Henstedt-Ulzburg. Auf der Rutsche kamen die Kinder mit strahlenden Gesichtern im Sekundentakt heruntergesaust. Mit der Seilbahn glitten die Mädchen und Jungen freudig über den Platz. Vom Mini-Bolzplatz war alle paar Minuten Torjubel zu hören. Auf dem Parcours, der Slackline, dem Federtisch und dem Gummi-Federwipper wurde die Balance getestet. Beim rollstuhlgerechten Sandbagger, dem Sandmischer, der Sand-Spiel-Tischkombination, der Sandliege oder auch den Sandflächen wurde emsig gebuddelt.
An den verschiedenen Kletteranlagen wurde gekraxelt und sich entlang gehangelt. Und stand zwar manch ein Erwachsener kurz vor dem Kletterturm und wusste nicht, wofür die zwei nebeneinander liegenden Rohre sind, so zeigten ihm die spielenden Kinder schnell, dass es sich dabei um eine Rutsche handelt. Bei der Eröffnung des Platzes der Kinderrechte an der Straße Dammstücken – der als inklusiver Spielplatz Möglichkeiten für wirklich alle bietet – herrschte reger Betrieb. Rund 500 Gäste kamen über den Nachmittag verteilt, um sich die vielfältigen Möglichkeiten anzuschauen. Moderiert wurde die Eröffnungsfeier von Reinier Haenen, der neben seiner Assistentin „Maribel“ auch noch seinen felligen Freund, den lebendigen Teddybären „Pippeloentje“, mitgebracht hatte.
„Hier ist wirklich etwas ganz Besonderes entstanden. Wir stehen auf dem ersten fest eingerichteten Platz der Kinderrechte im Kreis Segeberg! Man kann den Aspekt der Kinderrechte nicht häufig genug betonen. Ich verstehe diesen Platz auch als Aufforderung, die Rechte von Kindern mit und ohne Beeinträchtigungen noch konsequenter in den Blick zu rücken – und er zeigt, wie ernst diese in unserer Gemeinde genommen werden“, sagte Bürgermeisterin Ulrike Schmidt. „Dieses Projekt ist aber auch deswegen so besonders, weil hier das Thema Inklusion auf verschiedenen Ebenen mitgedacht wurde. Der neugestaltete Spielplatz ist ein Treffpunkt für Jung und Alt. Er hat Aufenthalts- und Bewegungsräume sowie Spielmöglichkeiten für Menschen mit und ohne Behinderung.“ Wie sie in ihrer Eröffnungsansprache erklärte, sei es einer Vielzahl von Beteiligten zu verdanken, dass dieser ganz besondere Spielplatz Wirklichkeit geworden ist. Dazu gehöre der Henstedt-Ulzburger Ortsverband des Kinderschutzbunds und allen voran dessen Vorsitzende Sylvie Manke. Gemeinsam mit Annegret Horn von der Fachstelle Kinderschutz im „Sachgebiet Kinder und Jugend“ der Gemeinde habe sie den Platz der Kinderrechte als ein Herzensprojekt vorangetrieben. Bei der Frage, wo dieser entstehen könnte, habe Anne Neufert aus dem Sachgebiet „Grünplanung und Umwelt“ den in die Jahre gekommenen Spielplatz Dammstücken ins Spiel gebracht, auch um den bereits lange in der Politik gehegten Wunsch nach einem Themenspielplatz in Henstedt-Ulzburg gerecht zu werden. Federführend kümmerte sie sich gemeinsam mit Bianca Lwila aus dem Sachgebiet „Ortsplanung und Gemeindeentwicklung“ um die weiteren Planungen. So sei eine groß angelegte Beteiligung gestartet worden. „Wie dieser neue Platz aussehen soll, das konnten die Mädchen und Jungen aus Henstedt-Ulzburg mitentscheiden. Denn natürlich wurde bei der Planung bereits ein wichtiges Kinderrecht berücksichtigt: Das Recht der Beteiligung! Viele Nachbarskinder und vor allem die umliegenden Kindertagesstätten und der Hort wurden befragt. Auch das Kinder-und Jugendparlament hat sich mit eingebracht“, erklärte Ulrike Schmidt. „Und da es ein Spielplatz für wirklich alle werden sollte, durften auch die Inklusionsbeauftragten für Menschen mit Behinderung und der Beirat Inklusion nicht fehlen.“ Für die Ausgestaltung zuständig waren das Ingenieurbüro für Garten- und Landschaftsarchitektur Andreas Knoll sowie die bauausführende Firma Travepark. Die Firma Stockundstein hat individuell angefertigte Spielgeräte verbaut. Auch dankte die Bürgermeisterin der Gemeindepolitik, die durch ihre Beschlüsse dieses Projekt ermöglicht hat, sowie den Fördermittelgebern: Von der Europäischen Union gibt es aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) über die AktivRegion Alsterland Mittel in Höhe von 150.000 Euro und aus dem Investitionsförderprogramm 2019 – 2028 des Kreises gab es einen Zuschuss in Höhe von 50.000 Euro. Insgesamt hat die Errichtung des Platzes der Kinderrechte als inklusiver Spielplatz die Gemeinde circa 880.000 bis 890.000 Euro brutto gekostet. Die Bürgerstiftung, die VR Bank in Holstein sowie der Ortsverband des Kinderschutzbunds haben zudem Bänke gestiftet und auch das Eingangstor kommt vom Kinderschutzbund. Für die Eröffnung hatten Edeka Getränke und „Christina‘s Kuchen und Torten“ Kuchen gespendet.
