Bad Segeberg (em) Viele Wege führen zum Kalkberg in Bad Segeberg. Aber vor allem die Fledermaus-Routen sollten besondere Kriterien erfüllen. Oft müssen die nachtaktiven Tiere große Umwege fliegen, um ihr Ziel die Höhlen im Inneren des Berges zu erreichen. Ihr größter Feind auf der Strecke dabei: Das Licht. Eine wichtige Fledermausflugroute zwischen dem Überwinterungsquartier Kalkberghöhlen und den Sommerlebensräumen verläuft entlang des Nelkengrabens zwischen Kaiser-Lothar-Allee und Nelkenweg.
Die Stadt Bad Segeberg und der Kreis Segeberg wollen den Tieren nun mit einem beispielhaften und bisher in der Region einzigartigem Gemeinschaftsprojekt sprichwörtlich „unter die Flügel greifen“ und ihren Lebensraum erweitern beziehungsweise sichern. Die „Vertragliche Vereinbarung zur Anlage eines Dunkelkorridors am Nelkengraben in Bad Segeberg“ haben Landrat Jan Peter Schröder und Bad Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld jetzt unterzeichnet. „Damit machen wir Zukunft“, sagte der Landrat. „Aus ökologischer, aber auch aus planerischer Sicht“, ergänzte Antje Langethal, Amtsleiterin Bauen und Umwelt bei der Stadt.
Ziel ist es, einen „Dunkelkorridor“ als abgesicherten Flugweg entlang des Nelkenbaches weiter zu entwickeln, so dass geplante Bau- und Erweiterungsvorhaben keine negativen Auswirkungen mehr auf die An- und Abwanderungswege der Fledermäuse zum Kalkberg hervorrufen.
Der rund 500 Meter lange Schutzstreifen entlang des Nelkengrabens ist in vier Abschnitte unterteilt. Zu den geplanten Maßnahmen in Abschnitt I gehören unter anderem ein neu angelegter Gehölzstreifen an der nordwestlichen Grenze. Er soll das Umgebungslicht schlucken und den Flugweg verdunkeln. Die Herrichtung übernimmt der Kreis Segeberg auf eigene Kosten. Sie soll bis zum 31. März 2019 abgeschlossen sein. Die Flächen gehören dem Kreis und werden derzeit landwirtschaftlich genutzt.
Auch das Areal in Abschnitt II gehört überwiegend dem Kreis, ein kleinerer Teilabschnitt der Stadt. Sie errichtet in diesem Bereich auf eigene Kosten einen Abschirmstreifen, der entsprechend der artenschutzrechtlichen Vorgaben als Knick hergestellt wird. Damit südlich und östlich des Nelkengrabens gebaut werden kann, sollen auf Flächen des Kreises (Abschnitt III) weitere Gehölze gepflanzt werden, die schließlich den „Dunkelkorridor“ bilden und die Flugroute vor Lichteinflüssen abschirmen.
Im Bereich des Berufsbildungszentrums (Abschnitt IV) soll das Beleuchtungskonzept weiter den Bedürfnissen der Fledermäuse angepasst werden. So sollen die Leuchten am Nelkengraben beispielsweise auf die Wegeseite versetzt werden, wobei der Lichtkegel vom Nelkengraben abgewendet werden soll. Auch das Farbspektrum der Leuchten soll den Bedürfnissen der Fledermäuse angepasst werden. Rund um den bestehenden Parkplatz sollen verschiedene Gehölze in drei Reihen gepflanzt werden.
Die Kalkberghöhlen gehören zu den bedeutendsten Überwinterungsquartieren für Fledermäuse in Mitteleuropa. Sie sind deshalb von der Bundesrepublik Deutschland als Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet gemeldet worden. Dabei handelt es sich um ein Schutzgebiet für Natur und Landschaft von europäischer Bedeutung. Zudem hat der Kreis Segeberg den Kalkberg und die Kalkberghöhlen schon Mitte der neunziger Jahre durch eine Naturdenkmalverordnung erneut geschützt. Auch die Tiere selbst stehen unter Naturschutz.
Im Wesentlichen brauchen Fledermäuse drei Dinge: ein geeignetes Versteck, um den Tag zu überdauern, einen geeigneten Jagdlebensraum, um Insekten zu erbeuten, und geeignete Flugstraßen zwischen Versteck und Jagdlebensraum bzw. Winterquartier und Sommerlebensräumen. So eine Flugstraße wird auch als „Dunkelkorridor“ bezeichnet und soll nun am Nelkengraben durch Gehölzanpflanzungen auf lange Sicht gesichert werden.
Foto: Vertragsunterzeichnung Bürgermeister Dieter Schönfeld und Landrat Jan Peter Schröder
Kreis Segeberg
„Dunkelkorridor“ für Fledermäuse entlang des Nelkengrabens

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