Bad Segeberg. Die Senioren-Union Segeberg reagiert mit scharfer Kritik auf die jüngsten Äußerungen von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Dieser hatte in einem SPIEGEL-Interview ein verpflichtendes soziales Jahr für alle Rentnerinnen und Rentner ins Gespräch gebracht.
„Dieser Vorschlag ist nicht nur praxisfern, sondern auch respektlos gegenüber einer Generation, die unser Land über Jahrzehnte aufgebaut hat“, betont Ursula Michalak, Kreisvorsitzende der Senioren-Union. „Wir reden hier über Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet, Familien großgezogen, Steuern gezahlt und das Gemeinwesen getragen haben. Sie im Alter zu staatlich verordneten Zwangsdiensten heranzuziehen, widerspricht jeder Vorstellung von Gerechtigkeit.“
Die Senioren-Union verweist auf die bereits heute enormen Beiträge älterer Menschen zum Gemeinwesen: unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit in Vereinen, Kirchen, Nachbarschaften und Pflegeinitiativen. Hinzu kommt das Engagement in kommunalen Parlamenten und Gremien – viele Seniorinnen und Senioren arbeiten als Stadt- oder Gemeindevertreter, in Seniorenbeiräten oder anderen politischen Funktionen. „Dieses Engagement ist ein unschätzbarer Beitrag zur Demokratie und lebt von Freiwilligkeit und Verantwortungsbewusstsein – nicht von staatlichem Druck“, so Michalak weiter.
Darüber hinaus warnt die Senioren-Union vor den sozialen und rechtlichen Folgen einer solchen Maßnahme. „Viele Ältere sind gesundheitlich eingeschränkt, viele pflegen ihre Partner oder kümmern sich um Enkelkinder. Auch diese Leistungen sind Formen gesellschaftlicher Verantwortung, die nicht durch ein staatliches Pflichtjahr ersetzt werden können. Ein verpflichtendes Sozialjahr für Rentner wäre ein Irrweg – rechtlich wie gesellschaftlich. Ein Staat, der seine Älteren zu Dienstpflichten zwingt, verspielt Vertrauen und gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
Statt Zwangsmodellen fordert die Senioren-Union eine Stärkung und Anerkennung des freiwilligen Engagements:
- bessere finanzielle Unterstützung für Vereine, Initiativen und Selbsthilfegruppen,
- Anerkennung und Wertschätzung des Ehrenamts etwa durch Vergünstigungen oder Auszeichnungen,
- mehr Beratung und Vermittlung, damit Seniorinnen und Senioren leichter passende Einsatzfelder finden können,
- Entlastungsangebote für pflegende Angehörige, die bereits heute eine tragende Rolle im sozialen Gefüge übernehmen.
„Ältere Menschen sind bereit, Verantwortung zu übernehmen – aber freiwillig und mit Freude. Wer dieses Engagement fördern will, muss Rahmenbedingungen verbessern, nicht Zwangsdienste einführen“, stellt Ursula Michalak klar.