„Ich sehe hier viele strahlende Kinderaugen. Kinder, die schon voller Vorfreude darauf warten, die neuen Geräte auszuprobieren, zu klettern, zu rutschen, gemeinsam zu spielen. Aber dieser Platz ist mehr als ein Ort zum Spielen. Er ist ein Versprechen: Das Versprechen, dass Kinderrechte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern gelebt werden – mitten im Alltag, mitten in unserer Gemeinde“, freute sich Sophia Schiebe, die als Landesvorsitzende des schleswig-holsteinischen Kinderschutzbunds ein Grußwort zur Eröffnung sprach. „Möge dieser Platz ein Ort sein, an dem Kinder lachen, spielen, streiten und wieder Frieden schließen. Ein Ort, an dem Erwachsene lernen, genau hinzuhören. Ein Ort, der uns immer wieder daran erinnert: Kinder haben Rechte und es ist unsere Aufgabe, sie zu schützen und zu verwirklichen.“ Sylvie Manke dankte im Anschluss allen Beteiligten herzlich dafür, die das Projekt ermöglicht haben – und hob insbesondere das über 30-jährige Engagement in der Kinderschutzarbeit von der 2023 verstorbenen Heidi Dick und von Ilonka Gieb, die aus gesundheitlichen Gründen nicht vor Ort sein konnte, hervor. Für Beide hat der Ortsverein auf dem Platz der Kinderrechte zwei Ehrenbänke errichtet. Auch Uta Herrnring-Vollmer, Inklusionsbeauftragte für Menschen mit Behinderung, bedankte sich im Namen des Beirats Inklusion und der Inklusionsbeauftragten, bei allen, die zu der Errichtung des inklusiven Spielplatzes Dammstücken beigetragen haben. „Hier können Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam spielen, erleben und lernen. Hier werden Barrieren abgebaut – und Rechte sichtbar gemacht. Es ist ein Ort, an dem auch die Eltern- und Großelterngeneration mitgedacht wurde“, erklärte sie. „Dieser Platz zeigt: Inklusion hört nicht beim Spielgerät auf. Sie bedeutet, dass alle Generationen einen Platz finden, um Zeit miteinander zu verbringen.“ Nachdem die Rednerinnen gemeinsam mit dem neunjährigen Rollstuhlfahrer Josh feierlich die Inklusionsschaukel enthüllt hatten, galt der Platz der Kinderrechte als offiziell eröffnet.
„Mir gefällt der neue Spielplatz sehr gut“, sagte beispielsweise der siebenjährige Alexander, bevor er gemeinsam mit seiner sechsjährigen Schwester Anna die verschiedenen Balken und Pfähle des Balanceparcours entlang kletterte. Die Beiden testeten sich genauso wie viele andere Kinder durch die verschiedenen Spielmöglichkeiten. Und wer an dem Tag Gefallen an den Spielgeräten gefunden, noch nicht alles zu erkunden geschafft haben sollte oder gar nicht zur Eröffnung kommen konnte, dem sei gesagt: Der (Spiel)-Platz der Kinderrechte steht ab sofort allen offen!
Foto: Sören Reinecke und Anne Fuchs vom Beirat Inklusion gemeinsam mit der Bürgermeisterin Ulrike Schmidt, Mirjam Dean und ihrem Sohn Josh, der Inklusionsbeauftragten Uta Herrnring-Vollmer, der Kinderschutzbund-Landesvorsitzenden Sophia Schiebe und der Kinderschutzbund-Ortsvereinsvorsitzenden Sylvie Manke (von links) bei der Eröffnung.