Bad Segeberg (em) Dass Feiern nicht im Vollrausch enden muss, wird offenbar immer mehr jungen Menschen in Segeberg bewusst. Nach einer aktuellen Auswertung der AOK NordWest wurden in 2014 insgesamt 47 Jugendliche im Alter von 12 bis 20 Jahren mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Das sind 4,1 Prozent weniger als im Vorjahr (49). 2012 waren es noch 62 stationäre Behandlungen.

"Das ist erfreulich, aber noch kein Grund zur Entwarnung, denn mit einer hohen Dunkelziffer bleibt Alkohol Suchtmittel Nummer eins bei den jungen Menschen und darf daher nicht bagatellisiert werden", sagt AOK-Niederlassungsleiter Holger Vollmers aus Bad Segeberg.

Die rückläufige Entwicklung ist besonders bei den jungen Menschen im Alter von 18 Jahren auffällig. Hier ist die Zahl der Krankenhauseinweisungen in 2014 wegen akutem Alkoholrausch im Vergleich zu 2013 um fast 85,3 Prozent zurückgegangen.

Die schlechte Nachricht: Bei den 15 und 19-Jährigen hingegen ist der exzessive Alkoholmissbrauch gestiegen. Die Zahl der stationären Behandlungen in 2014 nahm in dieser Altersgruppe im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 270 Prozent zu. "Diese Zahlen zeigen, dass wir nicht nachlassen dürfen, jungen Menschen über die Gefahren des Rauschtrinkens aufzuklären. Früher Alkoholkonsum kann zu langfristigen Gesundheitsschäden führen und erhöht die Gefahr, später abhängig zu werden", sagt Vollmers.

Dr. Regina Kostrzewa, Geschäftsführerin der Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein e. V. (LSSH) warnt ebenfalls davor, bei der Prävention nachzulassen. "Auch unsere aktuellen Erkenntnisse zeigen, dass Prävention mit dem Ziel, einen kompetenten Umgang mit Alkohol zu bewirken, unbedingt fortgesetzt werden muss", so Dr. Regina Kostrzewa. Auch die jüngeren Altersgruppen seien besonders gefährdet, da gerade bei den unter 16-Jährigen die Hirnentwicklung durch Rauschtrinken besonders beeinträchtigt werden könne, so Dr. Kostrzewa. Ein besonderes Augenmerk sollten die Suchtpräventionsfachkräfte darüber hinaus auf Mädchen haben, bei denen Rauschtrinken nachweislich signifikant häufiger auftrete.

Als positives Beispiel nennt AOK-Niederlassungsleiter Holger Vollmers aus Bad Segeberg das landesweiten AOK-Präventionsprogramm ‚AlcoMedia Voll das Leben!‘ von AOK und LSSH. Dabei werden Jugendliche in Schleswig-Holsteins Schulen über Ursachen und Folgen eines riskanten Alkoholkonsums informiert und können dabei ihren eigenen Umgang mit Alkohol reflektieren. Dies erfolgt durch den Einsatz spezieller Applikationen (App) an Computer-Tablets. So durchlaufen die Schüler einen medienübergreifenden Parcours mit verschiedenen Stationen. Im gemeinsamen Dialog mit Lehrern und den Suchtexperten vor Ort erörtern sie ihren derzeitigen und zukünftigen Umgang mit Alkohol.