer Beratung, nicht aber als Ausbildungssuchende.
Unter den TOP-10 der gemeldeten Ausbildungsstellen waren im Kreis vor allem die Kaufleute im Einzelhandel, im Büro und im Groß- und Außenhandel, Fachkräfte Lagerlogistik, sowie Verkäufer/innen und Köche/innen zu finden. Auch von den Bewerberinnen und Bewerbern wurden vorrangig viele dieser Berufe gesucht. Ausbildungen zum Elektroniker/in Energie/Gebäudetechnik, Anlagenmechaniker/in Sanitär-/Heizungs- und Klimatechnik oder zum/r Friseur/in standen hingegen nicht genügend Interessenten gegenüber.
Angebot und die Nachfrage passten in den meisten Fällen zusammen. Einige Ausbildungsstellen blieben jedoch unbesetzt, während gleichzeitig noch junge Menschen Schwierigkeiten beim Einstieg in eine Ausbildung haben. Häufig stimmen Berufswünsche und Qualifikationsprofil nicht mit den Anforderungen der Ausbildungsbetriebe überein oder die erforderliche Ausbildungsreife fehlt noch. Einige Betriebe und auch manche Bewerber stellten ihre Suche wegen fehlender, passender Angebote ein und hoffen auf das kommende Jahr.
Zum Ende des Beratungsjahres gab es im September 84 unversorgte Ausbildungsbewerber/innen im Agenturbezirk. Dies sind 41 Personen weniger als im Vorjahr. Häufig gesucht waren noch passende Ausbildungsplätze im kaufmännischen Bereich und im Einzelhandel.
Den Bewerbern standen Ende September noch 68 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber, 15 weniger als im Vorjahr. Offene Ausbildungsmöglichkeiten gab es noch vor allem im Lebensmitteleinzelhandel, in der Gastronomie und in einigen Handwerksbetrieben.
Thomas Kenntemich rät davon ab, die Suche auf das nächste Jahr zu vertagen und begrüßt die wachsende Bereitschaft, vermeintlich schulisch schwächeren Schülern eine Chance zu geben: „Viele Ausbildungsbetriebe machen die Erfahrung, dass Zeugnisnoten nicht alle Fähigkeiten der Jugendlichen wiederspiegeln. Für eine erfolgreiche Ausbildung unterstützen wir Jugendliche und Betriebe mit unserem kostenfreien Angebot an zusätzlichem Unterricht und Begleitung.“
Mit ausbildungsbegleitenden Hilfen und der neuen Assistierten Ausbildung hilft die Arbeitsagentur die mögliche Kluft zwischen Anforderungen der Betriebe und den Voraussetzungen der Jugendlichen zu überwinden. Umfassende Unterstützungsangebote, Nachhilfe und sozialpädagogische Betreuung flankieren dabei eine reguläre betriebliche Berufsausbildung.
Die Agentur für Arbeit bietet falls notwendig auch Alternativen zum direkten Ausbildungseinstieg an. Über Langzeitpraktika in Form von Einstiegsqualifizierungen (EQ) bekommen unvermittelte Bewerberinnen und Bewerber die Chance später in eine betriebliche Ausbildung oder sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu wechseln. Rund 200 Jugendliche waren noch nicht ausbildungsreif und werden in Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen für die Ausbildung im nächsten Jahr fit gemacht. Darüber hinaus erhielten bislang 19 Jugendliche, die Chance zu einer außerbetrieblichen Berufsausbildung.
Im Hinblick auf den in 2016 aus den Schulen kommenden doppelten Abiturjahrgang bereitet sich die Arbeitsagentur auf steigende Beratungsanfragen vor.
„Aufgrund der besonderen Situation ist es ratsam, sich frühzeitig um die Ausbildungs- oder Studienwahl zu kümmern - dies gilt für Schulabgänger aller Schulzweige. Die Arbeitsagentur bietet individuelle und neutrale Beratung zu allen Ausbildungs- und Studiengängen sowie Überbrückungsmöglichkeiten an“, appelliert Thomas Kenntemich und sieht gleichzeitig Möglichkeiten für Unternehmen: „Ausbildungsbetriebe sollten jetzt die Chance nutzen, junge Menschen mit guten schulischen Qualifikationen für sich zu gewinnen. Dabei unterstützen wir gern.“